Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 209: Hermann Schuster

Der Soldat Hermann Schuster wurde am 16.12.1877 in Lendsiedel geboren, einem Stadteil von Kirchberg an der Jagst im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Unteroffizier in der 3. Kompanie des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 04.09.1914 fiel er bei der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter) in den Vogesen. Er wurde während der Erstürmung des Reichackerkopfs-Mönchbergs am Waldrand des Mönchsbergs getötet.

Über den Todestag und die Todesumstände von Hermann Schuster berichtet die Regimentsgeschichte des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments:

„Der 4. September

„Brigade von Frech“ hatte sich morgens in Günsbach zum geschlossenen Vormarsch auf Münster versammelt; IV. und I./L. 121 mit Maschinengewehren als Vorhut, II. und III. sowie das L. 123 als Gros. Wohlgemut zogen wir in der Spätsommerhitze im Talgrund auf der staubigen nördlichen Fechtstraße nach Westen, voll Erwartung auf den Übergang auf französischen Boden, den wir für heute oder morgen erwarteten, denn danach stand jedem der Sinn; Krieg heißt Feindesland. Der Grenzkamm schloss weit hinten den Horizont ab, mächtige Waldkuppen türmten sich davor, ganz vorn der Reichackerkopf und der Mönchberg, die dicht hinter Münster ansteigen; Kirchturm und Dächer des Städtchens wurden allgemach sichtbar. Links hatten wir das ziemlich breite Münstertal , rechts ragten neben der Straße steile bewaldete Hänge auf; lange Reihen von Kopfscheiben hatten die Franzosen dort oben vor dem Waldrand aufgestellt; wir sollten wohl da hinauf einen Angriff in Szene setzen.

Mädchen kamen uns entgegengeradelt. „Seid ihr endlich das?“, aus allen Häusern winkten die Münsterer, und überall wurden Erfrischungen angeboten. „Gestern Abend sind sie abgezogen. Aber Vorsicht: hinter der Stadt sitzen sie noch in den Bergen!“

Die Vorhut erhielt Befehl, über den „Sattel“ und den „Sattelkopf“ zu marschieren; II./L. 121 hatte im „Kleintal“, nördlich davon, die Linie Weiher-Widenthal zu erreichen und mit der bayerischen Landwehr auf den Höhen rechts Verbindung zu suchen; der Rest der Brigade sollte der Vorhut folgen.

11.30 Uhr trat 15./L. 121 als Spitze an; das II. Bataillon zog sich nach seinem nordwestlichen Ortsausgang und schickte die 6. Kompanie zur Aufklärung und Flankendeckung gegen die kahlen Felshänge von Hohrodberg halbrechts hinaus.

300 Meter weit war die 15. Kompanie aus Münster die bergstraße nach dem Reichackerkopf angestiegen, als an den „Spitaläckern“ aus naher Entfernung ein schwerer Infanteriefeuerüberfall auf sie niederging, der nur zu gut lag. Es kam aus Dickicht, Gehölz und dem Waldrand oberhalb – die Warnung der Männer von Münster: hier hatten sie gelauert und uns dicht herankommen lassen. So rasch das böse Gelände es zuließ, entwickelte die 15. beiderseits des Fahrweges ihre Schützen, – Raum dazu fehlte, da der Berg rechts scharf abfiel, zur Linken steil aufstieg und begann gegen den Feind zu klimmen. Die 13. Kompanie trat ins Gefecht, dann 14. und 16./L. 121, die Schützenlinie beiderseits verlängernd; hierauf wurde das I. Bataillon eingeschoben. Der Regimentskommandeur und beide Bataillonskommandeure führten ihre Truppen persönlich vor, gruppenweise im heftigsten Feuer, so gut es ging; furchtbar hinderte die Enge der Örtlichkeit jede einfachste Bewegung. Unsere Verluste wuchsen rapid: Oberstleutnant Brpck, Kommandeur des IV. Bataillons und neben ihm sein Adjutant, Leutnant Hauber, unser Regimentskommandeur Oberstleutnant Bechtinger, der Adjutant des I., Oberleutnant Paul, die Oberleutnants Schittenhelm und Stübler, Kompanieführer der 16. und 3., Leutnant Müller, 2., einen nach dem andern rafften die Feuergarben der Franzosen in einer Viertelstunde fort, wie sie ihre Leute vorbrachten, und um sie ihre Zug- und Gruppenführer, ihre Mannschaften, und die Zahl der Toten und Verwundeten schwoll mit jeder Minute weiter an. An einheitliche Leitung war nicht zu denken; jeder Führer suchte mit den nächstliegenden Leuten auf dem steinigen Boden aufwärtskriechend, an Wurzel und Gesträuch sich hochziehend, Überblick und Schussfeld, jeder einzelne kämpfte wütend für sich gegen die Hunde in ihren Buschverstecken und Bäumen oben.

Inzwischen hatte das II. Bataillon, beim Verlassen des Nordwestrands von Münster heftig, aber wirkungslos von französischen Batterien beschossen, sein Ziel Weiher fahren lassen und sich in breiter Front quer durch die fecht und das „Kleintal“ auf den Gefechtslärm am Reichackerkopf zugestürzt; die feindliche Artillerie folgte ihm durch den Grund mit ihren Granaten und Schrapnells. Es lief den Reichackerkopf von Norden an. Am linken Flügel unserer Linie griff III./L. 121 mit 3 Kompanien und Maschinengewehren ein, Front nach Nordost und fand brauchbares Schussfeld. Der konzentrische Druck duckt die Franzosen, unser zunehmendes Feuer wirkt und sie wurden bescheidener. Unsere Batterie ließ vom Nordwestrand von Münster ihre Schüsse gegen rückwärtige Ziele beim Feind krachen; sie tat gut, sich nicht in das Infanteriegefecht zu mischen, von dessen Stand von unten nichts zu erkennen war. Genug, dass Gruppen des IV. mit ihren blauen Röcken von eigenen Verstärkungen für Franzosen gehalten und von hinten beschossen worden waren.

Wir waren so weit: Sturm. Mit Zusammenraffung aller Kraft warf die Linie sich den letzten Sprung über die felsigen Hänge aufwärts und brach in den Wald ein; einiges Handgemenge, ein paar Gefangene, im übrigen flüchtete der Feind. Erschöpft und keuchend nahm die Truppe die Verfolgung auf; sie führte über die obere „Hangstraße“ auf den „Sattel“ zu; Tornister, Waffen und Kleidungsstücke der Franzosen markierten den Weg. Beim Wegekreuz am Osthang der Kuppe 771 sammelten und ordneten sich unsere vier Bataillone, dann wurde die Höhe 771 besetzt; Reichackerkopf und Mönchberg waren überwunden.

