Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 390: Paul Schwabe UNFERTIG

Der Soldat Paul Schwabe stammte aus Treppeln, einem Ortsteil der brandenburgischen Gemeinde Neuzelle. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg als Schütze in der 2. Kompanie des Garde-Schützen-Bataillons. Am 15.10.1915 fiel er während der Vogesenkämpfe in den Vogesen.

Über den Todestag und die Todesumstände von Paul Schwabe berichtet die Regimentsgeschichte des Garde-Schützen-Bataillons:

„Schon für den 15. Oktober ist der Angriff befohlen. Zunächst ist geplant, am Abschnitt Sandgrubenkopf, also südlich unseres Abschnitts, die feindlichen Höhenstellungen zu nehmen. Eingehende Erkundungen des Kommandeurs und der entsandten Offiziere, Oberleutnent Sternberg und Leutnant Rauchhaupt, lassen diesen Plan aber wegen des denkbar schwierigsten Geländes bei starker Flankierung durch den Gegner so ungünstig und aussichtslos erscheinen, dass der Brigade-Kommandeur, General von Sproesser, von dieser Richtung Abstand nimmt und am 13. Oktober den Angriff frontal für den 15. Oktober 6 Uhr vormittags befiehlt.

Nur kurz ist die Zeit bemessen, die für die vielseitigen Vorbereitungen zu der dem Bataillon bevorstehenden schweren Aufgabe zur Verfügung steht. Der Zeitmangel wird um so fühlbarer, als der dauernd unruhige Feind, dem ja nach Lage der Dinge unsere Vorbereitungen kaum verborgen bleiben können und der sicher auch, dank seines ausgezeichneten Nachrichtendienstes über die nahe Schweiz, unseren Plan trotz aller Vorsichtsmaßnahmen erfahren hat, die Stellungen mit Feuer aller Kaliber eifrigst bedenkt. Aber es ist nur gut, dass die Arbeit dieser Tage jeden so in Anspruch nimmt, dass er sich der Schwere der Aufgabe gar nicht bewusst wird. Hauptmann Rohr, von dem wir ja wissen, dass er inzwischen zum Führer der Sturmabteilung der Armee-Abteilung Gaede ausersehen ist, trifft mit seinen Leuten ein. Seine hervorragende Kenntnis der Hartmannsweilerkopf-Stellung kommt sehr zu statten und hilft zum Gelingen des schweren Werkes. Außer den Pionieren der Sturmabteilung Rohr und einem Flammenwerfertrupp ist dem Bataillon noch die 1. Kompanie des Garde-Jäger-Bataillons unter Hauptmann Rittgen zugeteilt, während rechts von dem Bataillons-Abschnitt Teile des Reserve-Jäger-Bataillons 8 aus dem Abschnitt „Jägertanne“ heraus und links vom Bataillonsabschnitt die 9. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 56 am „Unteren Rehfelsen“ sich dem Angriff anschließen sollen.

Am Abend des 14. Oktober ist alles bis in die kleinsten Einzelheiten vorbereitet. Jeder Offizier, Gruppenführer und Schütze kennt genau die ihm zugewiesene Aufgabe. Die feindliche Stellung und das Gelände dorthin sind soweit wie irgend möglich erkundet. Die Sturmtrupps und Reserven sind eingeteilt, Munition und Handgranaten bereitgestellt. Über alle Spezialwaffen (Ladungs- und Minenwerfer, Maschinengewehre, Flammenwerfer usw.) ist bis ins kleinste verfügt, die Artillerie über ihre Aufgaben und Ziele unterrichtet, der Sanitätsdienst unter Leitung des Stabsarztes Dr. Wiedel und seiner vortrefflichen Helfer mit besonderer Sorgfalt organisiert, der Fernsprech- und Meldedienst geregelt, die Verpflegung gesichert. Wie bei einer feind arbeitenden Präzisionsmaschine sind alle Einzelheiten aufeinander abgestimmt, um den Erfolg des Ganzen zu verbürgen.

