Sonderbeitrag: Fahrer Walter Schneider

Der Soldat Walter Schneider wurde am 01.02.1890 in der bayerischen Landeshauptstadt München geboren. Er war geprüfter Lehramtskandidat, also angehender Lehrer. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Fahrer in der 8. Reserve-Artillerie-Munitions-Kolonne der 8. Reserve- Munitions-Kolonnen-Abteilung. Am 28.03.1915 fiel er während der Kämpfe in den Vogesen im Alter von 25 Jahren bei Breitenbach (französisch: Breitenbach-Haut-Rhine).

Man begrub Walter Schneider auf dem Soldatenfriedhof Breitenbach in Block 4, Grab 3.

Der alte Grabstein von Walter Schneider auf dem Soldatenfriedhof Breitenbach

Sonderbeitrag: Hauptmann Friedrich Hollenbach

Der Soldat Friedrich Hollenbach wurde am 14.07.1877 in der bayerischen Gemeinde Werneck geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Hauptmann in der 6. Kompanie des 18. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments. Er war vom 16. bayerischen Infanterie-Regiment dorthin abkommandiert worden. Am 20.02.1915 fiel er während der 1. Schlacht bei Münster im Alter von 43 Jahren. Er wurde bei Mühlbach (französisch: Muhlbach-sur-Munster) getötet.

Über den Todestag und die Todesumstände von Friedrich Hollenbach berichtet die Regimentsgeschichte des 18. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments:

„Die unübersichtlichen Geländeverhältnisse und die weit auseinandergezogenen Kompanien waren Grund dafür, dass diese Rückwärtsbewegung erst in der Frühe des 20. Februar vollendet war. Die Stellung verlief von Punkt 553 am Ostrand des Wäldles bis Steinbruch südlich Meyerhof. Bei einem schneidend kalten Wind graben sich die Leute mühsam mit dem kleinen Schanzzeug in den hartgefrorenen, felsigen Boden ein. Schon im Laufe der Nacht gelingt es, knietiefe einzelne Schützenlöcher herzustellen.

Der Gefechtsstand des Regiments wurde nach Mühlbach verlegt. Ein Panzerzug brachte im Laufe der Nacht Pioniermaterial und Nahkampfmittel vor. Es galt den Ausbau der gewonnenen Stellung so rasch als möglich und mit allen Kräften zu fördern. Die Verstärkungsarbeiten konnten nur mit größter Vorsicht vorgenommen werden. Der unruhig gewordene Feind hält die Linie Mönchberg-Reichackerkopf-Sattel-Klitzerstein-Tännle-Gaschneykopf besetzt.

Die Kämpfe um Muhlbach hatten dem Regiment die ersten schweren Verluste gebracht. Hauptmann Hollenbach 6./18, Feldwebel Breitschaft 1/18 fielen im Gefecht, Hauptmann Freiherr von Pechmann 2./18 wurde tödlich verwundet, mit ihnen starben oder sind ihren Todeswunden erlegen 42 Unteroffiziere und Mannschaften. Verwundet wurden Leutnant der Reserve Buchert 5./18 und Drexel 8./18 und die beiden Bataillonsadjutanten Leutnant Freiherr von Speidel I./18, Leutnant der Reserve Anton Weinberger II./18, mit ihnen 110 Unteroffiziere und Mannschaften, ungezählt eine große Anzahl Leichtverwundeter, die bei der Truppe verblieben. Der Friedhof von Mühlbach nahm eine allzugroße Zahl braver 18er auf!“

Man begrub Friedrich Hollenbach zunächst in Mühlbach (französisch: Muhlbach-sur-Munster). Nach dem Ersten Weltkrieg wurden seine Gebeine auf den Soldatenfriedhof Breitenbach in Block 5, Grab 47 umgebettet.

Das heutige Grab von Friedrich Hollenbach auf dem Soldatenfriedhof Breitenbach
Das heutige Grab von Friedrich Hollenbach auf dem Soldatenfriedhof Breitenbach
Ein altes Foto des Grabes von Friedrich Hollenbach in Mühlbach

 

Sonderbeitrag: Gustav Hartmann

Der Soldat Gustav Hartmann wurde am 13.10.1885 in der niedersächsischen Gemeinde Wollershausen geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant der Reserve in der 3. Kompanie des 74. Reserve-Infanterie-Regiments. Am 15.06.1915 fiel er im Alter von 29 Jahren während der Kämpfe in den Vogesen bei Breitenbach (französisch: Breitenbach-Haut-Rhin) im Münstertal.