Der nächste Waldberg in Richtung auf den Vogesenkamm und die deutsche Grenze ist der „Sattelkopf“, von dem nach Stoßweiher, wie in entgegengesetzter, südlicher Richtung tief eingeschnittene Wiesentäler abfallen; jenseits setzt die Walddecke des Sattelkopfmassivs dicht oberhalb des „Sattels“ an. Am Waldrand stehen die „Sattelhäuser“, wenige einzelne Gebäude.

Unsere Bataillone hielten rückwärts der diesseitigen Waldgrenze, um zunächst mit schwachen Patrouillen auf den Wiesengrund vorzufühlen. und kaum waren diese aus den Bäumen getreten, als wildes Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer von drüben auf sie einschlug; Hauptmann Lang, der Kompanieführer der 1. wurde tödlich getroffen. Der Feind hielt im übrigen vielfach zu hoch, so dass uns weitere Blutopfer erspart blieben. Was uns interessierte, wussten wir nun und zogen die Aufklärer zurück, denen der Boden auf ihrem dem Gegner zugeneigten Wiesenhang heiß genug geworden war.

Zwecklos, den Sattel ohne Vorbereitung anzurennen; er war ohne schwere Einbußen nur zu stürmen, wenn seine Verteidiger während unseres Vorgehens durch den Wiesengrund von Artillerie und Maschinengewehren niedergehalten wurden und dafür war’s zu spät; der Abend war da. Ein dünner Schützenschleier wurde als Sicherung an den Waldrand postiert, dahinter legten sich die Reste der geschlossenen Kompanien; einige Reserven wurden ans Wegekreuz zurückgenommen. Die Verpflegungsoffiziere brachten um Mitternacht Leiterwagen voll Brot und Fleischkonserven vor, aber die Truppe wollte nicht viel davon wissen, obschon sie den Tag über nichts genossen hatte. Besser etwas Schlaf, der auf dem feuchten Waldboden in der Nachtkühle nicht recht kommen wollte. Zu gleicher Zeit befahl die Brigade, bei Tagesanbruch den Sattel anzugreifen. Ohne Vorbereitung und Feuerunterstützung durch Artillerie? Gleichgültig; nur Ruhe jetzt! Zwei Stunden später wurde die Räumung der Höhen in völliger Stille angeordnet; 4.30 Uhr morgens war damit zu beginnen und der Verstand stand uns vollends still: den Reichackerkopf und den Mönchberg, die eben unter schweren Verlusten gestürmt waren, räumen?

Die Beweggründe zu dieser Entschließung? Jenseits des Großtals, beim Hörnleskopf, Hohrodberg und Hohrod, im bayerischen Abschnitt, schien es nicht nach Wunsch gegangen zu sein. Unsere 6. Kompanie hatte auf ihrer Erkundung nahe bei Hohrod Kampfspuren, ein zerschossenes Geschütz und anderes angetroffen, Bayern nicht! Die auf die Höhe nordwestlich Münster vorgeschobenen Züge der 6. und 7./L. 121, unsere Artilleriebedeckung, Flankensicherung und Verbindungstruppe nach Norden hatte bis in den nachmittag nach rechts hinauf Fühlung mit einem bayerischen Unteroffiziersposten im Hof Bergbrochen gehabt, abends war Bergbrochen plötzlich von Franzosen besetzt und dass die Bayern ohne Nachricht abgezogen waren, kostete uns einen Mann, den der Feind aus unserer nächsten Verbindungspatrouille abschoss. Sie waren demnach zurückgegangen, die Franzosen gefolgt, und wenn der Gegner auf den nördlichen Münstertalbergen über Münster vorgekommen war, so beherrschte er unsere Zufahrtsstraße und konnte uns abschneiden. Später hörten wir, dass auch vom Gebweilertal her Alpenjäger mit Gebirgsartillerie gemeldet waren, kurz, es war in unserem Rücken wohl nicht geheuer und was die Einnahme und Wiederaufgabe einiger Berge angeht, so war man damals und im Bewegungskrieg überhaupt nicht überbedenklich. Im dämmernden Morgen stiegen die Bataillone schweigend wieder ins Tal hinab, vorbei den beiderseits des Weges liegenden stillen Kameraden und den gafallenen Franzosen, von denen viele noch nicht hatten geborgen werden können; die Verluste waren zu groß gewesen. Dann durch das schlummernde Münster; an seinem Ortsausgang wurde gesammelt. – Einer war auf dem Reichackerkopf geblieben: der lange Vizefeldwebel und Offiziersaspirant Brudermüller – „antürlich wieder ein früherer Einjähriger“ – hatte abseits seiner Kompanie unter einem lauschigen Strauch den Abmarsch und alles miteinander verschlafen und war in der Dunkelheit auch nicht vermisst worden; es fehlten so viele. Als er erwachte, war’s hell um ihn und alles leer, worauf er, allein der Verteidigung des Reichackerkopfes sich nicht gewachsen fühlend, beunruhigt den Rückzug antrat und bei der Rückmeldung in seiner Kompanie kein geringes Gelächter hervorrief. Es pflanze sich durch das ganze Regiment fort und tat wunderbar gut; ermuntert und schon etwas gehoben gingen wir in den neuen Tag.“

Man an begrub Hermann Schuster auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 1, Grab 3.

Das Grab von Hermann Schuster und Heinrich Bahlinger auf dem Soldatenfriedhof Münster

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 208: Heinrich Bahlinger

Der Soldat Heinrich Bahlinger wurde am 29.07.1879 in der Gemeinde Gärtringen im heutigen Bundesland Baden-Württemberg geboren und war Hilfspostunterbeamter. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter in der 3. Kompanie des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 04.09.1914 fiel er während der Vogesenkämpfe in der Nähe der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter) im Alter von 35 Jahren.

