Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 464: Johann Schnierle

Der Soldat Johann Schnierle wurde am 05.02.1894 in Heidmersbrunn geboren, einem Ortsteil der bayerischen Gemeinde Fünfstetten. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter in der 7. Kompanie des 18. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments. Am 06.05.1915 verstarb er in einem Lazarett in Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter), nachdem er zuvor während der Kämpfe in den Vogesen am Tag zuvor bei Metzeral schwer verwundet worden war.

Man begrub Johann Schnierle auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 2, Grab 18.

Das Grab von Johann Schnierle und Josef Ramsauer auf dem Soldatenfriedhof Münster

Die Kriegsgräber von Markirch – Teil 36: Rudolf Seuberling

Der Soldat Rudolf Seuberling stammte aus der hessischen Gemeinde Hilders. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter in der 9. Kompanie des 81. Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 08.03.1915 verstarb er nach schwerer Verwundung während der Kämpfe in den Vogesen bei Lusse, nahe der Stadt Markirch (französisch: Sainte-Marie-aux-Mines) in einem Feldlazarett.

Man begrub Rudolf Seuberling auf dem Soldatenfriedhof Ste.-Marie-aux-Mines in Block 1, Grab 65.

Das Grab von Wilhelm Spieler und Rudolf Seuberling auf dem Soldatenfriedhof Markirch (französisch: Sainte-Marie-aux-Mines)

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 462: Paul Ernst Thöne

Der Soldat Paul Ernst Thöne stammte aus Harburg i. E. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter in der 1. Kompanie des 78. Reserve-Infanterie-Regiments. Am 27.05.1915 verstarb er im Reserve-Lazarett Münster, nachdem er zuvor an der Höhe 830 schwer verwundet worden war.

Man begrub Paul Ernst Thöne auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 2, Grab 23.

Das Grab von Martin Nordmann und Paul Ernst Thöne auf dem Soldatenfriedhof Munster

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 448: Friedrich Köhler

Der Soldat Friedrich Köhler stammte aus Jeinsen, einem Ortsteil der Stadt Pattensen im heutigen Bundesland Niedersachsen. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg als Gefreiter in der 1. Kompanie des 73. Reserve-Infanterie-Regiments. Am 28.05.1915 starb er während der Kämpfe in den Vogesen nahe der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter) nach schwerer Verwundung in einem Lazarett in Münster.

Man begrub Friedrich Köhler auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 2, Grab 16.

Das Grab von Friedrich Köhler und Gerhard Kummann auf dem Soldatenfriedhof Münster

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 447: Wilhelm Reischle

Der Soldat Wilhelm Reischle stammte aus der Stadt Heilbronn im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Kriegsfreiwilliger in der 5. Kompanie des 121. Landwehr-Infanterie-Regiment. Am 23.12.1914  fiel er während der Kämpfe in den Vogesen nahe der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter).

Man begrub Wilhelm Reischle auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 2, Grab 15.

In Ellhofen gedenkt man noch heute Wilhelm Reischle auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/2017/ellhofen_lk-heilbronn_wk1_wk2_bw.html

Das Grab von Wilhelm Reischle auf dem Soldatenfriedhof Münster

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 437: Bernhard Bauer

Der Soldat Bernhard Bauer (Verlustliste und Denkmal: Baur) stammte aus Wachendorf, einem Ortsteil der Gemeinde Starzach im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter in der 13. Kompanie des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 04.09.1914 fiel er nahe der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter) auf dem Mönchsberg.

Über den Todestag und die Todesumstände von Bernhard Bauer berichtet die Regimentsgeschichte des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments:

„Der 4. September

Ein heißer Tag war es fürwahr
Mittag schlug es vom Turm
Als unsere brave Landwehrschar
Den Mönchberg nahm im Sturm.

In dunklen Waldeshöhen
Der Feind lag gut gedeckt
Wir konnten nichts erspähen
Bis uns sein Feuer schreckt

Ein grausam Kugelregen
Schlägt ein in unsere Reih’n
Nun gilt es sich zu regen
„Kameraden, jetzt haut drein“.

So ruft der tapfre Hauptmann
Zum langersehnten Kampf
Es blitzt, es kracht und Mann für Mann
Liegt nun im Pulverdampf

Das Sturmsignal „Kartoffelsupp“
Tönt drauf an unser Ohr
Mit aufgepflanztem Bajonett
Geht jetzt die Landwehr vor.

Man denkt noch kurz an Weib und Kind
UNd auch ans Mütterlein
Dann „Gott mit uns – furchtlos und treu“
Der Sieg muss unser sein.

Dies die Verfse des Wehrmanns Domminik, 2. Kompanie, über den ernsten Tag, um den viele Tränen fließen mussten. – „Brigade von Frech“ hatte sich morgens in Günsbach zum geschlossenen Vormarsch auf Münster versammelt; IV. und I./Landwehr-Infanterie-Regiment 121 mit Maschinengewehren als Vorhut, II. und III. sowie das Landwehrregiment 123 als Gros. Wohlgemut zogen wir in die Spätsommerhitze im Talgrund auf der staubigen nördlichen Fechtstraße nach Westen, voll Erwartung auf den Übergang auf französischen Boden, den wir heute oder morgen erwarteten, denn danach stand jedem der Sinn; Krieg heißt Feindesland. Der Grenzkamm schloss weit hinten den Horizont ab, mächtige Waldkuppen türmten sich davor, ganz vorn der Reichackerkopf und Mönchberg die dicht hinter Münster anstiegen; Kirchturm und Dächer des Städtchens wurden allgemach sichtbar. Links hatten wir das ziemlich breite Münstertal, rechts ragten neben der Straße steile bewaldete Hänge auf; lange Reihen von Kopfscheiben hatten die Franzosen dort oben vor dem Waldrand aufgestellt; wir sollten wohl da hinauf einen Angriff in Szene setzen.