Im Vertrauen auf die gute Vorbereitung des Unternehmens und auf die Gefechtskraft und den Siegeswillen des erprobten Bataillons zweifelt keiner der Kampfteilnehmer am Erfolg. Voll Zuversicht sieht man den kommanden Ereignissen entgegen. Und doch weiß jeder, dass nicht alle Kameraden den Sonnenaufgang des nächsten Tages sehen werden, dass vielmehr Tod und Verwundung die Reihen lichten müssen, wenn der Erfolg unser sein soll. Uns so herrscht abends in den Unterständen eine Stimmung, die man als „feierlich-zuversichtliche Spannung“ bezeichnen kann. Ein kurzer Brief noch wird an die Lieben daheim geschrieben – vielleicht der letzte? – Aber Kopfhänger gibt es nicht. Je dunkler die Zukunft ist, desto heller leuchtet die Flamme der Kameradschaft. Der beste Happen, den die Feldpost aus lieben Händen brachte, wird mit den Kameraden geteilt, dazu die für besondere Gelegenheiten ausgesparte Flasche getrunken. Manch intimes, vertrauensvolles Wort wird gesprochen, das sonst nicht über die Lippen kommt. Und dort, wo es die Entfernung gestattet, klingen die alten Schützenlieder in verräucherten, vom Kerzenlicht matt erhellten Unterständen.

Zeitig geht’s auf das harte Lager, denn des kommenden Tages Mühe und Arbeit sind groß. Nichts regt sich mehr in und hinter den Stellungen, nur die Posten im vordersten Graben spähen durch das Dunkel der Nacht nach dem Feinde und werden in regelmäßiger Folge abgelöst. Und gegen Morgen beseitigen vorsichtige Hände dort, wo es unbemerkt vom Feinde geschehen kann, mit Scheren das Stacheldrahthindernis vor dem eigenen Kampfgraben, um den Sturmtrupps den Weg freizumachen.

Ein Ehrentag des Bataillons beginnt. Am 15. Oktober, früh 5.30 Uhr, steht es mit den zugeteilten Truppen, wie folgt bereit:

1. Kompanie mit rechtem Flügel im Anschluss an Reserve-Jäger-Bataillon 8 an der D-Sappe, im Emma-Graben und nördlich Johann-Albrecht-Graben;

4. Kompanie im südlichen Johann-Albrecht-Gaben und Dortmunder Graben;

3. Kompanie an der Dora-Sappe;

2. Kompanie an der Moos-Sappe;

1. Kompanie Garde-Jäger an der Rohr-Sappe.

Die Maschinengewehre sind auf den ganzen Abschnitt verteilt, die beiden Radfahrer-Kompanien in Reserve. Noch ist es dunkel, um 6 Uhr erst, in der Dämmerung, soll der Angriff erfolgen, ausgelöst durch den ersten Schuss eines an der Moos-Sappe bei der 2. Kompanie zur Zerstörung der Hindernisse eingebauten Ladungswerfers. Die Sturmtruppen stehen lautlos im Graben, die Zug- und Gruppenführer sitzen geduckt auf der Grabenböschung, vorsichtig nach der feindlichen Stellung spähend und mit scharfen Gläsern die günstigsten Einbruchstellen suchend. Wie ein zum Sprung bereiter Tiger lauert das Bataillon, auf das Angriffszeichen wartend.

zur in die feindliche Stellung verlängerten Dora-Sappe, einschließlich Reserve-Jäger-Bataillon 8, die Teile vor dem Abschnitt B durch das Garde-Schützen-Bataillon zu besetzen seien, während die von der 1. Kompanie Garde-Jäger-Bataillon besetzten Grabenstücke als für die Nacht unhaltbar, zu räumen seien. Dies wurde im Laufe des späten Nachmittags und der Nacht durchgeführt.

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Man begrub Paul Schwabe auf dem Soldatenfriedhof Guebwiller in Block 4, Grab 46.

Das Grab von Paul Schwabe auf dem Soldatenfriedhof Guebwiller

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 356: Stephan Matthies

Stephan (Verlustliste: zusätzlich Louis, Franz, Hermann) Matthies wurde am 18.04.1864 und stammte aus der Stadt Rheinsberg im heutigen Bundesland Brandenburg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Oberst im 136. Infanterie-Regiment. Am 17.09.1914 wurde er bei Craonne (Aisne) schwer verwundet. Am 18.09.1914 verstarb er im Alter von 50 Jahren bei Caranelle (Regimentsgeschichte: Corbény) an seiner Verwundung.