Über den Todestag und die Todesumstände von Heinrich Bahlinger berichtet die Regimentsgeschichte des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments:

„Der 4. September

„Brigade von Frech“ hatte sich morgens in Günsbach zum geschlossenen Vormarsch auf Münster versammelt; IV. und I./L. 121 mit Maschinengewehren als Vorhut, II. und III. sowie das L. 123 als Gros. Wohlgemut zogen wir in der Spätsommerhitze im Talgrund auf der staubigen nördlichen Fechtstraße nach Westen, voll Erwartung auf den Übergang auf französischen Boden, den wir für heute oder morgen erwarteten, denn danach stand jedem der Sinn; Krieg heißt Feindesland. Der Grenzkamm schloss weit hinten den Horizont ab, mächtige Waldkuppen türmten sich davor, ganz vorn der Reichackerkopf und der Mönchberg, die dicht hinter Münster ansteigen; Kirchturm und Dächer des Städtchens wurden allgemach sichtbar. Links hatten wir das ziemlich breite Münstertal , rechts ragten neben der Straße steile bewaldete Hänge auf; lange Reihen von Kopfscheiben hatten die Franzosen dort oben vor dem Waldrand aufgestellt; wir sollten wohl da hinauf einen Angriff in Szene setzen.

Mädchen kamen uns entgegengeradelt. „Seid ihr endlich das?“, aus allen Häusern winkten die Münsterer, und überall wurden Erfrischungen angeboten. „Gestern Abend sind sie abgezogen. Aber Vorsicht: hinter der Stadt sitzen sie noch in den Bergen!“

Die Vorhut erhielt Befehl, über den „Sattel“ und den „Sattelkopf“ zu marschieren; II./L. 121 hatte im „Kleintal“, nördlich davon, die Linie Weiher-Widenthal zu erreichen und mit der bayerischen Landwehr auf den Höhen rechts Verbindung zu suchen; der Rest der Brigade sollte der Vorhut folgen.

11.30 Uhr trat 15./L. 121 als Spitze an; das II. Bataillon zog sich nach seinem nordwestlichen Ortsausgang und schickte die 6. Kompanie zur Aufklärung und Flankendeckung gegen die kahlen Felshänge von Hohrodberg halbrechts hinaus.

300 Meter weit war die 15. Kompanie aus Münster die bergstraße nach dem Reichackerkopf angestiegen, als an den „Spitaläckern“ aus naher Entfernung ein schwerer Infanteriefeuerüberfall auf sie niederging, der nur zu gut lag. Es kam aus Dickicht, Gehölz und dem Waldrand oberhalb – die Warnung der Männer von Münster: hier hatten sie gelauert und uns dicht herankommen lassen. So rasch das böse Gelände es zuließ, entwickelte die 15. beiderseits des Fahrweges ihre Schützen, – Raum dazu fehlte, da der Berg rechts scharf abfiel, zur Linken steil aufstieg und begann gegen den Feind zu klimmen. Die 13. Kompanie trat ins Gefecht, dann 14. und 16./L. 121, die Schützenlinie beiderseits verlängernd; hierauf wurde das I. Bataillon eingeschoben. Der Regimentskommandeur und beide Bataillonskommandeure führten ihre Truppen persönlich vor, gruppenweise im heftigsten Feuer, so gut es ging; furchtbar hinderte die Enge der Örtlichkeit jede einfachste Bewegung. Unsere Verluste wuchsen rapid: Oberstleutnant Brpck, Kommandeur des IV. Bataillons und neben ihm sein Adjutant, Leutnant Hauber, unser Regimentskommandeur Oberstleutnant Bechtinger, der Adjutant des I., Oberleutnant Paul, die Oberleutnants Schittenhelm und Stübler, Kompanieführer der 16. und 3., Leutnant Müller, 2., einen nach dem andern rafften die Feuergarben der Franzosen in einer Viertelstunde fort, wie sie ihre Leute vorbrachten, und um sie ihre Zug- und Gruppenführer, ihre Mannschaften, und die Zahl der Toten und Verwundeten schwoll mit jeder Minute weiter an. An einheitliche Leitung war nicht zu denken; jeder Führer suchte mit den nächstliegenden Leuten auf dem steinigen Boden aufwärtskriechend, an Wurzel und Gesträuch sich hochziehend, Überblick und Schussfeld, jeder einzelne kämpfte wütend für sich gegen die Hunde in ihren Buschverstecken und Bäumen oben.

Inzwischen hatte das II. Bataillon, beim Verlassen des Nordwestrands von Münster heftig, aber wirkungslos von französischen Batterien beschossen, sein Ziel Weiher fahren lassen und sich in breiter Front quer durch die fecht und das „Kleintal“ auf den Gefechtslärm am Reichackerkopf zugestürzt; die feindliche Artillerie folgte ihm durch den Grund mit ihren Granaten und Schrapnells. Es lief den Reichackerkopf von Norden an. Am linken Flügel unserer Linie griff III./L. 121 mit 3 Kompanien und Maschinengewehren ein, Front nach Nordost und fand brauchbares Schussfeld. Der konzentrische Druck duckt die Franzosen, unser zunehmendes Feuer wirkt und sie wurden bescheidener. Unsere Batterie ließ vom Nordwestrand von Münster ihre Schüsse gegen rückwärtige Ziele beim Feind krachen; sie tat gut, sich nicht in das Infanteriegefecht zu mischen, von dessen Stand von unten nichts zu erkennen war. Genug, dass Gruppen des IV. mit ihren blauen Röcken von eigenen Verstärkungen für Franzosen gehalten und von hinten beschossen worden waren.

Wir waren so weit: Sturm. Mit Zusammenraffung aller Kraft warf die Linie sich den letzten Sprung über die felsigen Hänge aufwärts und brach in den Wald ein; einiges Handgemenge, ein paar Gefangene, im übrigen flüchtete der Feind. Erschöpft und keuchend nahm die Truppe die Verfolgung auf; sie führte über die obere „Hangstraße“ auf den „Sattel“ zu; Tornister, Waffen und Kleidungsstücke der Franzosen markierten den Weg. Beim Wegekreuz am Osthang der Kuppe 771 sammelten und ordneten sich unsere vier Bataillone, dann wurde die Höhe 771 besetzt; Reichackerkopf und Mönchberg waren überwunden.

Der nächste Waldberg in Richtung auf den Vogesenkamm und die deutsche Grenze ist der „Sattelkopf“, von dem nach Stoßweiher, wie in entgegengesetzter, südlicher Richtung tief eingeschnittene Wiesentäler abfallen; jenseits setzt die Walddecke des Sattelkopfmassivs dicht oberhalb des „Sattels“ an. Am Waldrand stehen die „Sattelhäuser“, wenige einzelne Gebäude.

Unsere Bataillone hielten rückwärts der diesseitigen Waldgrenze, um zunächst mit schwachen Patrouillen auf den Wiesengrund vorzufühlen. und kaum waren diese aus den Bäumen getreten, als wildes Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer von drüben auf sie einschlug; Hauptmann Lang, der Kompanieführer der 1. wurde tödlich getroffen. Der Feind hielt im übrigen vielfach zu hoch, so dass uns weitere Blutopfer erspart blieben. Was uns interessierte, wussten wir nun und zogen die Aufklärer zurück, denen der Boden auf ihrem dem Gegner zugeneigten Wiesenhang heiß genug geworden war.

