Über den Todestag und die Todesumstände von Josef Bauer berichtet die Regimentsgeschichte des 2. bayerischen Landwehr-Infanterie-Regiments:
„Gefecht bei Drei Ähren
Am 1.9. gegen 3 Uhr nachmittags traf der Befehl der Landwehr-Division beim Regiment ein, dass das Regiment verstärkt durch 1. Landsturm-Batterie, Landwehr-Fußartillerie-Bataillon 20 (schwere Fuß-Artillerie), 4. Landsturm-Pionier-Kompanie sogleich nach Drei Ähren marschieren sollte, um sich dort für den am 2.9. in Aussicht genommenen Angriff gegen den in der Gegend von Zell vermuteten Feind bereit zu stellen. Zwei Kompanien des II. Bataillons hatten am 1.9. die Kompanien des I. Bataillons in Walbach und Türkheim abgelöst.
Die Truppen wurden alarmiert und bei Ingersheim versammelt, mit Ausnahme der in das Münstertal vorgeschobenen Kompanien des II. Bataillons. Die Kolonne marschierte über Ingersheim, die Kompanien des II. Bataillons über Türkheim nach Drei Ähren. Bim Eintreffen dort war es bereits dunkel.
II. Bataillon wurde zur Sicherung auf die Höhe von Evaux (6., 7., 8. Kompanie) und nach Forsthaus Obschel (5. Kompanie) vorgeschoben. Die übrigen Truppen bezogen Alarmquartiere in Drei Ähren. In der Nacht traf der Divisions-Befehl zum Angriff ein.
Am 2.9. früh morgens wurde der Feind in Stellung auf der Höhe Place (1 km westlich Zell) und Kleinen und Großen Hohnack erkannt. Der Regimentskommandeur stellte durch persönliche Erkundung 5.30 Uhr morgens bei Evaux fest, dass der Feind in etwa 2 km Ausdehnung in befestigter Stellung stand.
Nach dem Divisions-Befehl sollte das verstärkte Landwehr-Infanterie-Regiment 2 den Feind in der Front angreifen, während 2. Landwehr-Brigade rechts von ihr über Grat-Berg (1 km nordwestlich Zell) umfassend vorzugehen hatte. Die württembergische Landwehr-Brigade des General von Frech ging im Münstertal gegen Münster vor.
Bevor sich noch Landwehr-Infanterie-Regiment 2 und die Artillerie zum Angriff bereitstellen konnten, hatte sich der rechte Flügel des II. Bataillons durch die feindliche Stellung anziehen lassen und sich veranlasst gesehen, seine Schützen auf den Höhenkamm, ja sogar auf den gegen den Feind zu abfallenden Hang vorzuschieben. Dies war das Zeichen für den Feind, in seine Schützengräben zu eilen und unsere ungedeckt liegenden, das günstigst Ziel bietenden Schützen mit Infanterie- und Artilleriefeuer zu überschütten. Die am rechten Flügel befindliche 6. Kompanie versuchte zwar, das Feuer zu erwidern, sie erlitt aber in kürzester Zeit derartig schwere Verluste, dass die Schützen sich in ihre vorgeschobenen Stellung nicht zu behaupten vermochten und, soweit sie überhaupt dazu noch im Stande waren, den Hang nach Rückwärts hinabglitten. Auch der in der Nähe der Straße befindliche linke Teil der Höhenbesatzung, in der Mitte 7., links davon 8. Kompanie, hatte durch das überraschend einsetzende feindliche Feuer starke Verluste. Die Offiziere griffen tatkräftig ein. Der Führer der 6. Kompanie, Hauptmann Huber, vermochte längere Zeit den größeren Teil seiner Leute in Stellung zu halten, dem Leutnant Zech dieser Kompanie gelang es einige Zeit, sich mit dem Rest seiner noch kampffähigen Schützen inmitten der Toten und Verwundeten zu behaupten. Vizefeldwebel (Offiziersstellvertreter) Esterl gab seinen Leuten ein heldenhaftes Beispiel, bis ihn der Tod ereilte. Der Bataillons-Kommandeur, Oberstleutnant Reck, brachte durch seine persönliche Einwirkung die 8. Kompanie in vollster Ordnung an dem an der Straße gelegenen Waldrande in Stellung. (Offiziers-Aspirant) Neu (Wilhelm Neu, Offiziersstellvertreter, geboren am 05.12.1986 in Obermorschel/Pfalz, gefallen am 02.09.1914 bei Drei Ähren, begraben auf dem Soldatenfriedhof Hohrod in einem Massengrab) der 8. Kompanie fiel hierbei.
