Der Soldat Max (Viktor) Kuhn wurde am 28.01.1876 in der Hauptstadt des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg, Stuttgart, geboren und war von Beruf Goldschmied. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Hauptmann und Kompanieführer in der 5. Kompanie des 180. Infanterie-Regiments. Am 09.08.1914 fiel er im Alter von 38 Jahren während der Kämpfe in den Vogesen nahe der Stadt Markirch (französisch: Sainte-Marie-aux-Mines).
Über den Todestag und die Todesumstände von Max Kuh berichtet die Regimentsgeschichte des 180. Infanterie-Regiments:
„In den Vogesen.
Nun sollte es wahr werden, es ging dem Feinde entgegen, jenem französischen Erbfeinde, der seit Jahrunderten Deutschland bedrohte, immer wieder mit Krieg überzog, und seit dem Jahre 1870, als seine Eitelkeit durch unseren Waffenruhm aufs tiefste verletzt wurde, fortgesetzt auf Rache sann und schon lange mit Russland enge Fühlung suchte und fand, um das verhasste Deutschland von beiden Seiten her zu erdrücken. Es galt also, diesem hartnäckigen Feinde gegenüber seine ganze Kraft einzusetzen, und da war auch kein Mann im Regiment, der nicht den festen Willen gehabt hätte, für die Ehre des Vaterlandes sein Leben bis zum letzten Blutstropfen einzusetzen. Bei drückender Hitze, aber in froher Kampfesstimmung, marschierte man vormittags über Baldenheim auf Schlettstadt, das gegen 11.15 Uhr erreicht wurde, da kam der Befehl, dass das Regiment der in Kolmar befindlichen 82. Infanterie-Brigade unterstellt sei und sofort nach Sigolsheim, nordwestlich Kolmar, marschieren sollte. Demgemäß wurde in Schlettstadt nach Süden abgebogen, und man war noch im Marsche durch die Stadt, als ein befehl dieser 82. Brigade kam, dass ein Bataillon des Regiments sofort nach Markirch geschickt werden sollte zur Unterstützung der dort den Grenzschutz haltenden Jäger-Bataillone, die in ernsten Kämpfen überlegenen feindlichen Kräften gegenüberstanden. Dazu wurde das hinterste Bataillon, d. h. das II., bestimmt; welches nach dem Bahnhof abrückte und dort, solange der Zug bereitgestellt wurde, aus den Feldküchen sich verpflegte. Um 2.45 Uhr nachmittags traf das Bataillon in Markirch ein, legte am Bahnhof die Tornister ab, ließ auf Befehl die 7. Kompanie als Reserve zurück und marschierte nach der bewaldeten Kasinohöhe 908 nördlich des Städtchens. Der Aufstieg war bei der glühenden Hitze überaus anstrengend, ein Forstbeamter diente als Führer, auf den engen Waldpfaden zog sich die Kolonne auf etwa 3 Kilometer Tiefe auseinander, und etwa 4.45 Uhr nachmittags traf die Spitze auf der Höhe ein. Die Jäger hatten im Laufe des Tages mehrere Angriffe der Franzosen erfolgreich abgeschlagen, doch gegen 5 Uhr nachmittags drohte ein erneuter Angriff von der linken Flanke her, und so war es notwendig, die einzelnen Teile des Bataillons gleich nach ihrem Eintreffen, erschöpft und atemlos, wie sie waren, nach links in das Gefecht eingreifen zu lassen. Der Angriff der Franzosen wurde immer drohender, der Bataillonsstab sah sich beinahe in die Linie der zurückweichenden Jäger verwickelt, da ließ der Bataillonskommandeur, Major Fleischmann, das Signal „Seitengewehr pflanzt auf!“ geben und führte persönlich die ankommenden Teile vor. Diesen vereinten Kräften gegenüber wichen die Franzosen zurück unter Zurücklassung zahlreicher Toter und Verwundeter. Etwa 6.30 Uhr nachmittags war die Lage vollständig wiederhergestellt, die Kompanien konnten ihre Verbände wieder ordnen und das Bataillon stellte sich auf dem linken Flügel bereit, um von dort aus gegen 7 Uhr abends zum Angriff gegen den anscheinend schwachen Feind vorzugehen. Anfangs ging alles gut, als man aber im dichten Hochwalde auf einen starkbesetzten feindlichen Schützengraben stieß, da entspann sich ein heftiger Kampf. Von Baum zu Baum springend näherte man sich der feindlichen Stellung bis auf etwa 80 Meter, als man sah, dass der Rest der Besatzung den Schützengraben in wilder Flucht verließ. Nun ging’s rasch vorwärts unter dem Schlagen des Tambours und dem Blasen der Hornisten bis in den Schützengraben hinein, der gefüllt war mit Toten, Schwerverwundeten, Waffen und Gepäckstücken. Weiter vorwärts ging die Verfolgung des geschlagenen Gegners, doch bald kam der Vormarsch zum Stehen infolge allgemeiner Erschöpfung, erheblicher Verluste und weil sich auf französischer Seite Verstärkungen fühlbar machten. Jetzt war es geboten, das Bataillon wieder in die ursprüngliche Stellung zurückzunehmen, wo es von frischen Jägertrupps aufgenommen wurde. Hier bekam der Bataillonskommandeur einen Schuss in den rechten Unterschenkel, der ihn leicht verwundete, aber ihm noch ermöglichte, alle weiteren Anordnungen für die Aufstellung des Bataillons selbst zu treffen. Die Franzosen folgten nicht und als gegen 10 Uhr abends die Dunkelheit eingetreten war, konnten die Kompanien zur Ruhe übergehen, litten aber während der Nacht an Hunger und Durst, der erst am anderen Morgen gestillt werden konnte, als Essen und Trinkwasser heraufgeschafft worden war.
Die Feuertaufe des Bataillons hatten sich die Angehörigen, Führer wie Mannschaften, aufs glänzendste geschlagen. Der Fahnenträger, Sergant Schuppert, befand sich mit entfalteter Fahne in vorderster Linie und fiel sehr bald. Ein zweiter Unteroffizier, der sie ergriff, fiel ebenfalls und jetzt nahm sie der tapfere Musketier Härer (8. Kompanie), der Bursche des dreimal verwundeten Leutnant Stauch, brachte sie zurück und übergab sie dem Bataillonsadjutanten. Sie war von zwanzig Schüssen durchbohrt worden. Härer erhielt für seine Heldentat das Eiserne Kreuz 1. und 2. Klasse, sowie die Goldene Militärverdienstmedauille.
Hauptmann Kuhn und tapfere 60 andere Kameraden erlitten den Heldentod, Hauptmann Freiherr von Mühlen und Leutnant Stauch wurden schwer, Major Fleischmann leicht verwundet, 132 Unteroffiziere und Mannschaften verwundet und 20 vermisst.
Auf telegrafischen Bericht des kommandierenden Generals antwortete Seine Majestät der König: „Besten Dank für gütige Mitteilung. Sehr glücklich, dass meine II./180 so brav seine Schuldigkeit getan.“