Der Soldat Hans von Russdorf wurde am 16.08.1894 in der Stadt Ratzeburg im heutigen Bundesland Schleswig-Holstein geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant (Verlustliste: Fahnenjunker) und Zugführer in der 3. Kompanie des Garde-Jäger-Bataillons. Am 27.07.1915 fiel er während der Vogesenkämpfe nördlich der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter). Er wurde während der zweiten Schlacht um Münster am Lingekopf im Alter von 20 Jahren getötet.
Über den Todestag und die Todesumstände von Hans von Russdorf berichtet die Regimentsgeschichte des 95. Infanterie-Regiments:
„… Heftiges Artillerie-Feuer war in Richtung Lingekopf und Schratzmännele zu hören, so dass das Bataillon im Aralrzustand versetzt und am 27. gegen 2 Uhr nachts nach Punkt 955 vorgezogen wurde. Hier blieb das Bataillon, während das feindliche Rtillerie-Feuer an Stärke immer mehr zunahm, von 4 – 8 Uhr vormittags in Reserve. Als erster wurde Zug Burgwedel der Maschinengewehr-Kompanie eingesetzt, und zwar am Eichenrain nördlich des Lingekopfes, von wo der Westhang und die dort verlaufenden Stellungen und Annäherungswege des Feindes beobachtet und flankierend unter Feuer genommen werden konnten. Eum 8:30 Uhr vormittags wurde die 1. Kompanie und kurz darauf der Stab mit 2. und 3. Kompanie nach Bärenstall vorgezogen und dem Major Lennich, Führer des Infanterie-Regiment 188, zum Gegenangriff gegen den Lingekopf zur Verfügung gestellt, während 4. und Rest der Maschinengewehr-Kompanie am Kuhberg die zweite Stellung bezogen. Dieser lag seit 5 Uhr früh unter starkem Artillerie- und Maschinengewehr-Feuer; der nach dem Lingekopf zu abfallende Hang war von den französischen Gräben einzusehen, zumal der Baumbestand durch das Artillerie-Feuer schon stark gelichtet war. Im Marsch-Marsch überwanden die Kompanien, Mann hinter Mann auf dem schmalen Waldpfade vorlaufend, diese Zone. Umgestürzte Bäume, herumliegender Draht, Granattrichter verzögerten das Vorwärtskommen. Manch braver Jäger fiel hier dem feindlichen Geschosshagel zum Opfer. Bei Bärenstall stellte sich die 1. und 2. Kompanie zum Angriff gegen den Lingekopf bereit. Auch diese Gegend lag unter schwerem Artillerie-Feuer. Heulend schlugen hier die Geschosse der schweren 22-cm Geschütze ein. Da eine Orientierung in dem Waldgelände außerordentlich schwierig war, forderte der Hauptmann Graf Solms, der für den erst einige Stunden später von Urlaub eintreffenden Major von Fabeck das Bataillon führte, Einweisungs-Kommandos der vorne eingesetzten Truppen an. Vergeblich! Vielmehr beauftragte der Major Lennich den Hauptmann Graf Solms und den Adjutanten, Oberleutnant von Dewitz, das Angriffsgelände persönlich zu erkunden. Sie fanden sämtliche Annäherungsgräben mit Verwundeten und sonstigen Angehörigen der Infanterie-Regiment 188 verstopft, so dass die Kompanien für das weitere Vorgehen auf das unter schwerem Feuer liegende offene Gelände angewiesen waren. So gelang es den beiden Kompanien nur mit großen Schwierigkeiten die vordersten von einer Kompanie Jäger 14 und Teilen des Infanterie-Regiment 188 besetzte Stellung am Osthang des Lingekopf zu erreichen. Teile gelangten bis an den feindlichen Graben heran, wurden dort aber von so starkem Feuer empfangen, dass das Nachziehen von Reserven zur Ausführung des Sturmes nicht möglich war. Es blieb somit nichts anderes übrig, als sich in den vorhandenen Gräben zur Verteidigung einzurichten. Diese Maßnahme erwies sich als die allein richtige, denn nach zweistündigem Trommelfeuer schwersten Kalibers brachen die Franzosen ihrerseits um 4 Uhr nachmittags aus ihren Gräben zum Angriff vor und wurden nun von der in der Stellung bereits eingerichteten 1. und 2. Kompanie und einem gegen Mittag ebenfalls eingesetzten Zug der 3. Kompanie zurückgeworfen. Einigen Alpenjägern gelang es, unsere Reihen zu durchbrechen und bis zu den Reserven vorzudringen. Hier kam es zu erbittertem Kampf, Mann gegen Mann, bei dem die Alpenjäger schließlich restlos niedergemacht wurden.