Man begrub Oberst Stephan Matthies auf dem Soldatenfriedhof Strasbourg-Cronenbourg in Block 1, Grab 245.

Das Grab von Oberst Stephan Matthies auf dem Soldatenfriedhof Straßburg

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 351: Paul Nickel

Der Soldat Paul Nickel stammte aus Hohen Neuendorf im heutigen Bundesland Brandenburg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Jäger in der Maschinengewehr-Kompanie des 14. Jäger-Bataillons. Am 22.07.1915 verstarb er bei Drei Ähren, nachdem er zuvor während der Kämpfe in den Vogesen nördlich der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter) schwer verwundet worden war.

Man begrub Paul Nickel auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr in Grab 195.

In seiner Heimatstadt Hohen Neuendorf gedenkt man Paul Nickel noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2021/hohen-neuendorf_denkmal_lkr-oberhavel_wk1_brb.html

Das Grab von Alois Zingler und Paul Nickel auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr

Sonderbeitrag: General der Infanterie Kurt von Schwerin

Der General der Infanterie Kurt von Schwerin wurde am 04.04.1817 in Königs Wusterhausen im heutigen Bundesland Brandenburg geboren. Am 13.04.1884 verstarb er im Alter von 67 Jahren in Metz, deren Gouverneur er war. Er starb während des Dienstes an einem Gehirnschlag.

General der Infanterie Kurt von Schwerin

Man begrub Kurt von Schwerin auf dem Soldatenfriedhof Metz in Grab 113.

Das Grab des Generals der Infanterie Kurt von Schwerin

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 256: Fritz Polte

Der Soldat Fritz Polte kämpfte im Ersten Weltkrieg als Schütze. Am 16.09.1915 fiel er.

Man begrub Fritz Polte auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr in Grab 9.

Das Grab von Fritz Polte auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr

Sonderbeitrag: Oberleutnant Hans Eberts

Der Soldat Oberleutnant Hans Eberts wurde am 14.05.1882 in der rheinland-pfälzischen Gemeinde Kastellaun geboren. Er lebte beim Forstamt Zechlinerhütte, einem Ortsteil der  brandenburgischen Stadt Rheinsberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Oberleutnant und Adjutant im Regimentsstab des 74. Reserve-Infanterie-Regiments. Er war abgeordnet vom 74. Infanterie-Regiment. Am 20.04.1916 fiel er im Alter von 33 Jahren während der Schlacht um Verdun.

Stellung Verdun 20.03.1916 – 30.06.1916 74. R. I. R

Über den Todestag und die Todesumstände von Hans Eberts berichtet die Regimentsgeschichte des 74. Reserve-Infanterie-Regiments:

„20. April 1916 – Gründonnerstag! Schon am frühen Morgen schwillt das französische Artilleriefeuer auf unsere vordere Linie, auf Albainschlucht und Minze gewaltig an. Schwere und schwerste Kaliber mischen sich ein. Kein Zweifel, der Franzmann hat etwas vor. Besonders stark trommelt er rechts von unserem Abschnitt I Unsere 9. Kompanie, die am rechten Flügel liegt, erleidet große Verluste. Die Gräben sind schon bis zur Unkenntlichkeit zusammengeschossen. Unter den Trümmern jammern und stöhnen Verwundete und Verschüttete.

Sicher hat der Franzmann Absichten auf den Steinbruch. Er will dadurch den Schlüssel zur wichtigen Ost-West-Schlucht gewinnen. Und richtig. Plötzlich verlegtr er das Feuer vor, überschüttet die Minze, wo er mit Recht die Hauptreserve vermutet, mit einem furchtbaren konzentrierten Sperrfeuer und versucht rechts von uns den Angriff. Aber unser Nachbarregiment hält stand. Der Franzmann flutet in hellen Scharen zurück. Unsere 9. Kompanie bringt trotz schwerster Verluste die Geistesgegenwart auf, in aller Eile ein Maschinengewehr umzubauen und dem flüchtenden Feind in die Flanke zu fegen. Viele von ihnen erreichen nicht mehr den rettenden Graben.