Mädchen kamen uns entgegengeradelt. „Seid ihr endlich da?“, aus allen Häusern winkten die Münsterer, und überall wurden uns Erfrischungen angeboten. „Gestern Abend sind sie abgezogen. Aber Vorsicht: hinter der Stadt sitzen sie in den Bergen!“

Die Vorhut erhielt Befehl, über den Reichackerkopf auf den „Sattel“ und den „Sattelkopf“ zu marschieren; II./L. 121 hatte im „Kleintal“, nördlich davon, die Linie Weiher-Widenthal zu erreichen und mit der bayerischen Landwehr auf den Höhen rechts Verbindung zu suchen; der Rest der Brigade sollte der Vorhut folgen.

11.30 Uhr trat 15./L. 121 als Spitze an; das II. Bataillon zog sich nach seinem nordwestlichen Ortsausgang und schickte die 6. Kompanie zur Aufklärung und Flankendeckung gegen die kahlen Felshänge von Hohrodberg halbrechts hinauf.

300 Meter weit war die 15. Kompanie aus Münster die Bergstraße nach dem Reichackerkopf angestiegen, als an den „Spitaläckern“ aus naher Entfernung ein schwerer Infanteriefeuerüberfall auf sie niederging, der nur zu gut lag. Es kam aus Dickicht, Gehölz und dem Waldrand oberhalb – die Warnung der Männer von Münster: hier hatten sie gelauert und uns dicht herankommen lassen. So rasch das böse Gelände es zuließ, entwickelte die 15. beiderseits des Fahrwegs ihre Schützen, – Raum dazu fehlte, da der Berg rechts scharf abfiel, zur Linken steil aufstieg und begann gegen den Feind zu klimmen. Die 13. Kompanie trat ins Gefecht, dann 14. und 16./L. 121, die Schützenlinie beiderseits verlängernd; hierauf wurde das I. Bataillon eingeschoben. Der Regimentskommandeur und beide Bataillonskommandeure führten ihre Truppen persönlich vor, gruppenweise im heftigsten Feuer, so gut es ging; furchtbar hinderte die Enge der Örtlichkeit jede einfachste Bewegung. Unsere Verluste wuchsen rapid; Oberstleutnant Brock, unser Regimentskommandeur Oberstleutnant Bechtiger, der Adjutant des I., Oberleutnant Paul, die Oberleutnants Schittenhelm und Stübler, Kompanieführer der 16. und 3., Leutnant Müller, 2., einen nach dem andern rafften die Feuergarben der Franzosen in einer Viertelstunde fort, wie sie ihre Leute vorbrachten, und um sie ihre Zug- und Gruppenführer, ihre Mannschaften, und die Zahl der Toten und Verwundeten schwoll mit jeder Minute weiter an. An einheitliche Leitung war nicht zu denken; jeder Führer suchte mit den nächstliegenden Leuten auf dem steinigen Boden aufwärtskriechend, an Wurzeln und Gesträuch sich hochziehend, Überblick und Schussfeld, jeder einzelne kämpfte wütend für sich gegen die Hunde in ihren Buschverstecken und Bäumen oben.

Inzwischen hatte das II. Bataillon, beim Verlassen des Nordwestrands von Münster heftig, aber wirkungslos von französischen Batterien beschossen, sein Ziel Weiher fahren lassen und sich in breiter Front quer durch die Fecht und das „Kleintal“ auf den Gefechtslärm am Reichackerkopf zugestürzt; die feindliche Artillerie folgte ihm durch den Grund mit ihren Granaten und Schrapnells. Es lief den Reichackerkopf von Norden an. Am linken Flügel unserer Linie griff III./L. 121 mit 3 Kompanien und Maschinengewehren ein, Front nach Nordost und fand brauchbares Schussfeld. Der konzentrische Druck duckte die Franzosen, unser zunehmendes Feuer wirkte und sie wurden bescheidener. Unsere Batterie ließ vom Nordwestrand von Münster ihre Schüsse gegen rückwärtige Ziele beim Feind krachen; sie tat gut, sich nicht in das Infanteriegefecht zu mischen, von dessen Stand von unten nichts zu erkennen war. Genug, dass Gruppen des IV. mit ihren blaueb Röcken von eigenen Verstärkungen für Franzosen gehalten und von hinten beschossen worden waren.

Wir waren so weit: Sturm. Mit Zusammenraffung allerKraft war die Linie sich den letzten Sprung über die felsigen Hänge aufwärts und brach in den Wald ein; einiges Handgemenge, ein paar Gefangene, im übrigen flüchtete der Feind. Erschöpft und keuchend nahm die Truppe die Verfolgung auf; sie führte über die obere „Hangstraße“ auf den „Sattel“ zu; Tornister, Waffen und Kleidungsstücke der Franzosen markierten ihren Weg. Beim Wegekreuz am Osthang der Kuppe 771 sammelten und ordneten sich unsere vier Bataillone, dann wurde die Höhe 771 besetzt; Reichackerkopf und Mönchberg waren überwunden.

Der nächste Waldberg in Richtung auf den Vogesenkamm und die deutsche Grenze ist der „Sattelkopf“, von dem nach Stoßweiher, wie in entgegengesetzter, südlicher Richtung tief eingeschnittene Wiesentäler abfallen; jenseits setzt die Walddecke des Sattelkopfmassivs dicht oberhalb des „Sattels“ an. Am Waldrand stehen die „Sattelhäuser“, wenige einzelne Grbäude.

Unsere Bataillone hielten rückwärts der diesseitigen Waldgrenze, um zunächst mit schwachen Patrouillen auf den Wiesengrund vorzufühlen. Und kaum waren diese aus den Bäumen angetreten, als wildes Infanterie- und Maschinengewehrfeuer von drüben auf sie einschlug; Hauptmann Lang, der Kompanieführer der 1. wurde tödlich getroffen. Der Feind hielt im übrigen vielfach zu hoch, so dass uns weitere Blutopfer erspart blieben. Was uns interessierte, wussten wir nun und zogen die Aufklärer zurück, denen der Boden auf ihrem dem Gegner zugeneigten Wiesenhang heiß genug geworden war.