Gefecht am Lingekopf am 27.07.1915
Auf Brigadebefehl machten um 7 Uhr abends die beiden R-Kompanien und die 4. Kompanie einen Gegenstoß. Aber auch diesem Angriff blieb der Erfolg versagt, da er auf stark besetzte feindliche Gräben stieß. Eine Artillerie-Vorbereitung hatte nicht stattfinden können wegen der nur wenige Meter betragende Entfernung der beiderseitigen Stellungen. Von 8 Uhr abends ab gruben sich sämtliche Kompanien in den erreichten Stellungen ein. Die 2. Kompanie, deren Führung Feldwebel Jakoby nach Verwundung des Hauptmanns Graf Solms und des Leutnants Dubusc übernommen hatte, kam in Reserve zum Bärenstall. Die beiden dort befindlichen zurückgehaltenen Züge der 3. Kompanie waren bereits um 4 Uhr nachmittags nach dem Schratzmännele vorgezogen worden, wo die Franzosen ebenfalls angegriffen hatten und durchgebrochen waren. Die beiden Züge kamen aber nicht mehr zum Eingreifen, da es Teilen des bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiment 2 gelungen war, den Feind abzuschneiden und zu vernichten. Trotzdem hatte auch die 3. Kompanie, und zwar durch Artillerie-Feuer, schwer gelitten, das den ganzen Tag auf den Reserve-Stellungen gelegen hatte. Erwähnt zu werden verdient das tapfere Verhalten des alten Waffenmeisters Franke. Als er das starke Artillerie-Feuer in Drei-Ähren hörte, hatte es ihn dort nicht gehalten, er war durch das Sperrfeuer hindurch nach vorne geeilt, um sich persönlich nach dem Ergehen des Bataillons zu erkundigen. Bis in die vorderste Linie war er vorgedrungen und hatte sich dann dort am Bergen von Verwundeten beteiligt. Ohne die Gefahr zu scheuen, war er selbst vor die erste Stellung gekrochen und hatte sich dort liegender Verwundeter angenommen. Die schweren Verluste des Bataillons an diesem Tage bertugen:
Kompanie: 10 Tote, 35 Verwundete, 9 vermisst;
Kompanie: 17 Tote, 36 Verwundete, 5 vermisst;
Kompanie: 14 Tode, 25 Verwundete;
Kompanie 2 Tote, 13 Verwundete
M.-Kompanie: 3 Tote, 2 Verwundete;
M.-Kompanie: 1 Toter, 7 Verwundete
E-Kompanie: 8 Verwundete.
Summe: 47 Tote, 126 Verwundete, 14 Vermisste.
An Offizieren waren außer Hauptmann Graf Solms und Leutnant Dubusc noch Hauptmann von Wilamowitz, Leutnant Erbgraf Solms und Leutnant Neuhaus verwundet worden. Leutnant von Rußdorf war durch eine feindliche Handgranate in der vordersten Stellung gefallen. Offizierstellvertreter Weyel hatte am Kuhberg durch Maschinengewehr-Feuer, der in allen bisherigen Kämpfen durch seine Tapferkeit hervorgetreten Vizefeldwebel Schlabow der 2. Kompanie, sowie der auf seinen eigenen Antrag erst vor kurzer Zeit aus seinem Dienst als Leibjäger Seiner Majestät zur Front entlassene Vizefeldwebel Kliemann der 1. Kompanie hatten bis zum letzten Atemzuge ihre Büchse handhabend im Handgemenge am Lingekopf den Heldentod gefunden.“
Man begrub Hans von Russdorf auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr in Grab 172.