Aber auch uns hat der Tag schwere Opfer gekostet. Bei dem wahnsinnigen Sperrfeuer auf die Minze fällt einer der beliebtesten Offiziere, unser Regimentsadjutant Oberleutnant Eberts. Er sitzt mit dem Regimentskommandeur und einigen Offizieren um einen Tisch, vorne am Eingang zum schmalen Unterstand, als eine Granate dicht davor einschlägt. Der Luftdruck lässt sie alle zurückprallen, ein Splitter surrt haarscharf am Kommandeur vorbei und dringt Oberleutnant Eberts in die Brust. Ein anderer Splitter verwundet den draußen stehenden Leutnant Fackler so schwer, dass er am nächsten Tage stirbt. Mit ihm werden auch die Gefreiten Rust und Kunze schwer verwundet. Wertvollste, keine Gefahr scheuende Arbeit leisten in solchen Stunden unsere Ärzte, allen voran Dt. Eichwald, Cordua, Lehmann und Biermann. Lassen wir darüber schmucklos das Tagebuch Dr. Eichwalds erzählen:

„Am nächsten Morgen, 20. April, um 6 Uhr, ist dicht bei uns Leutnant Warnecke verwundet worden, der Führer der 4. Bereitschaftskompanie, da er immer in Bewegung ist und die ganze Verbindung nach hinten und vorn leiten muss. Kein Wunder, dass es ihn endlich gehascht hat. Er liegt auf dem Bauche und jammert arg. Der Splitter ist rechts oberhalb des Kreuzes eingedrungen. Ich zweifele, ob nicht die Bauchhöhle eröffnet ist. Ich lasse ihn über Tag hier liegen und habe die Freude, eine deutliche Besserung zu beobachten.

Aufbahrung des vor Verdun gefallenen Oberleutnants Eberts

Das schrecklichste war für den Abend aufgespart. Um 1 Uhr wurde ich zum Regimentsstab gerufen. Im ersten Raum liegt Fackler bleich, mit kleinem Atem, ein Splitter hinten in dem Brustkorb. Er kannte seinen Tod. Er bleibt die ganze Nacht an Ort und Stelle liegen. Im Hinterzimmer aber liegt der gute Eberts zusammengekauert und tut in meinen Armen den letzten Atemzug. Die ganze Gesellschaft hatte vergnügt vorn um den Tisch gesessen. Der Unterstand, wie auch die benachbarten, geht mit Stichgraben von einem Deckungsgraben aus, auf deessen Rande die unselige Granate explodierte. Fackler stand zufällig draußen. Eberts traf ein winziger Splitter und schlägt ihm die rechte Brustschlagader durch.

Aber auch in den Nachbarunterständen gab es noch fünf schwere Verwundungen. In einem wohnen Biermann und Cordua. Ich wollte eigentlich mit hineinziehen. In der vorderen Hälfte liegen 3 Burschen durch Splitter schwer verwundet. Eberhard, von Anfang an der Bursche Lehmanns, verlor buchstäblich sein Bein und konnte nur durch das schnelle Zugreifen Corduas vor dem Verbluten gerettet werden. Biermann aber, der hinterher ahnungslos herantritt, sieht die Blutlache und das Bein und bricht ohnmächtig zusammen.“

Mit Oberleutnant Eberts haben wir einen Regiments-Adjutanten und Kameraden verloren, den alle Offiziere und Mannschaften tief betrauern-Im Dienst war er die Ruhe und Ausgeglichenheit selbst. Was er sagte, war überlegt, hatte Hand und Fuß. Kein Schimpfwort kam über seine Lippen. Ein heftiges Auffahren und Losdonnern katte er nicht. Er brauchte es auch nicht, denn er besaß eine Autorität, die in seiner charaktervollen lauteren Persönlichkeit allein beruhte. Was er auch anordnete, geschah in ruhiger, fast bittender, aber doch bestimmter Form, die niemand verletzte, aber auch niemand im ungewissen darüber ließ, dass sein Befehl getreu ausgeführt werden msuste. Dabei wollte er aber nicht alles befehlen, nicht zu jeder Kleinigkeit etwas sagen. Die Feldwebel und Unteroffiziere des Stabes wie auch früher der Bagage, die er geführt hatte, schätzten nichts höher an ihm, als dass er ihnen eine gewisse Selbständigkeit im Handeln ließ.. Seine Menschenkenntnis wusste die Leute herauszufinden, auf die er sich verlassen konnte. Und deshalb wickelten sich auch die so vielseitigen, oft schnelle Entschlusskraft fordernden Geschäfte des Regimentsadjuntanten bei ihm so glatt und reibungslos ab.