Über den Todestag und die Todesumstände von Leutnant Gustav Hartmann berichtet die Regimentsgeschichte des 74. Reserve-Infanterie-Regiments:

„Der Angriff auf Metzeral

15. bis 21. Juni 1915

In dieser Nacht gibt es in Nachbarabschnitten französische Überläufer. Sie erzählen davon, dass für den 15. Juni ein Angriff geplant sei. Sogar die Stunde geben sie an. Wenn das stimmt, so kann das ja ein heiterer Tag werden.

Am frühen Morgen ist noch alles ruhig. Auf beiden Seiten. Dann fängt unsere Artillerie an. Sie hat sich für heute viel vorgenommen. Gegen 7 Uhr saust der erste schwere Brocken zum Franzmann hinüber. Krachend fährt er ins Gelände und wirft Steine, Sand und Eisenstücke bis in unsere Stellung. Wir natürlich alle Mann an die Schulterwehr. Gespannt beobachten wir. Wenn einer richtig „sitzt“, dann gibt es lebhaften Beifall. Sonst heißt es mit Bedauern „Zu weit“ oder „schade zu kurz“. Gegen 12 Uhr halten unsere Geschütze ein. Es ist eine Feuerpause bis 2 Uhr vorgesehen.

Auf der Gegenseite bleibt noch alles ruhig.

Schon wollen wir uns ein wenig im Graben langmachen, da kommt die Meldung, dass sich die Franzosen hinter unserer alten Feldwache zum Sturm aufstellen. Wir packen die Knarre, stellen uns an die Schießscharten und warten der Dinge, die da kommen sollen. Noch aber rührt sich nichts.

Um 2 Uhr beginnen unsere Batterien ein vorher festgelegtes Wirkungsschuießen. Nun fängt aber auch der Franzmann an. Mit allen Kalibern! Aus der festung Epinal schickt er 25-cm Granaten herüber! Wir kennen sie an dem hohlen Sausen. Wums! Die Erde zittert. Hoch in die Lüfte schlägt ein Fichtenstamm Purzelbäume. Ein Sprühregen von Erde und Steinen prasselt auf uns nieder. Jetzt eine Mine. Achtung, Köpfe weg! Rums! Kurz hinter uns hat sie eingehauen. Eine schwefelgelbe Wolke zieht über uns weg. Wir husten, halten den Atem an. Und äugen! Ritsch bum! So ein gemeiner Ratscher witscht haarscharf über den Graben. Noch dazu aus der Flanke. Diese Biester!

Bald entsteht ein solcher Höllenlärm, dass wir unser eigenes Wort nicht verstehen. Bäume splittern, Felsen werden in Atome zertrümmert, alles kracht und birst um uns her. Für Augenblicke ducken wir den Kopf, im nächsten haben wir ihn schon wieder an der Schießscharte. Links von uns ein Volltreffer. Markerschütternde Schreie. Aber wir dürfen nicht weg, dürfen die Augen nicht abwenden von da drüben.

Wie lange schon dauert die Hölle? Die Sonne steht schon im Westen. Also muss es spät am Nachmittag sein. Wir haben keine Zeit, auf die Uhren zu sehen. Es ist ja auch so gleichgültig.

Und seltsam. Je länger das Toben dauert, je wüster es wird, desto kälter wird unser Blut. Zu ändern ist ja doch nichts dran. Einmal hört es auf! Ob wird erleben, ist eine zweite Frage. Aber wenn wirs erleben, dann sollen sie uns auch da finden, wo wir hingehören. Sie sollen es sich nicht zu leicht vorstellen!