Das Grab von Hans von Russdorf auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr
Der Soldat Georg Schröder stammte aus Flensburg im heutigen Bundesland Schleswig-Holstein. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Leutnant und Zugführer der Reserve in der 3. Kompanie des 187. Infanterie-Regiments. Am 12.10.1915 fiel er während der Kämpfe in den Vogesen nördlich der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter) nahe des Lingekopfes und Schratzmännle.
Man begrub Georg Schröder auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr in Grab 24.
Das Grab von Georg Schröder auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr
Der Soldat Robert Buchholz wurde am 03.11.1894 in der brandenburgischen Stadt Potsdam geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Vizefeldwebel, später als Leutnant der Reserve und Zugführer in der 2. Kompanie des bayerischen Infanterie-Leib-Regiments. Am 11.08.1917 fiel er im Alter von 22 Jahren während der Durchbruchsschlacht an der Putna und Susita.
Über den Todestag und die Todesumstände von Robert Buchholz berichtet die Regimentsgeschichte des bayerischen Infanterie-Leib-Regiments:
„Für den 11. August konnte auf Grund einer vorläufigen Weisung der Brigade vormittags folgender Befehl ausgegeben werden:
Jäger-Brigade greift heute an. Angriffsstreifen rechte Grenze: Kirche Ivancestii – Satul Nou Ost.
Linke Grenze: Mitte Purcelestii-Waldeck 1.500 Meter westlich Satul Nou. Innere Grenze zwischen Infanterie-Leibregiment (rechts) und Jäger-Regiment 1 (links) Südostrand Tisestii-Kirche 1 Kilometer nordwestlich Satul Nou. II. Bataillon rechte, I. Bataillon linke Hälfte des Regimentsgefechtsstreifens, Anschluss I. Bataillon.
Die Bataillone müssen 4 Uhr vormittags innerhalb ihrer Angriffsstreifen bereitstehen. 6.30 Uhr vormittags Beginn der Artillerie-Vorbereitung. 8.40 Uhr vormittags Beginn des Infanterie-Angriffs. III. Bataillon – vorläufig ohne 9. und 10. – 4.30 Uhr vormittags zur Verfügung des Regiments hinter dem rechten Flügel des II. Bataillons etwas östlich des Wegekreuzes nördlich des „f“ von Tisestii. Dort ab 5 Uhr vormittags Regimentsstab.
Als Angriffsziel bezeichnete der 3 Uhr vormittags eintreffende Brigade-Befehl Panciu, den hochgelegenen, weithin sichtbaren Hauptort des nördlichen Susita-Ufers. Von einer Erneuerung des Angriffs bei den rechten Nachbartruppen war nicht die Rede, dagegen sollte sich die 62. Infanterie-Trupp-Division bei Tisestii dem Angriff des Alpenkorps durch Vorgehen auf Vitanestii anschließen.
Das II. Bataillon stellte sich zunächst bei Punkt 128 nordöstlich Olesestii bereit und verlegte dann seine Bereitstellung, in Wellen vorgehend, bis an den südlichen Susita-Steilhang vor, wo es sich in alten russischen Gräben etwa 2 Kilometer südostwärts Satul Nou einnistete. Der Bataillons-Kommandeur, seit kurzem Hauptmann Wilhelm Freiherr von Falkenhausen, hatte die 7., 6. und 8. Kompanie in vordere Linie genommen, die 5. zu seiner Verfügung behalten. Der Kommandeur des I. Bataillons gruppierte links des II./L. seine Bataillon gleichfalls am südlichen Susita-Steilhang zum Angriff um, wozu er die 1. Kompanie rechts, die 4. links in vordere Linie, die 2. rechts, die 3. links in zweite Linie nahm.