Aber auch als Mensch war Oberleutnant Eberts von seltenem Wert. Von Haus aus war er Forstmann. Vielleicht war es gerade dieser sein Beruf, der ja der Natur so nahesteht, dass er auch den Weg zum Herzen seines einfachsten  Untergebenen fand. So kamen oft die Leute zu ihm, schütteten ihm ihr Herz aus, suchten Rat und Hilfe. Keiner, der dann mutlos, verzagt, verdrossen von ihm fortging. Er war einem jeden von uns ein Kamerad im edeltsen Sinne des Wortes.

Als das Regiment noch hinten in Breheville lag und den Abmarsch befahl bekam, da schenkte er jedem, der ihm nahestand, seine Photographie. Hat er wohl seinen nahen Tod vorausgeahnt?

Unserem Regimentskommandeur, an dessen Seite Oberleutnant Eberts fiel, ging der plötzliche Verlust seines engsten Mitarbeiters besonders nahe. Noch in der gleichen Nacht ordnete er aufs genaueste an, was mit der Leiche geschehen solle. Mit Bleistift berichtete er an Leutnant Iensen, den Nachrichtenoffizier: “ Und mein treuer Eberts! Welch unerstetzlicher Verlust! Sie können sich meinen Schmerz wohl vorstellen!“ An die Gattin seines  gefallenen Adjutanten schreibt er u. a. folgende Worte, die auch die Trauer des ganzen Regiments widerspiegeleln:

„Jeder, der mich im engsten kameradschaftlichen und dienstlichen Zusammenarbeiten während  eines Jahres mit Ihrem vortrefflichen Gatten gesehenen hat, weiß, was ich an ihm verlor, und trauert mit mir. Ich habe es den Herren meiner Umgebung in dieser schweren Tagen oft gesagt, dass mein Daseingetan hat wie der Tod meines treuen Regiments-Adjutanen, den ich mit Schmerzen selbst erleben musste. Es war wirklich, wie es in dem Soldatenliede heißt: „Eine Kugel kam geflogen, gilt sie mir oder gilt sie dir? Ihn hat sie weggerissen. Er liegt zu meinen Füßen, als wär’s ein Stück von mir! Noch wenige Minuten vorher hatte ich auf dem Platz gesessen, wo ihn das feindlcihe Geschosss traf. Er hat nur kurz gelitten, und der freundliche Ausdruck seines lieben, uns allen so herzlich befreundes Gesichtes zeigte, dass er friedfertig in die ewige Heimat übergegangen war.“

Für Oberleutnant Eberts wird jetzt Leutnant Sturm zum Regiments-Adjuntanten ernannt, die Führung der verwaisten 4. Kompanie übernimmt Leutnant Bieler.“

In seiner Heimatgemeinde Rheinsberg gedenkt man Hans Eberts noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2023/zechlinerhuette_denkmal_stadt-rheinsberg_lkr-ostprignitz-ruppin_wk1_wk2_brb.html

Fernsprechbude beim Regiments-Gefechtsstand am Lingekopf. Ganz links Oberleutnant Eberts

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 7: Leutnant der Reserve Robert Buchholz

Der Soldat Robert Buchholz wurde am 03.11.1894 in der brandenburgischen Stadt Potsdam geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Vizefeldwebel, später als Leutnant der Reserve und Zugführer in der 2. Kompanie des bayerischen Infanterie-Leib-Regiments. Am 11.08.1917 fiel er im Alter von 22 Jahren während der Durchbruchsschlacht an der Putna und Susita.

Über den Todestag und die Todesumstände von Robert Buchholz berichtet die Regimentsgeschichte des bayerischen Infanterie-Leib-Regiments:

„Für den 11. August konnte auf Grund einer vorläufigen Weisung der Brigade vormittags folgender Befehl ausgegeben werden:

Jäger-Brigade greift heute an. Angriffsstreifen rechte Grenze: Kirche Ivancestii – Satul Nou Ost.
Linke Grenze: Mitte Purcelestii-Waldeck 1.500 Meter westlich Satul Nou. Innere Grenze zwischen Infanterie-Leibregiment (rechts) und Jäger-Regiment 1 (links) Südostrand Tisestii-Kirche 1 Kilometer nordwestlich Satul Nou. II. Bataillon rechte, I. Bataillon linke Hälfte des Regimentsgefechtsstreifens, Anschluss I. Bataillon.
Die Bataillone müssen 4 Uhr vormittags innerhalb ihrer Angriffsstreifen bereitstehen. 6.30 Uhr vormittags Beginn der Artillerie-Vorbereitung. 8.40 Uhr vormittags Beginn des Infanterie-Angriffs. III. Bataillon – vorläufig ohne 9. und 10. – 4.30 Uhr vormittags zur Verfügung des Regiments hinter dem rechten Flügel des II. Bataillons etwas östlich des Wegekreuzes nördlich des „f“ von Tisestii. Dort ab 5 Uhr vormittags Regimentsstab.
Als Angriffsziel bezeichnete der 3 Uhr vormittags eintreffende Brigade-Befehl Panciu, den hochgelegenen, weithin sichtbaren Hauptort des nördlichen Susita-Ufers. Von einer Erneuerung des Angriffs bei den rechten Nachbartruppen war nicht die Rede, dagegen sollte sich die 62. Infanterie-Trupp-Division bei Tisestii dem Angriff des Alpenkorps durch Vorgehen auf Vitanestii anschließen.
Das II. Bataillon stellte sich zunächst bei Punkt 128 nordöstlich Olesestii bereit und verlegte dann seine Bereitstellung, in Wellen vorgehend, bis an den südlichen Susita-Steilhang vor, wo es sich in alten russischen Gräben etwa 2 Kilometer südostwärts Satul Nou einnistete. Der Bataillons-Kommandeur, seit kurzem Hauptmann Wilhelm Freiherr von Falkenhausen, hatte die 7., 6. und 8. Kompanie in vordere Linie genommen, die 5. zu seiner Verfügung behalten. Der Kommandeur des I. Bataillons gruppierte links des II./L. seine Bataillon gleichfalls am südlichen Susita-Steilhang zum Angriff um, wozu er die 1. Kompanie rechts, die 4. links in vordere Linie, die 2. rechts, die 3. links in zweite Linie nahm.
Durch diese Bereitstellung zum Angriff in nordwestlicher Richtung, die bei der Kürze der vorgeschriebenen Zeit überhastet und ohne Fühlungnahme mit dem erst im Anmarsch befindlichen 1. Jäger-Regiment erfolgen musste, entwickelte sich eine ganz eigenartige Lage: das bisher mit der 3. und 2. Kompanie auf breiter Front gegen Westen, gegen die russische Stellung von Poiana stehende I./L. hatte nach Norden eingeschwenkt, sich gegen den Susita-Hang zusammengeschoben und seinen bisherigen Gegner einfach in seiner ungeschützten linken Flanke stehen lassen. Das Jäger-Regiment aber konnte seine Angriffsbataillone nicht im Anschluss an I./L., sondern weit zurück im Nordwestteil von Tisestii und westlich davon bereitstellen. Hiedurch entstand in der linken Flanke des I./L. in der Nordsüdrichtung eine ungedeckte Lücke von 1½ – 2 Kilometer Tiefe, welche erst allmählich sich schließen konnte, wenn der Angriff der Jäger die Russen aus Poiana hinaus und gegen die Susita warf.

Der Kommandeur I./L., Hauptmann Graf Fritz Bothmer, sagte sich daher mit Recht, dass er diese ungewöhnlich große Vorwärtsstaffelung durch Vorgehen über das Susitatal nicht noch vergrößern dürfe, und vereinbarte mit den Jägern, dass er abwarten werde, bis deren Angriff auf gleiche Höhe mit ihm gekommen wäre. Erst dann sollte gemeinsam der Angriff über die Susita angesetzt werden. Diese Vereinbarung fand volle Billigung des Regimentskommandeurs, um so mehr, als die Regimentsreserve – ½ III./L. – durch die Geländeverhältnisse zu Umwegen gezwungen, erst verspätet an ihrem Aufstellungsplatz eintraf und für die Deckung der großen Lücke vorerst nicht in Betracht kam.