Zwecklos, den Sattel ohne Vorbereitung anzurennen; er war ohne schwere Einbußen nur zu stürmen, wenn seine Verteidiger während unseres Vorgehens durch den Wiesengrund von Artillerie und Maschinengewehren niedergehalten wurden und dafür war’s zu spät; der Abend war da. Ein dünner Schützenschleier wurde als Sicherung an den Waldrand postiert, dahinter legten sich die Reste der geschlossenen Kompanien; einige Reserven wurden ans Wegekreuz zurückgenommen. Die Verpflegungsoffiziere brachten um Mitternacht Leiterwagen voll Brot und Fleischkonserven vor, aber die Truppe wollte nicht viel davon wissen, obschon sie den Tag über nichts genossen hatte. Besser etwas Schlaf, der auf dem feuchten Waldboden in der Nachtkühle nicht recht kommen wollte. Zu gleicher Zeit befahl die Brigade, bei Tagesanbruch den Sattel anzugreifen. Ohne Vorbereitung und Feuerunterstützung durch Artillerie? Gleichgültig; nur Ruhe jetzt! Zwei Stunden später wurde die Räumung der Höhen in völliger Stille angeordnet; 4.30 Uhr morgens war damit zu beginnen und der Verstand stand uns vollends still: den Reichackerkopf und den Mönchberg, die eben unter schweren Verlusten gestürmt waren, räumen?

Die Beweggründe zu dieser Entschließung? Jenseits des Großtals, beim Hörnleskopf, Hohrodberg und Hohrod, im bayerischen Abschnitt, schien es nicht nach Wunsch gegangen zu sein. Unsere 6. Kompanie hatte auf ihrer Erkundung nahe bei Hohrod Kampfspuren, ein zerschossenes Geschütz und anderes angetroffen, Bayern nicht! Die auf die Höhe nordwestlich Münster vorgeschobenen Züge der 6. und 7./L. 121, unsere Artilleriebedeckung, Flankensicherung und Verbindungstruppe nach Norden hatte bis in den nachmittag nach rechts hinauf Fühlung mit einem bayerischen Unteroffiziersposten im Hof Bergbrochen gehabt, abends war Bergbrochen plötzlich von Franzosen besetzt und dass die Bayern ohne Nachricht abgezogen waren, kostete uns einen Mann, den der Feind aus unserer nächsten Verbindungspatrouille abschoss. Sie waren demnach zurückgegangen, die Franzosen gefolgt, und wenn der Gegner auf den nördlichen Münstertalbergen über Münster vorgekommen war, so beherrschte er unsere Zufahrtsstraße und konnte uns abschneiden. Später hörten wir, dass auch vom Gebweilertal her Alpenjäger mit Gebirgsartillerie gemeldet waren, kurz, es war in unserem Rücken wohl nicht geheuer und was die Einnahme und Wiederaufgabe einiger Berge angeht, so war man damals und im Bewegungskrieg überhaupt nicht überbedenklich. Im dämmernden Morgen stiegen die Bataillone schweigend wieder ins Tal hinab, vorbei den beiderseits des Weges liegenden stillen Kameraden und den gafallenen Franzosen, von denen viele noch nicht hatten geborgen werden können; die Verluste waren zu groß gewesen. Dann durch das schlummernde Münster; an seinem Ortsausgang wurde gesammelt. – Einer war auf dem Reichackerkopf geblieben: der lange Vizefeldwebel und Offiziersaspirant Brudermüller – „antürlich wieder ein früherer Einjähriger“ – hatte abseits seiner Kompanie unter einem lauschigen Strauch den Abmarsch und alles miteinander verschlafen und war in der Dunkelheit auch nicht vermisst worden; es fehlten so viele. Als er erwachte, war’s hell um ihn und alles leer, worauf er, allein der Verteidigung des Reichackerkopfes sich nicht gewachsen fühlend, beunruhigt den Rückzug antrat und bei der Rückmeldung in seiner Kompanie kein geringes Gelächter hervorrief. Es pflanze sich durch das ganze Regiment fort und tat wunderbar gut; ermuntert und schon etwas gehoben gingen wir in den neuen Tag.“

Man begrub Heinrich Bahlinger auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 1, Grab 4.

In seiner Heimatgemeinde Gärtringen gedenkt man Heinrich Bahlinger noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2014/gaertringen_lk-boeblingen_1870_wk1_wk2_bawue.html

Das Grab von Hermann Schuster und Heinrich Bahlinger auf dem Soldatenfriedhof Münster

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 210: Peter Veser

Der Soldat Peter Veser stammte aus der Stadt Munderkingen im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Ersatz-Reservist in der 5. Kompanie des 1. bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 20.02.1916 verstarb er in einem Lazarett einer Sanitäts-Kompanie bei Drei Ähren (französisch: Trois-Épis), nachdem er zuvor bei den Kämpfen nördlich der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter) schwer verwundet worden war.

Über den Todestag und die Todesumstände von Peter Veser berichtet die Regimentsgeschichte des 1. bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiments:

„Ab 20. Februar fast jeden Tag Schießen mit zwei Priesterwerfern, bald am Barrenkopf, bald am Schratzmännele oder Lingekopf (Leutnant Petersen).

Man begrub Peter Veser auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr in Grab 59.

Das Grab von Peter Veser auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 207: August Sigloch

Der Soldat August Sigloch wurde am 20.10.1877 in der Stadt Stuttgart im heutigen Bundesland Baden-Württemberg geboren und war von Beruf Kaufmann. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Vizefeldwebel in der 3. Kompanie des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 04.09.1914 fiel er während der Kämpfe in den Vogesen in der Nähe der Ortschaft Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter) im Alter von 36 Jahren.

Über den Todestag und die Todesumstände von August Sigloch berichtet die Regimentsgeschichte des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments:

„Der 4. September

„Brigade von Frech“ hatte sich morgens in Günsbach zum geschlossenen Vormarsch auf Münster versammelt; IV. und I./L. 121 mit Maschinengewehren als Vorhut, II. und III. sowie das L. 123 als Gros. Wohlgemut zogen wir in der Spätsommerhitze im Talgrund auf der staubigen nördlichen Fechtstraße nach Westen, voll Erwartung auf den Übergang auf französischen Boden, den wir für heute oder morgen erwarteten, denn danach stand jedem der Sinn; Krieg heißt Feindesland. Der Grenzkamm schloss weit hinten den Horizont ab, mächtige Waldkuppen türmten sich davor, ganz vorn der Reichackerkopf und der Mönchberg, die dicht hinter Münster ansteigen; Kirchturm und Dächer des Städtchens wurden allgemach sichtbar. Links hatten wir das ziemlich breite Münstertal , rechts ragten neben der Straße steile bewaldete Hänge auf; lange Reihen von Kopfscheiben hatten die Franzosen dort oben vor dem Waldrand aufgestellt; wir sollten wohl da hinauf einen Angriff in Szene setzen.