Durch diese Bereitstellung zum Angriff in nordwestlicher Richtung, die bei der Kürze der vorgeschriebenen Zeit überhastet und ohne Fühlungnahme mit dem erst im Anmarsch befindlichen 1. Jäger-Regiment erfolgen musste, entwickelte sich eine ganz eigenartige Lage: das bisher mit der 3. und 2. Kompanie auf breiter Front gegen Westen, gegen die russische Stellung von Poiana stehende I./L. hatte nach Norden eingeschwenkt, sich gegen den Susita-Hang zusammengeschoben und seinen bisherigen Gegner einfach in seiner ungeschützten linken Flanke stehen lassen. Das Jäger-Regiment aber konnte seine Angriffsbataillone nicht im Anschluss an I./L., sondern weit zurück im Nordwestteil von Tisestii und westlich davon bereitstellen. Hiedurch entstand in der linken Flanke des I./L. in der Nordsüdrichtung eine ungedeckte Lücke von 1½ – 2 Kilometer Tiefe, welche erst allmählich sich schließen konnte, wenn der Angriff der Jäger die Russen aus Poiana hinaus und gegen die Susita warf.
Der Kommandeur I./L., Hauptmann Graf Fritz Bothmer, sagte sich daher mit Recht, dass er diese ungewöhnlich große Vorwärtsstaffelung durch Vorgehen über das Susitatal nicht noch vergrößern dürfe, und vereinbarte mit den Jägern, dass er abwarten werde, bis deren Angriff auf gleiche Höhe mit ihm gekommen wäre. Erst dann sollte gemeinsam der Angriff über die Susita angesetzt werden. Diese Vereinbarung fand volle Billigung des Regimentskommandeurs, um so mehr, als die Regimentsreserve – ½ III./L. – durch die Geländeverhältnisse zu Umwegen gezwungen, erst verspätet an ihrem Aufstellungsplatz eintraf und für die Deckung der großen Lücke vorerst nicht in Betracht kam.
8.40 Uhr vormittags begann das 1. Jäger-Regiment befehlsgemäß den Angriff und drückte die Russen langsam nach Poiana zurück. Plötzlich – 9.30 Uhr vormittags quollen russische Massen, 7 – 800 Mann in dichten Schützenlinien aus Poiana heraus und entwickelten sich zum Gegenstoß auf den rechten Flügel der angreifenden Jäger und gegen die große Lücke in der Flanke des I./L. Die Jäger mussten den angegriffenen Flügel zurückbiegen, um gemeinsam mit rückwärtigen Staffeln eine Abwehrfront zu bilden und den Stoß abzudämmen. Die deutsche Artillerie schwieg. Waren ihre Leitungen zerschossen oder nach Abgabe des Vorbereitungsfeuers im Umbau begriffen – jedenfalls war sie im Moment der größten Gefah nicht in der Lage die russischen Massenziele zu fassen.
Hauptmann Graf Fritz Bothmer sieht die Gefahr, die seiner linken Flanke droht. Nur ein rascher Entschluss kann hier helfen: sein ganzes Bataillon wird er gegen Poiana herumwerfen und dem Gegner in die Flanke schicken. Von Norden, von der Susita her, droht ja kaum Gefahr, ein paar Maschinengewehre müssen hier zur Deckung genügen. Seine beiden Reserve-Kompanien setzt er nebeneinander, die 3. rechts, die 2. links, zum Angriff Richtung Poiana ein, sie verschwinden in den verwilderten Weingärten, in deren Deckung sie sich gegen die Russen vorarbeiten. Die 4. Kompanie, die vorn am Steilhang liegt, greift die links von ihr befindliche Russenstellung an, welche sich am Steilhang gegen Poiana hinzieht, und rollt sie auf. Die 1. Kompanie macht im feindlichen Artilleriefeuer kehrt und setzt sich mit einer Rechtsschwenkung in Zugswellen links neben die 4., um durch die Weingärten gleichfalls gegen den Nordteil von Poiana vorzugehen. Zwischen die beiden Gefechtsgruppen des I. Bataillons schiebt die aus ihrer Bereitstellung herausgezogene 8./L. ein. In kürzester Zeit hat sich so vom Steilhang ca. 800 Meter nordostwärts Poiana nach Süden eine etwa 1.200 Meter breite Angriffsfront gebildet, die sich den russischen Angreifern entgegenwirft.