8.40 Uhr vormittags begann das 1. Jäger-Regiment befehlsgemäß den Angriff und drückte die Russen langsam nach Poiana zurück. Plötzlich – 9.30 Uhr vormittags quollen russische Massen, 7 – 800 Mann in dichten Schützenlinien aus Poiana heraus und entwickelten sich zum Gegenstoß auf den rechten Flügel der angreifenden Jäger und gegen die große Lücke in der Flanke des I./L. Die Jäger mussten den angegriffenen Flügel zurückbiegen, um gemeinsam mit rückwärtigen Staffeln eine Abwehrfront zu bilden und den Stoß abzudämmen. Die deutsche Artillerie schwieg. Waren ihre Leitungen zerschossen oder nach Abgabe des Vorbereitungsfeuers im Umbau begriffen – jedenfalls war sie im Moment der größten Gefah nicht in der Lage die russischen Massenziele zu fassen.

Hauptmann Graf Fritz Bothmer sieht die Gefahr, die seiner linken Flanke droht. Nur ein rascher Entschluss kann hier helfen: sein ganzes Bataillon wird er gegen Poiana herumwerfen und dem Gegner in die Flanke schicken. Von Norden, von der Susita her, droht ja kaum Gefahr, ein paar Maschinengewehre müssen hier zur Deckung genügen. Seine beiden Reserve-Kompanien setzt er nebeneinander, die 3. rechts, die 2. links, zum Angriff Richtung Poiana ein, sie verschwinden in den verwilderten Weingärten, in deren Deckung sie sich gegen die Russen vorarbeiten. Die 4. Kompanie, die vorn am Steilhang liegt, greift die links von ihr befindliche Russenstellung an, welche sich am Steilhang gegen Poiana hinzieht, und rollt sie auf. Die 1. Kompanie macht im feindlichen Artilleriefeuer kehrt und setzt sich mit einer Rechtsschwenkung in Zugswellen links neben die 4., um durch die Weingärten gleichfalls gegen den Nordteil von Poiana vorzugehen. Zwischen die beiden Gefechtsgruppen des I. Bataillons schiebt die aus ihrer Bereitstellung herausgezogene 8./L. ein. In kürzester Zeit hat sich so vom Steilhang ca. 800 Meter nordostwärts Poiana nach Süden eine etwa 1.200 Meter breite Angriffsfront gebildet, die sich den russischen Angreifern entgegenwirft.

Noch sehen die Schützenlinien den Gegner nicht, aber unheimlich knacken und schwirren und rasseln seine Kugeln durch die Rebstöcke. Endlich sind die Weingärten durchschritten und – da drüben sind sie – hundert hellbraune Uniformen, die sich prächtig abheben von grünen Rebenblättern. Jetzt kracht’s auch bei uns; stehend freihändig schießt alles hinein in diese gelbbraunen Knäuel. In wilden Sprüngen geht’s los auf den Feind, der das Feuer heftig erwidert. Die Reihen lichten sich. Leutnant der Reserve Focke, Führer der 2. Kompanie, ist verwundet, Leutnant der Reserve Buchholz tritt an seine Stelle, bald darauf fällt er. Leutnant der Reserve Freiherr von Barth, Führer der 3. Kompanie, sinkt tödlich verwundet nieder, da er eben seine Kompanie zum Sturm angesetzt, an ihm vorbei stürzen seine Getreuen vor. Leutnant der Reserve Thormählen, Führer der 8./L., und Leutnant der Reserve Stiegler der gleichen Kompanie, vielbewährte Frontsoldaten, stürmen ihren letzten Sturm.

Der Russe hält dem wilden Anprall der Leiber nicht stand, schon wankt er, und in die weichenden Haufen schlägt das Verfolgungsfeuer. Die Überlebenden fluten an den Susita-Rand zurück; sie füllen das breite Sandbett wie ein brausender Gießbach, und oben stehen die siegestrunkenen Leiber des I. Bataillons, und feuern hinein in die wehrlose, flüchtende Masse, bis die letzten, vom Schicksal verschont Gebliebenen in den Stellungen des Nordufers verschwunden sind.

Der Regimentskommandeur hat mit dem Scherenfernrohr das Antreten des I. Bataillons beobachtet und aus seiner Reserve die 12. Kompanie den Russen entgegengeschickt, um die Lücke zwischen dem I. Bataillon und den Jägern einigermaßen auszufüllen. Die Unübersichtlichkeit des Geländes veranlasst die in vorderer Linie auf breiter Front eingesetzten Züge der Vizefeldwebel Gaßner und Cordier, ihre Aufgabe angriffsweise zu lösen. Nach Abwehr eines feindlichen Gegenstoßes reißen sie ihre Leute zum Sturm vor und werfen ihren Gegner bis zur Susita zurück.