Zwecklos, den Sattelkopf ohne Vorbereitung anzurennen; er war ohne schwere Einbußen nur zu stürmen, wenn seine Verteidiger während unseres Vorgehens durch den Wiesengrund von Artillerie und Maschinengewehren niedergehalten wurden und dafür war’s zu spät; der Abend war da. Ein dünner Schützenschleier wurde als Sicherung an den Waldrand postiert, dahinter legten sich die Reste der geschlossenen Kompanien; einige Reserven wurden ans Wegekreuz zurückgenommen. Die Verpflegungsoffiziere brachten um Mitternacht Leiterwagen voll Brot und Fleischkonserven vor, aber die Truppe wollte nicht viel davon wissen, obschon sie den Tag über nichts gegessen hatte. Besser etwas Schlaf, der auf dem feuchten Waldbosen in der Nachtkühle nicht recht kommen wollte. Zu gleicher Zeit befahl die Brigade, bei Tagesanbruch den Sattel anzugreifen. Ohne Vorbereitung und Feuerunterstützung durch Artillerie? Gleichgültig; nur Ruhe jetzt! Zwei Stunden später wurde die Räumung der Höhen in völliger Stille angeordnet; 4.30 Uhr morgens war damit zu beginnen und der Verstand stand uns vollends still: den Reichackerkopf und den Mönchberg, die eben unter schweren Verlusten gestürmt waren, räumen?

Die Beweggründe zu dieser Entschließung? Jenseits des Großtals, beim Hörnleskopf, Hohrodberg und Hohrod, im bayerischen Abschnitt, schien es nicht nach Wunsch gegangen zu sein. Unsere 6. Kompanie hatte auf ihrer Erkundung nahe bei Hohrod Kampfspuren, ein zerschossenes Geschütz und anderes angetroffen, Bayern nicht. Die auf die Höhe nordwestlich Münster vorgeschiebenen Züge der 6. und 7./L. 121, unsere Artilleriebedeckung, Flankensicherung und Verbindungstruppe nach Norden hatte bis in den Nachmittag nach rechts hinauf Fühlung mit einem bayerischen Unteroffiziersposten im Hof Bergbrochen gehabt, abends war Bergbrochen plötzlich von Franzosen besetzt und dass die Bayern ohne Nachricht abgezogen waren, kostete uns einen Mann, den der Feind aus unserer nächsten Verbindungspatrouille abschloss. Sie waren demnach zurückgegangen, die Franzosen gefolgt, und wenn der Gegner auf den nördlichen Münstertalbergen über Münster vorgekommen war, so beherrschte er unsere Zufahrtsstraße und konnte uns abschneiden. Später hörten wir, dass auch vom Gebweilertal her Alpenjäger mit Gebirgsartillerie gemeldet waren, kurz, es war in unserem Rücken wohl nicht geheuer und was die Einnahme und Wiederaufgabe einiger Berge angeht, so war man damals und im Bewegungskrieg überhaupt nicht überbedenklich. Im dämmernden Morgen stiegen die Bataillone schweigend wieder ins Tal hinab, vorbei an den beiderseits des Weges liegenden stillen Kameraden und den gefallenen Franzosen, von denen viele durch unsere Krankenträger und die Hilfe leistenden Einwohner von Münster noch nicht hatten geborgen werden können; die Verluste waren zu groß gewesen. Dann durch das schlummernde Münster; an seinem Ortsausgang wurde gesammelt. – Einer aber war auf dem Reichackerkopf geblieben: der lange Vizefeldwebel und Offiziersaspirant Brudermüller – „natürlich wieder ein früherer Einjähriger“ – hatte abseits seiner Kompanie unter einem lauschigen Strauch den Abmarsch und alles miteinander verschlafen und war in der Dunkelheit auch nicht vermisst worden; es fehlten so viele. Als er erwachte, war’s hell um ihn und alles leer, worauf er, allein der Verteidigung des Reichackerkopfes sich nicht gewachsen fühlend, beunruhigt den Rückzug antrat und bei der Rückmeldung in seiner Kompanie kein geringes Gelächter hervorrief. Es pflanzte sich durch das ganze Regiment fort und tat wunderbar gut; ermuntert und schon etwas gehoben gingen wir in den neuen Tag.“

Man begrub Bernhard Bauer auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 2, Grab 4.

Das Grab von Wilhelm Bernritter und Bernhard Bauer auf dem Soldatenfriedhof Münster

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 436: Wilhelm Bernritter

Der Soldat Wilhelm Bernritter stammte aus Stetten am Heuchelberg, einem Ortsteil der Gemeinde Gemmingen im heutigen Bundesland Baden-Württemberg. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter in der 16. Kompanie des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 04.09.1914 fiel er während der Kämpfe in den Vogesen nahe der Ortschaft Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter).

Über den Todestag und die Todesumstände von Wilhelm Bernritter berichtet die Regimentsgeschichte des 121. Landwehr-Infanterie-Regiments:

„Der 4. September

Ein heißer Tag war es fürwahr
Mittag schlug es vom Turm
Als unsere brave Landwehrschar
Den Mönchberg nahm im Sturm.

In dunklen Waldeshöhen
Der Feind lag gut gedeckt
Wir konnten nichts erspähen
Bis uns sein Feuer schreckt

Ein grausam Kugelregen
Schlägt ein in unsere Reih’n
Nun gilt es sich zu regen
„Kameraden, jetzt haut drein“.

So ruft der tapfre Hauptmann
Zum langersehnten Kampf
Es blitzt, es kracht und Mann für Mann
Liegt nun im Pulverdampf

Das Sturmsignal „Kartoffelsupp“
Tönt drauf an unser Ohr
Mit aufgepflanztem Bajonett
Geht jetzt die Landwehr vor.

Man denkt noch kurz an Weib und Kind
UNd auch ans Mütterlein
Dann „Gott mit uns – furchtlos und treu“
Der Sieg muss unser sein.