Noch sehen die Schützenlinien den Gegner nicht, aber unheimlich knacken und schwirren und rasseln seine Kugeln durch die Rebstöcke. Endlich sind die Weingärten durchschritten und – da drüben sind sie – hundert hellbraune Uniformen, die sich prächtig abheben von grünen Rebenblättern. Jetzt kracht’s auch bei uns; stehend freihändig schießt alles hinein in diese gelbbraunen Knäuel. In wilden Sprüngen geht’s los auf den Feind, der das Feuer heftig erwidert. Die Reihen lichten sich. Leutnant der Reserve Focke, Führer der 2. Kompanie, ist verwundet, Leutnant der Reserve Buchholz tritt an seine Stelle, bald darauf fällt er. Leutnant der Reserve Freiherr von Barth, Führer der 3. Kompanie, sinkt tödlich verwundet nieder, da er eben seine Kompanie zum Sturm angesetzt, an ihm vorbei stürzen seine Getreuen vor. Leutnant der Reserve Thormählen, Führer der 8./L., und Leutnant der Reserve Stiegler der gleichen Kompanie, vielbewährte Frontsoldaten, stürmen ihren letzten Sturm.
Der Russe hält dem wilden Anprall der Leiber nicht stand, schon wankt er, und in die weichenden Haufen schlägt das Verfolgungsfeuer. Die Überlebenden fluten an den Susita-Rand zurück; sie füllen das breite Sandbett wie ein brausender Gießbach, und oben stehen die siegestrunkenen Leiber des I. Bataillons, und feuern hinein in die wehrlose, flüchtende Masse, bis die letzten, vom Schicksal verschont Gebliebenen in den Stellungen des Nordufers verschwunden sind.
Der Regimentskommandeur hat mit dem Scherenfernrohr das Antreten des I. Bataillons beobachtet und aus seiner Reserve die 12. Kompanie den Russen entgegengeschickt, um die Lücke zwischen dem I. Bataillon und den Jägern einigermaßen auszufüllen. Die Unübersichtlichkeit des Geländes veranlasst die in vorderer Linie auf breiter Front eingesetzten Züge der Vizefeldwebel Gaßner und Cordier, ihre Aufgabe angriffsweise zu lösen. Nach Abwehr eines feindlichen Gegenstoßes reißen sie ihre Leute zum Sturm vor und werfen ihren Gegner bis zur Susita zurück.
Die Gefahr ist gebannt. Um die Mittagszeit steht im Bereich des Leibregiments kein Russe mehr auf dem Südufer, und auch der Angriff der Jäger erreicht bald darauf den südlichen Uferrand. Der Feind hat sehr schwere blutige Verluste erlitten und 180 Gefangene zurückgelassen. Aber unsere Verluste sind schwer: beim I. Bataillon 2 Offizier, 19 Mann tot, 1 Offizier 66 Mann verwundet; beim II. Bataillon 2 Offiziere tot, 5 Mann tot, 33 verwundet; bei der 12. Kompanie 2 Mann tot, 9 verwundet.
Die Kompanien sammelten in den russischen Gräben am Susita-Steilhang, erschöpft von der Gluthitze des Tages, gepeinigt von brennendem Durst. In der Verzweiflung pflückt man die noch grünen Weintrauben und schluckt gierig den essigsauren Saft. Wasser musste von Tesestii her vorgeschafft werden.
Im Laufe des Nachmittags ging der Regimentskommandeur die Stellung ab. Das II. Bataillon lag zu weit rechts, das I. Bataillon war durch seinen Angriff weit nach links aus dem Gefechtsstreifen hinausgekommen. Gegen Abend wurde der Ausgleich durchgeführt.