Mädchen kamen uns entgegengeradelt. „Seid ihr endlich das?“, aus allen Häusern winkten die Münsterer, und überall wurden Erfrischungen angeboten. „Gestern Abend sind sie abgezogen. Aber Vorsicht: hinter der Stadt sitzen sie noch in den Bergen!“

Die Vorhut erhielt Befehl, über den „Sattel“ und den „Sattelkopf“ zu marschieren; II./L. 121 hatte im „Kleintal“, nördlich davon, die Linie Weiher-Widenthal zu erreichen und mit der bayerischen Landwehr auf den Höhen rechts Verbindung zu suchen; der Rest der Brigade sollte der Vorhut folgen.

11.30 Uhr trat 15./L. 121 als Spitze an; das II. Bataillon zog sich nach seinem nordwestlichen Ortsausgang und schickte die 6. Kompanie zur Aufklärung und Flankendeckung gegen die kahlen Felshänge von Hohrodberg halbrechts hinaus.

300 Meter weit war die 15. Kompanie aus Münster die bergstraße nach dem Reichackerkopf angestiegen, als an den „Spitaläckern“ aus naher Entfernung ein schwerer Infanteriefeuerüberfall auf sie niederging, der nur zu gut lag. Es kam aus Dickicht, Gehölz und dem Waldrand oberhalb – die Warnung der Männer von Münster: hier hatten sie gelauert und uns dicht herankommen lassen. So rasch das böse Gelände es zuließ, entwickelte die 15. beiderseits des Fahrweges ihre Schützen, – Raum dazu fehlte, da der Berg rechts scharf abfiel, zur Linken steil aufstieg und begann gegen den Feind zu klimmen. Die 13. Kompanie trat ins Gefecht, dann 14. und 16./L. 121, die Schützenlinie beiderseits verlängernd; hierauf wurde das I. Bataillon eingeschoben. Der Regimentskommandeur und beide Bataillonskommandeure führten ihre Truppen persönlich vor, gruppenweise im heftigsten Feuer, so gut es ging; furchtbar hinderte die Enge der Örtlichkeit jede einfachste Bewegung. Unsere Verluste wuchsen rapid: Oberstleutnant Brpck, Kommandeur des IV. Bataillons und neben ihm sein Adjutant, Leutnant Hauber, unser Regimentskommandeur Oberstleutnant Bechtinger, der Adjutant des I., Oberleutnant Paul, die Oberleutnants Schittenhelm und Stübler, Kompanieführer der 16. und 3., Leutnant Müller, 2., einen nach dem andern rafften die Feuergarben der Franzosen in einer Viertelstunde fort, wie sie ihre Leute vorbrachten, und um sie ihre Zug- und Gruppenführer, ihre Mannschaften, und die Zahl der Toten und Verwundeten schwoll mit jeder Minute weiter an. An einheitliche Leitung war nicht zu denken; jeder Führer suchte mit den nächstliegenden Leuten auf dem steinigen Boden aufwärtskriechend, an Wurzel und Gesträuch sich hochziehend, Überblick und Schussfeld, jeder einzelne kämpfte wütend für sich gegen die Hunde in ihren Buschverstecken und Bäumen oben.

Inzwischen hatte das II. Bataillon, beim Verlassen des Nordwestrands von Münster heftig, aber wirkungslos von französischen Batterien beschossen, sein Ziel Weiher fahren lassen und sich in breiter Front quer durch die fecht und das „Kleintal“ auf den Gefechtslärm am Reichackerkopf zugestürzt; die feindliche Artillerie folgte ihm durch den Grund mit ihren Granaten und Schrapnells. Es lief den Reichackerkopf von Norden an. Am linken Flügel unserer Linie griff III./L. 121 mit 3 Kompanien und Maschinengewehren ein, Front nach Nordost und fand brauchbares Schussfeld. Der konzentrische Druck duckt die Franzosen, unser zunehmendes Feuer wirkt und sie wurden bescheidener. Unsere Batterie ließ vom Nordwestrand von Münster ihre Schüsse gegen rückwärtige Ziele beim Feind krachen; sie tat gut, sich nicht in das Infanteriegefecht zu mischen, von dessen Stand von unten nichts zu erkennen war. Genug, dass Gruppen des IV. mit ihren blauen Röcken von eigenen Verstärkungen für Franzosen gehalten und von hinten beschossen worden waren.

Wir waren so weit: Sturm. Mit Zusammenraffung aller Kraft warf die Linie sich den letzten Sprung über die felsigen Hänge aufwärts und brach in den Wald ein; einiges Handgemenge, ein paar Gefangene, im übrigen flüchtete der Feind. Erschöpft und keuchend nahm die Truppe die Verfolgung auf; sie führte über die obere „Hangstraße“ auf den „Sattel“ zu; Tornister, Waffen und Kleidungsstücke der Franzosen markierten den Weg. Beim Wegekreuz am Osthang der Kuppe 771 sammelten und ordneten sich unsere vier Bataillone, dann wurde die Höhe 771 besetzt; Reichackerkopf und Mönchberg waren überwunden.

Der nächste Waldberg in Richtung auf den Vogesenkamm und die deutsche Grenze ist der „Sattelkopf“, von dem nach Stoßweiher, wie in entgegengesetzter, südlicher Richtung tief eingeschnittene Wiesentäler abfallen; jenseits setzt die Walddecke des Sattelkopfmassivs dicht oberhalb des „Sattels“ an. Am Waldrand stehen die „Sattelhäuser“, wenige einzelne Gebäude.

Unsere Bataillone hielten rückwärts der diesseitigen Waldgrenze, um zunächst mit schwachen Patrouillen auf den Wiesengrund vorzufühlen. und kaum waren diese aus den Bäumen getreten, als wildes Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer von drüben auf sie einschlug; Hauptmann Lang, der Kompanieführer der 1. wurde tödlich getroffen. Der Feind hielt im übrigen vielfach zu hoch, so dass uns weitere Blutopfer erspart blieben. Was uns interessierte, wussten wir nun und zogen die Aufklärer zurück, denen der Boden auf ihrem dem Gegner zugeneigten Wiesenhang heiß genug geworden war.