Dies die Verfse des Wehrmanns Domminik, 2. Kompanie, über den ernsten Tag, um den viele Tränen fließen mussten. – „Brigade von Frech“ hatte sich morgens in Günsbach zum geschlossenen Vormarsch auf Münster versammelt; IV. und I./Landwehr-Infanterie-Regiment 121 mit Maschinengewehren als Vorhut, II. und III. sowie das Landwehrregiment 123 als Gros. Wohlgemut zogen wir in die Spätsommerhitze im Talgrund auf der staubigen nördlichen Fechtstraße nach Westen, voll Erwartung auf den Übergang auf französischen Boden, den wir heute oder morgen erwarteten, denn danach stand jedem der Sinn; Krieg heißt Feindesland. Der Grenzkamm schloss weit hinten den Horizont ab, mächtige Waldkuppen türmten sich davor, ganz vorn der Reichackerkopf und Mönchberg die dicht hinter Münster anstiegen; Kirchturm und Dächer des Städtchens wurden allgemach sichtbar. Links hatten wir das ziemlich breite Münstertal, rechts ragten neben der Straße steile bewaldete Hänge auf; lange Reihen von Kopfscheiben hatten die Franzosen dort oben vor dem Waldrand aufgestellt; wir sollten wohl da hinauf einen Angriff in Szene setzen.

Mädchen kamen uns entgegengeradelt. „Seid ihr endlich da?“, aus allen Häusern winkten die Münsterer, und überall wurden uns Erfrischungen angeboten. „Gestern Abend sind sie abgezogen. Aber Vorsicht: hinter der Stadt sitzen sie in den Bergen!“

Die Vorhut erhielt Befehl, über den Reichackerkopf auf den „Sattel“ und den „Sattelkopf“ zu marschieren; II./L. 121 hatte im „Kleintal“, nördlich davon, die Linie Weiher-Widenthal zu erreichen und mit der bayerischen Landwehr auf den Höhen rechts Verbindung zu suchen; der Rest der Brigade sollte der Vorhut folgen.

11.30 Uhr trat 15./L. 121 als Spitze an; das II. Bataillon zog sich nach seinem nordwestlichen Ortsausgang und schickte die 6. Kompanie zur Aufklärung und Flankendeckung gegen die kahlen Felshänge von Hohrodberg halbrechts hinauf.

300 Meter weit war die 15. Kompanie aus Münster die Bergstraße nach dem Reichackerkopf angestiegen, als an den „Spitaläckern“ aus naher Entfernung ein schwerer Infanteriefeuerüberfall auf sie niederging, der nur zu gut lag. Es kam aus Dickicht, Gehölz und dem Waldrand oberhalb – die Warnung der Männer von Münster: hier hatten sie gelauert und uns dicht herankommen lassen. So rasch das böse Gelände es zuließ, entwickelte die 15. beiderseits des Fahrwegs ihre Schützen, – Raum dazu fehlte, da der Berg rechts scharf abfiel, zur Linken steil aufstieg und begann gegen den Feind zu klimmen. Die 13. Kompanie trat ins Gefecht, dann 14. und 16./L. 121, die Schützenlinie beiderseits verlängernd; hierauf wurde das I. Bataillon eingeschoben. Der Regimentskommandeur und beide Bataillonskommandeure führten ihre Truppen persönlich vor, gruppenweise im heftigsten Feuer, so gut es ging; furchtbar hinderte die Enge der Örtlichkeit jede einfachste Bewegung. Unsere Verluste wuchsen rapid; Oberstleutnant Brock, unser Regimentskommandeur Oberstleutnant Bechtiger, der Adjutant des I., Oberleutnant Paul, die Oberleutnants Schittenhelm und Stübler, Kompanieführer der 16. und 3., Leutnant Müller, 2., einen nach dem andern rafften die Feuergarben der Franzosen in einer Viertelstunde fort, wie sie ihre Leute vorbrachten, und um sie ihre Zug- und Gruppenführer, ihre Mannschaften, und die Zahl der Toten und Verwundeten schwoll mit jeder Minute weiter an. An einheitliche Leitung war nicht zu denken; jeder Führer suchte mit den nächstliegenden Leuten auf dem steinigen Boden aufwärtskriechend, an Wurzeln und Gesträuch sich hochziehend, Überblick und Schussfeld, jeder einzelne kämpfte wütend für sich gegen die Hunde in ihren Buschverstecken und Bäumen oben.

Inzwischen hatte das II. Bataillon, beim Verlassen des Nordwestrands von Münster heftig, aber wirkungslos von französischen Batterien beschossen, sein Ziel Weiher fahren lassen und sich in breiter Front quer durch die Fecht und das „Kleintal“ auf den Gefechtslärm am Reichackerkopf zugestürzt; die feindliche Artillerie folgte ihm durch den Grund mit ihren Granaten und Schrapnells. Es lief den Reichackerkopf von Norden an. Am linken Flügel unserer Linie griff III./L. 121 mit 3 Kompanien und Maschinengewehren ein, Front nach Nordost und fand brauchbares Schussfeld. Der konzentrische Druck duckte die Franzosen, unser zunehmendes Feuer wirkte und sie wurden bescheidener. Unsere Batterie ließ vom Nordwestrand von Münster ihre Schüsse gegen rückwärtige Ziele beim Feind krachen; sie tat gut, sich nicht in das Infanteriegefecht zu mischen, von dessen Stand von unten nichts zu erkennen war. Genug, dass Gruppen des IV. mit ihren blaueb Röcken von eigenen Verstärkungen für Franzosen gehalten und von hinten beschossen worden waren.

Wir waren so weit: Sturm. Mit Zusammenraffung allerKraft war die Linie sich den letzten Sprung über die felsigen Hänge aufwärts und brach in den Wald ein; einiges Handgemenge, ein paar Gefangene, im übrigen flüchtete der Feind. Erschöpft und keuchend nahm die Truppe die Verfolgung auf; sie führte über die obere „Hangstraße“ auf den „Sattel“ zu; Tornister, Waffen und Kleidungsstücke der Franzosen markierten ihren Weg. Beim Wegekreuz am Osthang der Kuppe 771 sammelten und ordneten sich unsere vier Bataillone, dann wurde die Höhe 771 besetzt; Reichackerkopf und Mönchberg waren überwunden.