5.50 Uhr nachmittags traf Befehl ein, das I. Reserve-Korps befinde sich in erfolgreichem Vordringen in nordwestlicher Richtung, Satul Nou sei von seinem linken Flügel genommen, die Jäger-Brigade solle sofort den Angriff über Panciu, Crucea de Sus, Muncelul-Ost fortsetzen.
Der Regimentskommandeur schenkte diesen Nachrichten keinen Glauben und erhielt auf Anfrage aus der vordersten Linie den Bescheid, dass die feindliche Stellung von Satul Nou unverändert besetzt sei.
Er ordnete daher lediglich ein Vorfühlen mit Patrouillen gegen die genannte Stellung an und vertrat der Brigade gegenüber energisch den Standpunkt, dass ein Angriff auf die feindliche Höhenstellung über ein breites, deckungsloses Flussbett hinweg ohne ausgiebige Artillerievorbereitung ein unding und unverantwortlich sei. Der 8.15 Uhr abends auf dem Regiments-Gefechtsstand eintreffende Brigade-Kommandeur ließ sich von den Tatsachen überzeugen und verschob den Angriff auf den nächsten Tag.
Die Bataillone verbrachten die Nacht in ihren Stellungen. Die nach Satul Nou vorgesandten Patrouillen meldeten nachts die unveränderte Besatzung der feindlichen Gräben.
Gegen Abend des heißen Kampftages hat auf dem Verbandplatz nördlich Tisestii einer der Tapfersten des Regiments seine junge Seele ausgehaucht, ein glühender Patriot, der letzte Spross einer uralten bayerischen Familie, Leutnant der Reserve Freiherr von Barth-Harmating, glücklich an der Spitze seiner stürmenden Kompanie die Erüllung seines Soldatentums gefunden zu haben.“
Die Lage des Grabes von Leutnant der Reserve Robert Buchholz ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.
In den nächsten Wochen werde ich vermehrt die Schicksale von Soldaten recherchieren, deren Todesanzeigen ich in diversen Zeitungen finde. Heute möchte ich mit Ernst Springer beginnen, dessen Todesanzeige ich in der Gumbiner allgemeinen Tageszeitung fand:
Der Soldat Ernst Springer wurde am 17.03.1913 in Gallingen geboren und lebte in Gumbinen im heutigen Polen (Głobino). Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er als Stabsfeldwebel und Zugführer einer Panzerjäger-Kompanie. Er wurde mit dem Deutsches Kreuz in Gold ausgezeichnet, das nur 26.000 Mal verliehen wurde und das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse voraus. Es wurde ihm verliehen wegen „vielfach bewiesene außergewöhnliche Tapferkeit“. Am 13.01.1943 fiel er im Alter von 29 Jahren durch schwerste Verwundung bei Tossno (Tosno) bei Leningrad an der Ostfront.
Auf dem Soldatenfriedhof Sologubowka wird Ernst Springer gedacht.
Ernst Springer war verheiratet und hatte zwei Töchter.
Todesanzeiger für Ernst Springer in der Gumbiner allgemeine Tageszeitung vom 06.02.1943
Der Soldat Robert Simon wurde am 03.12.1915 in Ulrichsgrün, einem Ortsteil der bayerischen Stadt Waldmünchen, als Sohn eines Landwirts geboren. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Wachtmeister und Zugführer in einem Füsilier-Bataillon. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse, mit dem Infanterie-Sturmabzeichen, mit dem Verwundetenabzeichen, mit der Nahkampfspange und anderen Auszeichnungen ausgezeichnet. Am 11.12.1943 fiel er im Alter von 28 Jahren bei Kirowograd in der heutigen Ukraine.
Man begrub Robert Simon auf dem Sammelfriedhof Kiew in Block 5, Reihe 11, Grab 937.
Sterbebild von Hans und Robert SimonRückseite des Sterbebildes von Hans und Robert Simon