Zwecklos, den Sattel ohne Vorbereitung anzurennen; er war ohne schwere Einbußen nur zu stürmen, wenn seine Verteidiger während unseres Vorgehens durch den Wiesengrund von Artillerie und Maschinengewehren niedergehalten wurden und dafür war’s zu spät; der Abend war da. Ein dünner Schützenschleier wurde als Sicherung an den Waldrand postiert, dahinter legten sich die Reste der geschlossenen Kompanien; einige Reserven wurden ans Wegekreuz zurückgenommen. Die Verpflegungsoffiziere brachten um Mitternacht Leiterwagen voll Brot und Fleischkonserven vor, aber die Truppe wollte nicht viel davon wissen, obschon sie den Tag über nichts genossen hatte. Besser etwas Schlaf, der auf dem feuchten Waldboden in der Nachtkühle nicht recht kommen wollte. Zu gleicher Zeit befahl die Brigade, bei Tagesanbruch den Sattel anzugreifen. Ohne Vorbereitung und Feuerunterstützung durch Artillerie? Gleichgültig; nur Ruhe jetzt! Zwei Stunden später wurde die Räumung der Höhen in völliger Stille angeordnet; 4.30 Uhr morgens war damit zu beginnen und der Verstand stand uns vollends still: den Reichackerkopf und den Mönchberg, die eben unter schweren Verlusten gestürmt waren, räumen?

Die Beweggründe zu dieser Entschließung? Jenseits des Großtals, beim Hörnleskopf, Hohrodberg und Hohrod, im bayerischen Abschnitt, schien es nicht nach Wunsch gegangen zu sein. Unsere 6. Kompanie hatte auf ihrer Erkundung nahe bei Hohrod Kampfspuren, ein zerschossenes Geschütz und anderes angetroffen, Bayern nicht! Die auf die Höhe nordwestlich Münster vorgeschobenen Züge der 6. und 7./L. 121, unsere Artilleriebedeckung, Flankensicherung und Verbindungstruppe nach Norden hatte bis in den nachmittag nach rechts hinauf Fühlung mit einem bayerischen Unteroffiziersposten im Hof Bergbrochen gehabt, abends war Bergbrochen plötzlich von Franzosen besetzt und dass die Bayern ohne Nachricht abgezogen waren, kostete uns einen Mann, den der Feind aus unserer nächsten Verbindungspatrouille abschoss. Sie waren demnach zurückgegangen, die Franzosen gefolgt, und wenn der Gegner auf den nördlichen Münstertalbergen über Münster vorgekommen war, so beherrschte er unsere Zufahrtsstraße und konnte uns abschneiden. Später hörten wir, dass auch vom Gebweilertal her Alpenjäger mit Gebirgsartillerie gemeldet waren, kurz, es war in unserem Rücken wohl nicht geheuer und was die Einnahme und Wiederaufgabe einiger Berge angeht, so war man damals und im Bewegungskrieg überhaupt nicht überbedenklich. Im dämmernden Morgen stiegen die Bataillone schweigend wieder ins Tal hinab, vorbei den beiderseits des Weges liegenden stillen Kameraden und den gafallenen Franzosen, von denen viele noch nicht hatten geborgen werden können; die Verluste waren zu groß gewesen. Dann durch das schlummernde Münster; an seinem Ortsausgang wurde gesammelt. – Einer war auf dem Reichackerkopf geblieben: der lange Vizefeldwebel und Offiziersaspirant Brudermüller – „antürlich wieder ein früherer Einjähriger“ – hatte abseits seiner Kompanie unter einem lauschigen Strauch den Abmarsch und alles miteinander verschlafen und war in der Dunkelheit auch nicht vermisst worden; es fehlten so viele. Als er erwachte, war’s hell um ihn und alles leer, worauf er, allein der Verteidigung des Reichackerkopfes sich nicht gewachsen fühlend, beunruhigt den Rückzug antrat und bei der Rückmeldung in seiner Kompanie kein geringes Gelächter hervorrief. Es pflanze sich durch das ganze Regiment fort und tat wunderbar gut; ermuntert und schon etwas gehoben gingen wir in den neuen Tag.“

Man begrub August Sigloch auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 1, Grab 2.

In Stuttgart gedenkt man August Sigloch noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2012/stuttgart-zuffenhausen_wk1_l-z_bawue.html

Das Grab von Wilhelm Feeser und August Sigloch auf dem Soldatenfriedhof Münster

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 206: Wilhelm Feeser

Der Soldat Wilhelm Feeser stammte aus der Gemeinde Pfaffenhofen im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Unteroffizier in der 2. Kompanie des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 04.09.1914 fiel er während der Kämpfe in den Vogesen in der Nähe der Ortschaft Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter).

Über den Todestag und die Todesumstände von Wilhelm Feeserberichtet die Regimentsgeschichte des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments:

„Der 4. September

„Brigade von Frech“ hatte sich morgens in Günsbach zum geschlossenen Vormarsch auf Münster versammelt; IV. und I./L. 121 mit Maschinengewehren als Vorhut, II. und III. sowie das L. 123 als Gros. Wohlgemut zogen wir in der Spätsommerhitze im Talgrund auf der staubigen nördlichen Fechtstraße nach Westen, voll Erwartung auf den Übergang auf französischen Boden, den wir für heute oder morgen erwarteten, denn danach stand jedem der Sinn; Krieg heißt Feindesland. Der Grenzkamm schloss weit hinten den Horizont ab, mächtige Waldkuppen türmten sich davor, ganz vorn der Reichackerkopf und der Mönchberg, die dicht hinter Münster ansteigen; Kirchturm und Dächer des Städtchens wurden allgemach sichtbar. Links hatten wir das ziemlich breite Münstertal , rechts ragten neben der Straße steile bewaldete Hänge auf; lange Reihen von Kopfscheiben hatten die Franzosen dort oben vor dem Waldrand aufgestellt; wir sollten wohl da hinauf einen Angriff in Szene setzen.

Mädchen kamen uns entgegengeradelt. „Seid ihr endlich das?“, aus allen Häusern winkten die Münsterer, und überall wurden Erfrischungen angeboten. „Gestern Abend sind sie abgezogen. Aber Vorsicht: hinter der Stadt sitzen sie noch in den Bergen!“

Die Vorhut erhielt Befehl, über den „Sattel“ und den „Sattelkopf“ zu marschieren; II./L. 121 hatte im „Kleintal“, nördlich davon, die Linie Weiher-Widenthal zu erreichen und mit der bayerischen Landwehr auf den Höhen rechts Verbindung zu suchen; der Rest der Brigade sollte der Vorhut folgen.