Der nächste Waldberg in Richtung auf den Vogesenkamm und die deutsche Grenze ist der „Sattelkopf“, von dem nach Stoßweiher, wie in entgegengesetzter, südlicher Richtung tief eingeschnittene Wiesentäler abfallen; jenseits setzt die Walddecke des Sattelkopfmassivs dicht oberhalb des „Sattels“ an. Am Waldrand stehen die „Sattelhäuser“, wenige einzelne Grbäude.

Unsere Bataillone hielten rückwärts der diesseitigen Waldgrenze, um zunächst mit schwachen Patrouillen auf den Wiesengrund vorzufühlen. Und kaum waren diese aus den Bäumen angetreten, als wildes Infanterie- und Maschinengewehrfeuer von drüben auf sie einschlug; Hauptmann Lang, der Kompanieführer der 1. wurde tödlich getroffen. Der Feind hielt im übrigen vielfach zu hoch, so dass uns weitere Blutopfer erspart blieben. Was uns interessierte, wussten wir nun und zogen die Aufklärer zurück, denen der Boden auf ihrem dem Gegner zugeneigten Wiesenhang heiß genug geworden war.

Zwecklos, den Sattelkopf ohne Vorbereitung anzurennen; er war ohne schwere Einbußen nur zu stürmen, wenn seine Verteidiger während unseres Vorgehens durch den Wiesengrund von Artillerie und Maschinengewehren niedergehalten wurden und dafür war’s zu spät; der Abend war da. Ein dünner Schützenschleier wurde als Sicherung an den Waldrand postiert, dahinter legten sich die Reste der geschlossenen Kompanien; einige Reserven wurden ans Wegekreuz zurückgenommen. Die Verpflegungsoffiziere brachten um Mitternacht Leiterwagen voll Brot und Fleischkonserven vor, aber die Truppe wollte nicht viel davon wissen, obschon sie den Tag über nichts gegessen hatte. Besser etwas Schlaf, der auf dem feuchten Waldbosen in der Nachtkühle nicht recht kommen wollte. Zu gleicher Zeit befahl die Brigade, bei Tagesanbruch den Sattel anzugreifen. Ohne Vorbereitung und Feuerunterstützung durch Artillerie? Gleichgültig; nur Ruhe jetzt! Zwei Stunden später wurde die Räumung der Höhen in völliger Stille angeordnet; 4.30 Uhr morgens war damit zu beginnen und der Verstand stand uns vollends still: den Reichackerkopf und den Mönchberg, die eben unter schweren Verlusten gestürmt waren, räumen?

Die Beweggründe zu dieser Entschließung? Jenseits des Großtals, beim Hörnleskopf, Hohrodberg und Hohrod, im bayerischen Abschnitt, schien es nicht nach Wunsch gegangen zu sein. Unsere 6. Kompanie hatte auf ihrer Erkundung nahe bei Hohrod Kampfspuren, ein zerschossenes Geschütz und anderes angetroffen, Bayern nicht. Die auf die Höhe nordwestlich Münster vorgeschiebenen Züge der 6. und 7./L. 121, unsere Artilleriebedeckung, Flankensicherung und Verbindungstruppe nach Norden hatte bis in den Nachmittag nach rechts hinauf Fühlung mit einem bayerischen Unteroffiziersposten im Hof Bergbrochen gehabt, abends war Bergbrochen plötzlich von Franzosen besetzt und dass die Bayern ohne Nachricht abgezogen waren, kostete uns einen Mann, den der Feind aus unserer nächsten Verbindungspatrouille abschloss. Sie waren demnach zurückgegangen, die Franzosen gefolgt, und wenn der Gegner auf den nördlichen Münstertalbergen über Münster vorgekommen war, so beherrschte er unsere Zufahrtsstraße und konnte uns abschneiden. Später hörten wir, dass auch vom Gebweilertal her Alpenjäger mit Gebirgsartillerie gemeldet waren, kurz, es war in unserem Rücken wohl nicht geheuer und was die Einnahme und Wiederaufgabe einiger Berge angeht, so war man damals und im Bewegungskrieg überhaupt nicht überbedenklich. Im dämmernden Morgen stiegen die Bataillone schweigend wieder ins Tal hinab, vorbei an den beiderseits des Weges liegenden stillen Kameraden und den gefallenen Franzosen, von denen viele durch unsere Krankenträger und die Hilfe leistenden Einwohner von Münster noch nicht hatten geborgen werden können; die Verluste waren zu groß gewesen. Dann durch das schlummernde Münster; an seinem Ortsausgang wurde gesammelt. – Einer aber war auf dem Reichackerkopf geblieben: der lange Vizefeldwebel und Offiziersaspirant Brudermüller – „natürlich wieder ein früherer Einjähriger“ – hatte abseits seiner Kompanie unter einem lauschigen Strauch den Abmarsch und alles miteinander verschlafen und war in der Dunkelheit auch nicht vermisst worden; es fehlten so viele. Als er erwachte, war’s hell um ihn und alles leer, worauf er, allein der Verteidigung des Reichackerkopfes sich nicht gewachsen fühlend, beunruhigt den Rückzug antrat und bei der Rückmeldung in seiner Kompanie kein geringes Gelächter hervorrief. Es pflanzte sich durch das ganze Regiment fort und tat wunderbar gut; ermuntert und schon etwas gehoben gingen wir in den neuen Tag.“

Man begrub Wilhelm Bernritter auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 2, Grab 3.

Das Grab von Wilhelm Bernritter und Bernhard Bauer auf dem Soldatenfriedhof Münster

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 431: Friedrich Steigenberger

Der Soldat Friedrich Steigenberger (Volksbund Steinberg) wurde am 12.03.1891 in der bayerischen Landeshauptstadt München geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter in der 5. Kompanie des 18. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments. Am 06.05.1915 starb er nach schwer Verwundung am 05.05.1915 während der Kämpfe bei Metzeral in der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter). Friedrich Steigenberger wurde 24 Jahre alt.