Die Gefahr ist gebannt. Um die Mittagszeit steht im Bereich des Leibregiments kein Russe mehr auf dem Südufer, und auch der Angriff der Jäger erreicht bald darauf den südlichen Uferrand. Der Feind hat sehr schwere blutige Verluste erlitten und 180 Gefangene zurückgelassen. Aber unsere Verluste sind schwer: beim I. Bataillon 2 Offizier, 19 Mann tot, 1 Offizier 66 Mann verwundet; beim II. Bataillon 2 Offiziere tot, 5 Mann tot, 33 verwundet; bei der 12. Kompanie 2 Mann tot, 9 verwundet.

Die Kompanien sammelten in den russischen Gräben am Susita-Steilhang, erschöpft von der Gluthitze des Tages, gepeinigt von brennendem Durst. In der Verzweiflung pflückt man die noch grünen Weintrauben und schluckt gierig den essigsauren Saft. Wasser musste von Tesestii her vorgeschafft werden.

Im Laufe des Nachmittags ging der Regimentskommandeur die Stellung ab. Das II. Bataillon lag zu weit rechts, das I. Bataillon war durch seinen Angriff weit nach links aus dem Gefechtsstreifen hinausgekommen. Gegen Abend wurde der Ausgleich durchgeführt.

5.50 Uhr nachmittags traf Befehl ein, das I. Reserve-Korps befinde sich in erfolgreichem Vordringen in nordwestlicher Richtung, Satul Nou sei von seinem linken Flügel genommen, die Jäger-Brigade solle sofort den Angriff über Panciu, Crucea de Sus, Muncelul-Ost fortsetzen.

Der Regimentskommandeur schenkte diesen Nachrichten keinen Glauben und erhielt auf Anfrage aus der vordersten Linie den Bescheid, dass die feindliche Stellung von Satul Nou unverändert besetzt sei.

Er ordnete daher lediglich ein Vorfühlen mit Patrouillen gegen die genannte Stellung an und vertrat der Brigade gegenüber energisch den Standpunkt, dass ein Angriff auf die feindliche Höhenstellung über ein breites, deckungsloses Flussbett hinweg ohne ausgiebige Artillerievorbereitung ein unding und unverantwortlich sei. Der 8.15 Uhr abends auf dem Regiments-Gefechtsstand eintreffende Brigade-Kommandeur ließ sich von den Tatsachen überzeugen und verschob den Angriff auf den nächsten Tag.

Die Bataillone verbrachten die Nacht in ihren Stellungen. Die nach Satul Nou vorgesandten Patrouillen meldeten nachts die unveränderte Besatzung der feindlichen Gräben.

Gegen Abend des heißen Kampftages hat auf dem Verbandplatz nördlich Tisestii einer der Tapfersten des Regiments seine junge Seele ausgehaucht, ein glühender Patriot, der letzte Spross einer uralten bayerischen Familie, Leutnant der Reserve Freiherr von Barth-Harmating, glücklich an der Spitze seiner stürmenden Kompanie die Erüllung seines Soldatentums gefunden zu haben.“

Die Lage des Grabes von Leutnant der Reserve Robert Buchholz ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

Leutnant der Reserve Robert Buchholz

Soldatenschicksale des 2. Weltkrieges Teil 95: Josef Thalheimer

Der Soldat Josef Thalheimer wurde am 18.09.1914 in Aalen geboren. Nach dem Abitur studierte er katholische Theologie und wurde am 25.03.1939 zum Priester geweiht. Anschließend war er als Vikar tätig. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Unteroffizier in der Wehrmacht. Am 16.05.1945 starb er nach dem krieg im Alter von 30 Jahren bei Beelitz in Brandenburg.

Man begrub Josef Thalheimer auf dem Alten St.-Michael-Friedhof in Berlin-Neuköln in Abteilung 20, Reihe 1, Grab 1.

Sterbebild von Josef Thalheimer
Rückseite des Sterbebildes von Josef Thalheimer