11.30 Uhr trat 15./L. 121 als Spitze an; das II. Bataillon zog sich nach seinem nordwestlichen Ortsausgang und schickte die 6. Kompanie zur Aufklärung und Flankendeckung gegen die kahlen Felshänge von Hohrodberg halbrechts hinaus.

300 Meter weit war die 15. Kompanie aus Münster die bergstraße nach dem Reichackerkopf angestiegen, als an den „Spitaläckern“ aus naher Entfernung ein schwerer Infanteriefeuerüberfall auf sie niederging, der nur zu gut lag. Es kam aus Dickicht, Gehölz und dem Waldrand oberhalb – die Warnung der Männer von Münster: hier hatten sie gelauert und uns dicht herankommen lassen. So rasch das böse Gelände es zuließ, entwickelte die 15. beiderseits des Fahrweges ihre Schützen, – Raum dazu fehlte, da der Berg rechts scharf abfiel, zur Linken steil aufstieg und begann gegen den Feind zu klimmen. Die 13. Kompanie trat ins Gefecht, dann 14. und 16./L. 121, die Schützenlinie beiderseits verlängernd; hierauf wurde das I. Bataillon eingeschoben. Der Regimentskommandeur und beide Bataillonskommandeure führten ihre Truppen persönlich vor, gruppenweise im heftigsten Feuer, so gut es ging; furchtbar hinderte die Enge der Örtlichkeit jede einfachste Bewegung. Unsere Verluste wuchsen rapid: Oberstleutnant Brpck, Kommandeur des IV. Bataillons und neben ihm sein Adjutant, Leutnant Hauber, unser Regimentskommandeur Oberstleutnant Bechtinger, der Adjutant des I., Oberleutnant Paul, die Oberleutnants Schittenhelm und Stübler, Kompanieführer der 16. und 3., Leutnant Müller, 2., einen nach dem andern rafften die Feuergarben der Franzosen in einer Viertelstunde fort, wie sie ihre Leute vorbrachten, und um sie ihre Zug- und Gruppenführer, ihre Mannschaften, und die Zahl der Toten und Verwundeten schwoll mit jeder Minute weiter an. An einheitliche Leitung war nicht zu denken; jeder Führer suchte mit den nächstliegenden Leuten auf dem steinigen Boden aufwärtskriechend, an Wurzel und Gesträuch sich hochziehend, Überblick und Schussfeld, jeder einzelne kämpfte wütend für sich gegen die Hunde in ihren Buschverstecken und Bäumen oben.

Inzwischen hatte das II. Bataillon, beim Verlassen des Nordwestrands von Münster heftig, aber wirkungslos von französischen Batterien beschossen, sein Ziel Weiher fahren lassen und sich in breiter Front quer durch die fecht und das „Kleintal“ auf den Gefechtslärm am Reichackerkopf zugestürzt; die feindliche Artillerie folgte ihm durch den Grund mit ihren Granaten und Schrapnells. Es lief den Reichackerkopf von Norden an. Am linken Flügel unserer Linie griff III./L. 121 mit 3 Kompanien und Maschinengewehren ein, Front nach Nordost und fand brauchbares Schussfeld. Der konzentrische Druck duckt die Franzosen, unser zunehmendes Feuer wirkt und sie wurden bescheidener. Unsere Batterie ließ vom Nordwestrand von Münster ihre Schüsse gegen rückwärtige Ziele beim Feind krachen; sie tat gut, sich nicht in das Infanteriegefecht zu mischen, von dessen Stand von unten nichts zu erkennen war. Genug, dass Gruppen des IV. mit ihren blauen Röcken von eigenen Verstärkungen für Franzosen gehalten und von hinten beschossen worden waren.

Wir waren so weit: Sturm. Mit Zusammenraffung aller Kraft warf die Linie sich den letzten Sprung über die felsigen Hänge aufwärts und brach in den Wald ein; einiges Handgemenge, ein paar Gefangene, im übrigen flüchtete der Feind. Erschöpft und keuchend nahm die Truppe die Verfolgung auf; sie führte über die obere „Hangstraße“ auf den „Sattel“ zu; Tornister, Waffen und Kleidungsstücke der Franzosen markierten den Weg. Beim Wegekreuz am Osthang der Kuppe 771 sammelten und ordneten sich unsere vier Bataillone, dann wurde die Höhe 771 besetzt; Reichackerkopf und Mönchberg waren überwunden.

Der nächste Waldberg in Richtung auf den Vogesenkamm und die deutsche Grenze ist der „Sattelkopf“, von dem nach Stoßweiher, wie in entgegengesetzter, südlicher Richtung tief eingeschnittene Wiesentäler abfallen; jenseits setzt die Walddecke des Sattelkopfmassivs dicht oberhalb des „Sattels“ an. Am Waldrand stehen die „Sattelhäuser“, wenige einzelne Gebäude.

Unsere Bataillone hielten rückwärts der diesseitigen Waldgrenze, um zunächst mit schwachen Patrouillen auf den Wiesengrund vorzufühlen. und kaum waren diese aus den Bäumen getreten, als wildes Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer von drüben auf sie einschlug; Hauptmann Lang, der Kompanieführer der 1. wurde tödlich getroffen. Der Feind hielt im übrigen vielfach zu hoch, so dass uns weitere Blutopfer erspart blieben. Was uns interessierte, wussten wir nun und zogen die Aufklärer zurück, denen der Boden auf ihrem dem Gegner zugeneigten Wiesenhang heiß genug geworden war.

Zwecklos, den Sattel ohne Vorbereitung anzurennen; er war ohne schwere Einbußen nur zu stürmen, wenn seine Verteidiger während unseres Vorgehens durch den Wiesengrund von Artillerie und Maschinengewehren niedergehalten wurden und dafür war’s zu spät; der Abend war da. Ein dünner Schützenschleier wurde als Sicherung an den Waldrand postiert, dahinter legten sich die Reste der geschlossenen Kompanien; einige Reserven wurden ans Wegekreuz zurückgenommen. Die Verpflegungsoffiziere brachten um Mitternacht Leiterwagen voll Brot und Fleischkonserven vor, aber die Truppe wollte nicht viel davon wissen, obschon sie den Tag über nichts genossen hatte. Besser etwas Schlaf, der auf dem feuchten Waldboden in der Nachtkühle nicht recht kommen wollte. Zu gleicher Zeit befahl die Brigade, bei Tagesanbruch den Sattel anzugreifen. Ohne Vorbereitung und Feuerunterstützung durch Artillerie? Gleichgültig; nur Ruhe jetzt! Zwei Stunden später wurde die Räumung der Höhen in völliger Stille angeordnet; 4.30 Uhr morgens war damit zu beginnen und der Verstand stand uns vollends still: den Reichackerkopf und den Mönchberg, die eben unter schweren Verlusten gestürmt waren, räumen?