Über den Tag der schweren Verwundung von Friedrich Steigenberger berichtet die Regimentsgeschichte des 18. bayerischen Reserve-Infanterie-Regiments:

„Am 5. Mai hat der Feind Neues im Schilde. Besetzt ist die Stellung: 4./18 Sommerlitthang, 5. und 7. auf Höhe 830, 6. und 8./18 Sillacker, 1. und 3./18 auf Braunkopf. 2./18 und Reserve-Radfahrer-Kompanie 8, von letzterer zwei Züge bei der 8. Kompanie, am linken Flügel in Reserve.

In der Früh beginnt schweres Artilleriefeuer gegen die Stellung und den Ausgang von Altenhof zum Pfeffertal und Steinabrück. 9.30 Uhr setzen noch Minenwerfer ein. Die schwre Artillerie feuert heftiger als je zuvor. Eine 21 cm-Granate trifft den hinteren Teil des Führer- und Sanitätsunterstandes auf Höhe 830, tötete zehn dort der Pflege des Bataillons-Arztes Dr. Cohen anvertraute Verwundete und verletzt zwei Krankenträger. Dr. Cohen sucht mit bewundernswürdiger Kaltblütigkeit die Unglücksstätte ab und bringt, unterstützt durch den Hilfskrankenträger Adalbert Wagner, rasche Hilfe. Er gibt ein glänzendes Beispiel von aufopfernder Hilfsbereitschaft. Dabei ist rühmend hervorzuheben, dass sich Dr. Cohen freiwillig auf 830 gemeldet hatte. Der tapfere Sanitätsoffizier, der schon in den vorausgegangenen Tagen vielen Verwundeten erste Hilfe bringen konnte, wurde dafür mit dem Militär-Sanitätsorden II. Klasse ausgezeichnet.

Das nachmittags einsetzende Schnellfeuer, das von allen Seiten niederprasselt und der Auftakt zu einer Vertrommelung war, wie wir sie auch in späteren Kriegsjahren nicht stärker erlebten, ließ mit Bestimmtheit einen feindlichen Angriff erwarten. Die in Reserve gehaltenen Züge 2./18 wurden deshalb in die Stellung auf den Höhenkamm vorgeworfen. Gerade noch zur rechten Zeit. Der Feind ging auch tatsächlich zum Angriff vor, es gelang ihm am rechten Flügel bei der 7. Kompanie einzudringen. 2./18 wird sofort zum Gegenstoß unter Leutnant der Reserve Bibinger angesetzt, nimmt den Graben mit Kolben und Bajonett wieder, nachdem unsere eigenen Minenwerfer vorzüglich wirkten und flankierendes Maschinengewehr-Feuer von Sillacker (Mitte) den Gegenstoß durch Niederhalten des Feindes unterstützen konnte. Die in den Gräben versteckt gebliebenen Franzosen wurden, soweit sie nicht Widerstand leisteten, gefangen genommen. Gleichzeitig hat ein gegenüber dem Winterberg in Reserve gehaltener Zug 7./18 die über den Graben hereingedrungenen Franzosen mit dem Bajonett zurückgeworfen und zu Gefangenen gemacht. Der Feind hatte schwere Verluste. Leutnant der Reserve Laubschwer 7./18 hatte den Zug selbständig, ohne Befehl hiezu zu haben, vorgeführt und auch hier den Graben gehalten.

Erst um 6 Uhr abends hören die wiederholten Versuche neuer Infanterieangriffe auf, diesmal wird der Franzmann blutig abgewiesen. Seine Anstürme sind vergebens, sie scheitern alle an der lebendigen Mauer, dem sichern Feuer der braven Verteidiger.

Der Feind setzt sich hierauf im toten Winkel am Hang fest. Die ganze Nacht wird fieberhaft an der Herstellung der zerschossenen Gräben gearbeitet. Tote werden geborgen, Verwundeten wird Hilfe zu Teil, Munition und Material wird ergänzt. Feindliche Feuerüberfälle können uns nicht hindern, dass im Mogrengrauen bereits eine verteidigungsfähige Linie wiederhergestellt ist. Vom Schnepfenriethkopf gut geleitetes Feuer setzt der Feind am 6. Mai wieder auf unsere Gräben und Unterstände, von denen zwei durch Volltreffer zerstört werden. Die ganze Kuppe ist in Rauch und Pulverschwaden gehüllt, ein Angriff erfolgt aber nicht mehr.

Unsere todesmutige 5. Kompanie hat bei diesen Kämpfen am meisten gelitten, sie muss am 7. Mai abgelöst werden. 41 Tote, 69 Verwundete in einer einzigen Stellungsperiode – seit 26. April – fehlten der 5. Kompanie allein. „Eine erschreckend hohe Zahl!“ so vermerkt das Tagebuch der 5./18. Ein Ruhmesblatt sind diese Leistungen unserer stolzen Fünften als tapfere Verteidiger an wichtigem Posten.

Auch 2./18 winkt wohlverdiente Ruhe. Der Rest des Regiments verbleibt jedoch noch weiter im Abschnitt.“

Man begrub Friedrich Steigenberger auf dem Soldatenfriedhof Munster in Block 1, Grab 13.

Das Grab von Friedrich Steigenberger auf dem Soldatenfriedhof Münster

Sonderbeitrag: Wilhelm Cohn

Der jüdische Soldat Wilhelm Cohn wurde am 02.02.1882 in Fraustadt (seit 1945 polnisch: Wschowa) geboren und lebte in Frankfurt am Main. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter in der 3. Kompanie des 81. Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 28.08.1914 fiel er während der Kämpfe in den Vogesen nördlich der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter). Wilhelm Cohn wurde 32 Jahre alt.