Neben uns die 3. Kompanie. Fast alle Leute liegen in Deckung. Nur ihr Führer Leutnant Hartmann steht mit dem Gewehr in der Hand an der Schießscharte und beobachtet. Da sieht er, dass sich drüben etwas bewegt. „An die Gewehre!“ Scharf dringt sein Ruf durch den Graben, seine Leute springen heraus. Im nächsten Augenblick bemerkt er eine heranfliegende Mine. Er ruft noch seinen Leuten zu: „Achtung, Mine!“ Aber schon ist es zu spät. 6 Mann, darunter der tapfere Ersatz-Reservist Lüsse tot. Leutnant Hartmann selbst schwer verwundet. Sein Bursch Schneider schleppt ihn sofort in einen Unterstand und will ihn verbinden. „Ach, Schneider, nicht verbinden, ich sterbe ja sowieso gleich. Schreiben Sie nicht an meine Frau, nur an meine Eltern!“ Das sind seine letzten Worte. Ein hevorragend tapferer Offizier geht mit ihm hinüber!

Gegen 4 Uhr ist der Höhepunkt. Toller kann es nicht gut werden. Da! Gewehrfreuer! Jetzt muss der Angriff kommen! Fest umklammern wir den Gewehrschaft. Er mag nur kommen!

Hallo! Dort! Seht ihr sie? Die ersten steigen aus den Gräben! Von da, von dort, aus dem Walde kommen sie vor! Das aufgepflanzte Bajonett, dieses scheußlich lange, spitze Ding funkelt in der Sonne! Heranspaziert, meine Herrschaften! Ihr sollt die Nase schon vollkriegen! Ruhig nehmen wir sie aufs Korn. Peng! Hundertfach blitzt es azs unseren Gräben. Jeder Schuss sitzt, ist mit Bedacht abgegeben.

Besonders schneidig benimmt sich der tapfere Gewehrführer vom Maschinengewehr Braunkopf rechts. Drei Angriffswellen der Alpenjäger werden hauptsächlich durch ihn niedergemäht. Da durchbort eine Kugel seine Brust. Er führt sein Gewehr weiter. Bis ihn eine andere noch den Arm zerschmettert.

Jetzt setzt auch unsere Artillerie ein. Granaten und Schrappnells hageln nur so über und zwischen die ankommenden Wellen. Der Röspelwald und die hinteren Gräben sind wie von einer Mauer aus Eisen und Feuer abgeriegelt. Da kommt kein Schwein durch!

Der Franzmann stockt. Da und dort sieht man Wellen zurückfluten. Sofort werden sie von unseren Maschinengewehren gefasst. Von Fels zu Fels zurückkriechend, strebt er seine Ausgangsstellung zu erreichen. Mancher von ihnen bleibt unterwegs liegen.

Das Feuer ebbt ab. Der Abend wirft seinen Schatten ins Tal. Jetzt erst haben wir Zeit uns umzusehen. Wie ist es der Kompanie, wie dem Regiment ergangen?

Unseren rechten Flügel haben die Franzosen in Frieden gelassen. Der Angriff galt nur den Abschnitten Schimmelmann und Bowien, und dieser Angriff ist auf der ganzen Front zusammengebrochen. Er hat den Franzosen schwere Verluste gekostet.

Nur zwischen 1. und 2. Kompanie ist es ihm gelungen, einen Keil in unsere Stellung zu treiben. Hier waren die Gräben vollkommen eingeebnet, die Besatzung tot oder verschüttet. Sofort setzen die Unsern zum Gegenstoß an. In raschen Sprüngen arbeiten sie sich vor. Schon haben sie unsere alte Linie erreicht. Der Franzmann setzt sich zur Wehr, andere fangen an zu tütmen.

Da haut ein Volltreffer der eigenen 21 er-Mörser mitten zwischen unsere Leute. Der tapfere Führer der 3. Kompanie, Leutnant Groeger, sinkt tödlich getroffen zu Boden. Seine besten Leute, die dicht bei ihm kämpfen, werden von der gleichen Granate hinweggerafft. Der kleine, führerlose Rest weicht mit schweren Verlusten zurück. Lähmende Trauer legt sich auf alle, als wir diese Hiobsbotschaft hören.“

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Man begrub Gustav Hertmann auf dem Soldatenfriedhof Breitenbach in Block 7 Grab 135.

Leutnant Gustav Hartmann von der 3. Kompanie des 74. Reserve-Infanterie-Regiments in seinem Unterstand bei Münster kurz vor seinem Tod