Die Beweggründe zu dieser Entschließung? Jenseits des Großtals, beim Hörnleskopf, Hohrodberg und Hohrod, im bayerischen Abschnitt, schien es nicht nach Wunsch gegangen zu sein. Unsere 6. Kompanie hatte auf ihrer Erkundung nahe bei Hohrod Kampfspuren, ein zerschossenes Geschütz und anderes angetroffen, Bayern nicht! Die auf die Höhe nordwestlich Münster vorgeschobenen Züge der 6. und 7./L. 121, unsere Artilleriebedeckung, Flankensicherung und Verbindungstruppe nach Norden hatte bis in den nachmittag nach rechts hinauf Fühlung mit einem bayerischen Unteroffiziersposten im Hof Bergbrochen gehabt, abends war Bergbrochen plötzlich von Franzosen besetzt und dass die Bayern ohne Nachricht abgezogen waren, kostete uns einen Mann, den der Feind aus unserer nächsten Verbindungspatrouille abschoss. Sie waren demnach zurückgegangen, die Franzosen gefolgt, und wenn der Gegner auf den nördlichen Münstertalbergen über Münster vorgekommen war, so beherrschte er unsere Zufahrtsstraße und konnte uns abschneiden. Später hörten wir, dass auch vom Gebweilertal her Alpenjäger mit Gebirgsartillerie gemeldet waren, kurz, es war in unserem Rücken wohl nicht geheuer und was die Einnahme und Wiederaufgabe einiger Berge angeht, so war man damals und im Bewegungskrieg überhaupt nicht überbedenklich. Im dämmernden Morgen stiegen die Bataillone schweigend wieder ins Tal hinab, vorbei den beiderseits des Weges liegenden stillen Kameraden und den gafallenen Franzosen, von denen viele noch nicht hatten geborgen werden können; die Verluste waren zu groß gewesen. Dann durch das schlummernde Münster; an seinem Ortsausgang wurde gesammelt. – Einer war auf dem Reichackerkopf geblieben: der lange Vizefeldwebel und Offiziersaspirant Brudermüller – „antürlich wieder ein früherer Einjähriger“ – hatte abseits seiner Kompanie unter einem lauschigen Strauch den Abmarsch und alles miteinander verschlafen und war in der Dunkelheit auch nicht vermisst worden; es fehlten so viele. Als er erwachte, war’s hell um ihn und alles leer, worauf er, allein der Verteidigung des Reichackerkopfes sich nicht gewachsen fühlend, beunruhigt den Rückzug antrat und bei der Rückmeldung in seiner Kompanie kein geringes Gelächter hervorrief. Es pflanze sich durch das ganze Regiment fort und tat wunderbar gut; ermuntert und schon etwas gehoben gingen wir in den neuen Tag.“

Man begrub Wilhelm Feeser auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 1, Grab 1.

In seiner Heimatgemeinde Pfaffenhofen gedenkt man Wilhelm Feeser noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2017/pfaffenhofen_lk-heilbronn_wk1_wk2_bw.html

Das Grab von Wilhelm Feeser und August Sigloch auf dem Soldatenfriedhof Münster

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 200: Johannes Blutbacher

Der Soldat Johannes Blutbacher stammte aus der Stadt Rosenfeld im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg diente er als Armierungs-Soldat in der 2. Kompanie des 70. Armierungs-Bataillons. Am 04.03.1916 fiel er während der Kämpfe in den Vogesen nördlich der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter).

Man begrub Johannes Blutbacher auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr in Grab 65.

In Hechingen gedenkt man Johannes Blutbacher noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2018/hechingen_lk-zollernalbkreis_wk1_wk2_bw.html. Ebenso in Bodelshausen: http://www.denkmalprojekt.org/2023/bodelshausen_lk-tuebingen_70-71_wk1_wk2_bw.html

Das Grab von Johannes Blutbacher auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 199: Edmund Wehrle

Der Soldat Edmund Wehrle stammte aus Schonach im Schwarzwald im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg diente er als Armierungs-Soldat in der 2. Kompanie des 70. Armierungs-Bataillons. Am 04.03.1916 fiel er während der Vogesenkämpfe nördlich der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter).

Man begrub Edmund Wehrle auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr in Grab 64.

In deiner Heimatgemeinde Schonach im Schwarzwald gedenkt man Edmund Wehrle noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2009/schonach_wk1u2_bw.htm

Das Grab von Edmund Wehrle auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 189: Josef Kail

Der Soldat Josef Kail stammte aus Oberweier, einem Ortsteil der Gemeinde Friesenheim im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Armierungs-Soldat in der 5. Kompanie des 64. Armierungs-Bataillons. Am 08.08.1915 verstarb er bei Drei Ähren (französisch: Trois-Épis), nachdem er zuvor nördlich von Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter) schwer verwundet worden war.

Man begrub Josef Kail auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr in Grab 72.

Das Grab von Josef Kail auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 60: Wilhelm Höll

Der Soldat Wilhelm Höll stammte aus Daxlanden, einem Stadtteil von Karlsruhe im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er im 100. Grenadier-Regiment Am 29.12.1918 starb er vermutlich krankheitsbedingt.

Man begrub Wilhelm Höll auf dem Soldatenfriedhof Garnisons-Friedhof Saarlouis in Block 3 Reihe 7 Grab 312.

Das Grab von Wilhelm Höll auf dem Garnisonsfriedhof Saarlouis

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 40: Wilhelm Lindemaier

Der Soldat Wilhelm Lindemaier wurde am 07.08.1894 in der Stadt Heidelberg im heutigen Bundesland Baden-Württemberg geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er in der 1. Kompanie des 65. Armierungs-Bataillons. Am 15.02.1916 verstarb er im Alter von 21 Jahren in einem Lazarett in der saarländischen stadt Saarlouis an einer Krankheit.

Man begrub Wilhelm Lindemaier auf dem Garnisons-Friedhof Saarlouis in Block 1, Reihe 2, Grab 23.

Grab von Wilhelm Lindewaier auf dem Garnisonsfriedhof Saarlouis