Über den Todestag und die Todesumstände von Wilhelm Cohn berichtet die Regimentsgeschichte des 81. Landwehr-Infanterie-Regiments:

„Die Nacht verlief ungestört und doch hatte man sie wie später bekannt wurde, mit Alpenjägern zusammen im gleichen Orte verbracht. Um 4.30 Uhr früh wurde der Weitermarsch in Richtung Kaysersberg angetreten. Das Regiment sollte gegen Flanke und Rücken des auf der „Hohen Schwärz“ nördlich Kayersberg vermuteten Feindes vorgehen. Die Kompanien waren nach dem Durcheinander des vergangenen Abends wieder einigermaßen geordnet worden. Man war froh, aus dem engen Kessel heraus zu kommen. Auf dem Marsch durch das von beträchtlichen Höhen eingefasste Tal bildete die 10. Kompanie als Artilleriedeckung bzw. Sicherung der Bagage den Schluss. Gemächlich zogen die knarrenden Fuhrwerke ihres Weges. Die Fouriere teilten im Fahren ihre Brote aus, Bataillonsschreiber, Zahlmeister saßen rauchend auf den beladenen Wagen. Da plötzlich krachte es rechts oben und prasselte etwas zwischen die Kolonnen. Der erste Morgengruß des Feindes! Erschreckt fuhren die Pferde empor, die Fuhrleute hieben auf die Tiere ein, die Reiter sprangen aus den Sätteln. Die Leute warfen sich an den Straßenrand, rissen die Gewehre in Anschlag und blindlings krachten die Schüsse zu einem Gegner hinauf, den niemand sah. Die französischen Kugeln hatten dem Regiment den ersten Toten abgefordert. Durch den Kopf getroffen war der Wehrmann Kees (richtig: es war der GEFREITE Eugen KÄS aus Ehrenstetten, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in Block 1, Grab 124) der 10. Kompanie auf der Straße zusammengebrochen. Die gleiche Kugel hatte seinem Kameraden, der ihm zur Seite ging, dem Wehrmann Wagner, den Arm zersplittert. Gegolten hatte sie Hauptmann Klein, der wenige Schritte vor den beiden Ritt. Doch seine Todesstunde sollte erst später schlagen. Gebüsche und Gehölze des Talhanges wurden mit einem heftigen Feuer beschickt. Der unsichtbare Feind antwortete. Droben lagen einige Häuser, dort steckte der Franzose; es war zweifellos. Also ein Zug hinauf und den roten Hahn auf die Dächer, die dem Feinde einen Hinterhalt boten! Bald sah man leichten Rauch aus den Dachluken eines Hauses steigen. Händeringend liefen die Bauern heraus, zerrten das Vieh aus dem Stall. Jeden Augenblick musste die Flamme aus dem First herausschlagen. Doch der Rauchschwaden verzog sich. War es Mitleid, das die schon entfachte Flamme wieder erstickte? Es war noch deutscher Boden, wo dies gewaltsame Spiel anhob. Konnten die hilflosen Bauern es den Franzosen verwehren, wenn er ihre Fenster zu Schießscharten machte?

Gleichwohl hegten die Wehrleute ein großes Misstrauen gegen die Bevölkerung, die ihnen durch ihre Mischsprache einen feindlichen Eindruck machte. Argwöhnisch wegen vergifteter Getränke entspannen sich die biederen Krieger, dass man das Angebotene den Verdächtigen zuerst trinken lassen müsse, gossen es aber, durstig wie sie meist waren, bald durch die eigene Kehle, ohne erst abzuwarten, ob es dem Bauern von dem Probetrunk nicht übel werde. –

Das Regiment näherte sich Kaysersberg; dauernd pfiffen von rechts und links einzelne Kugeln herab. In weiten Netzen spann sich der Feind auf den Höhen umher, schwer fassbar. Doch es galt, hindurch zu greifen, um ihn endlich Auge in Auge zu bekommen.

Das Tal weitete sich um Kayersberg zu einer größeren Breite aus. Von dort her erscholl Kanonendonner. Das Regiment rückte in das alte Städtchen ein. Es konnte noch nicht lange von den Franzosen verlassen sein. Eine Trikolore hing noch am Rathause, am Brunnen ein Plakat: „Il est interdit de boire.“ Der Franzose hatte sich hier schon heimisch gemacht. Ohne Aufenthalt ging es durch die Stadt hindurch. Drüben, kaum 2 Kilometer weiter lag Kienzenheim. Es hieß, dort hätten sich die Franzosen eingeschanzt, etwa 200 – 300 Mann. „Radfahrer voraus, aufklären“, befahl Oberleutnant Vogel. Die Räder von etwa 40 Fahrern eilten über die glatte Straße. Eine Salve krachte am Eingang des Dorfes. Der Gefreite Diez stürzte zusammen. Dies anderen warfen sich links und rechts der Straße in die Gräben, breiteten sich unter dem Schutze der Rebengärten aus und eröffneten das Feuer. Der Feind versuchte eine Umgehungsbewegung. Offizier-Stellvertreter Vogel zog sich zurück; 3/4 Stunden lang hatte er mit seinem Fahrer Stand gehalten. Doch es kam keine Hilfe. Das I. Bataillon hatte als Vorhut in den Straßen von Kaysersberg gedeckt bereitgestanden. 7.25 Uhr erhielt es den befehl zum Angriff auf Kienzheim. Die 1. Kompanie unter Hauptmann Reinhardt entwickelte sich südlich der Straße Kaysersberg-Kienzheim, die 3. Kompanie unter Hauptmann Michelis nördlich derselben. Die 4. Kompanie hielt rechts gestaffelt die zweite Linie. Es war 8 Uhr vormittags. Die Vorgehenden ließen die ersten toten Franzosen hinter sich; der eine lag mit zerschossenem Kopf an der Straße. Mühsam arbeiteten sich die Leute durch die Reben vorwärts. Über ihre Köpfe hinweg sausten von links her die deutschen Geschosse, schlugen in Ammerschweier, das ebenfalls vom Feinde besetzt war, ein. Vom Dorfeingang her, sowie aus den Weinbergen nördlich und südlich des Ortes richtete sich ein heftiges Feuer gegen die anrückenden Schützenlinien. Bei den ersten Häusern zog eine Fassbarikade quer über die Straße. Dahinter blitzte es auf. Dunkelblaue Tellermützen lugten über die Fassränder, verschwanden – Alpenjäger. Mit Hurrah warfen sich die Wehrleute ihnen entgegen. Der Feind hielt nicht stand. Tornister, Munition lagen hinter den Fässern, als die ersten 81er heransprangen. Durch die Gassen ging die Verfolgung, dann auf der anderen Seite wieder heraus gegen Sigolsheim und Ammerschweier. Teile der 1. und 4. Kompanie erhielten dabei flankierendes Feuer vom Katztal her. Oberleutnant Seifert und Offizier-Stellvertreter Höfer wurden schwer verwundet. Währenddessen hatten auch die 3. und 2. Kompanie die Richtung auf das befestigte Ammerschweier genommen. Sein Bahnhof wurde trotz heftigen Widerstandes der Alpenjäger, die sich namentlich in einer kleinen Kapelle erbittert verteidigten, erstürmt. Die Kompanien entwickelten sich dann, die Stadt östlich umgehend, gegen die südöstlich von ihr gelegenen Weinberge, wohin sich die Franzosen zurückgezogen hatten. Währenddem griff das III. Bataillon von Kaysersberg aus Ammerschweier von Südwesten her an. Zweimal musste man einen Bach durchwaten, wobei die Wehrleute ihren Bataillonsführer, derb zugreifend, fast hinübertrugen. Dann drang Major Rördansz an der Spitze seines Bataillons in den Ort ein. Es entspann sich ein Straßenkampf; die Schüsse krachten aus Kellerlöchern und Fensterläden. Doch vom Osten her drangen Teile des I. Bataillons herein. Der Gegner wich nach Südwesten zurück. Es wurden acht Gefangene vom III. Bataillon eingebracht, weitere vier „schenkte“ Hauptmann Moritz, der Führer der 12. Kompanie, dem bayerischen 15. Reserve-Regiment, das von Nordosten her kommend, in den Kampf eingriff. Aus den Papieren eines am Bahnhof Ammerschwier gefallenen französischen Oberleutnants ging hevor, dass man dem Vorpostengros der „gemischten Brigade der Schlucht“ deren Hauptmacht wahrscheinlich bei „Drei Ähren“ stand, ein Treffen geliefert hatte. Die Alpenjäger, denen das Regiment hierbei begegnet war, sollten ihm in der Folgezeit noch schwer zu schaffen machen. Frankreich hatte es der italienischen Neutralität zu verdanken, dass es seine Alpengrenzen von Kriegsbeginn an von den Alpenjägern Saboyens und der Dauphinee entblößen und diese Kerntruppen im Vogesengebirge verwenden konnte. 11 Uhr vormittags kam Befehl, Landwehr-Infanterie-Regiment 81 solle sich zur weiteren Verwendung in Kayersberg bereitstellen. Die Bataillone sammelten sich dorthin. Zuerst fehlte eine ganze Anzahl von Leuten bei den Kompanien. Doch die meisten fanden sich nach und nach ein. Sobald einer der Vermissten wieder bei den Kameraden eintraf, wurde er mit Hurrah empfangen. Eine besonders stürmische Begrüßung wurde Hauptmann Michelis und Leutnant Weniger zuteil, als sie – der Abmarschbefehl hatte sie zu spät erreicht – endlich mit 25 Mann eintrafen. Man trug sie auf den Schultern unter Freudenrufen zur nächsten Kneipe. Das Regiment hatte seine Feuertaufe bestanden. Els Unteroffiziere und Mannschaften waren gefallen. An Offizieren waren drei, Oberleutnant Seifert, sowie der Offizier-Stellvertreter Höfer und Delliehausen, an Unteroffizieren und Mannschaften zwölf verwundet. Am Nachmittag lagen die Verwundeten im Krankenhause von Kaysersberg in sauberen Betten in freundlicher Hut der Schwestern. Major Müller besuchte dort seine Getreuen und legte ihnen Blumen auf die Brust.

In den altertümlichen Straßen von Kaysersberg herrschte, während noch das Artilleriefeuer auf den Höhen dröhnte, ein bewegtes Leben. Man fand die Kaysersberger entgegenkommender als man anfangs erwartet hatte, denn die in nicht geringer Zahl vorhandenen Franzosenfreunde waren durch das brüske Auftreten ihrer „Befreier“ stark ernüchtert worden. Man stellte sich freundlich zu den Siegern, tischte seinen Wein, tischte sogar gute Ratschläge auf: „Hütet euch vor den Alpenjägern. Ihr zieht bequemlich die Täler entlang. Auf den Höhenweg aber überschleicht euch der Feind. Eure schweren Kanonen kleben an den Passstraßen. Mit Maultieren schafft euer Gegner seine leichten Gebirgsgeschütze bergan und sendet seine Geschosse aus Hochschluchten auf euch herab, wo eure Artillerie ihn nicht findet:“Die Wahrheit dieser Warnungen sollte sich bald erweisen. – Zunächst aber freuten sich die Wehrleute in Quartieren und Gasthöfen ihres ersten Waffenerfolges. Am Marktplatz liegt ein Hotel. Dort ging es lebhaft her. Der Divisionsstab hatte sich in die behaglichen oberen Räume eingetan. Er gab die besten Aufträge zur Küche hinab. Doch was dort unten für ihn sott und schmorte, holten sich andere feldgrauen Gäste aus den prasselnden Pfannen. Das dauerte so lange, bis ein Donnerwetter aus der Abgeschiedenheit des hungernden Stabes zur Küche hinunterfuhr und das Hotel mit der Ausschließung der zudringlichen Mitesser bedrohte.“

Man begrub Wilhelm Cohn auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in Block 3, Grab 464.

Polen Das Grab von Wilhelm Cohn auf dem Soldatenfriedhof Hohrod

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 420: Georg Leingartner

Der Soldat Georg Leingartner stammte aus Stetten, einem Ort in Bayern. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter in der 3. Kompanie des 1. bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 07.08.1918 verunglückte er am Bärenstall, nördlich der Stadt Münster (französisch: Munster, elsässisch: Menschter) tödlich. Der Bärenstall ist heute der deutsche Soldatenfriedhof Hohrod.

Man begrub Georg Leingartner auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr in Grab 263.

In Mühldorf am Inn gedenkt man Georg Leingartner noch heute auf einem Denkmal: http://www.denkmalprojekt.org/dkm_deutschland/muehldorf_a_inn_1870-71_wk1u2_bay.htm

Das Grab von Georg Leingartner auf dem Soldatenfriedhof Ammerschwihr