Gegen das durch den feindlichen Feuersturm erschütterte Bataillon erfolgte nun in seiner rechten Flanke aus Richtung Zell der feindliche Angriff. Der rechte Flügel der 6. Kompanie wurde von ihm im Rücken gefasst und umzingelt. Der Kompanieführer, Hauptmann Huber, der bis zum Äußersten mit den bei ihm befindlichen Leuten die Stellung behauptet hatte, geriet mit 16 Mann seiner Kompanie in die Hände der Feinde.
Der Feind besetzte die Höhe von Evaux mit Schützen, Maschinengewehren und zog auch Gebirgsgeschütze dorthin vor.
Trotzdem vermochten einige Tapferen der 6. Kompanie unter Führung des Gefreiten Anton Dellbrunner bis gegen Abend, als die Höhe von unseren Schützen besetzt wurde, dicht am Feinde isch zu behaupten.
Als der Regiments-Kommandeur beim Zurückreiten von seiner Erkundung den feindlichen Feuerüberfall hörte, traf er rasche Anordnung, um ihm zu begegnen. I., III. und Haubitzen-Bataillon befanden sich im Vormarsch von Drei Ähren, in die ihnen vom Regiments-Kommandeur für den Angriff zugewiesenen Bereitstellungen. Die beiden Haubitzen-Batterien hätten im Wiesengrund zwischen Drei Ähren und Evaux in Stellung gehen sollen. Da die Abteilung nur über 1.500 Meter Fernsprechleitung verfügte, war mit Rücksicht auf die von ihr bei Evaux gewählte, also in Betracht kommende Beobachtungsstelle ein so weites Vorziehen der Batterien notwendig. Nun mussten die Batterien, um sie der unmittelbaren feindlichen Infanterie-Einwirkung zu entziehen, in Drei Ähren in Stellung gebracht werden und dazu auf der durch das waldige Bergengnis führenden Straße kehren. Es ging hierdurch wertvolle Zeit verloren, bis endlich das Feuer auf die feindliche Stellung bei Place, und zwar nur nach der Karte ohne Beobachtung aufgenommen werden konnte.
I. Bataillon wurde zum Angriff südlich der nach Place führenden Straße bei Meierhof (1 Kilometer westlich Drei Ähren), III. Bataillon hinter dem II. Bataillon in 2. Linie am Frauenkopf (500 Meter nordwestlich Drei Ähren) bereitgestellt.
Die zurückgegangenen Teile des II. Bataillons schoben sich zwischen III. und I. Bataillon und am linken Flügel des I. Bataillons (5. Kompanie) ein.
Für die 1. Landsturm-Batterie (Feldkanonen) war nur eine Stellung nordöstlich Drei Ähren mit Wirkung gegen den Großen Hohnack zu finden.
Der Angriff konnte erst erfolgen, sobald sich das umfassende Eingreifen der 2. Landwehr-Brigade fühlbar machte. Inzwischen wurde das Feuer der schweren Feldhaubitzen gegen den auf die Höhe von Evaux vorgegangenen Teil des Feindes, insbesondere gegen die hier in Stellung gebrachten Gebirgsgeschütze gelenkt. Diese waren aber schwer zu fassen, da sie mehrfach ihre Stellungen wechselten.
III. Bataillon nahm um die Mittagszeit Fühlung mit dem linken Flügel des Landwehr-Infanterie-Regiment 3 auf, das nordwestlich Zell zum Angriff vorgehen sollte. Hierauf erhielten III. und I. Bataillon den Befehl, die Höhe von Evaux zu nehmen. II./Landwehr-Infanterie-Regiment 1, das von der Brigade für den Angriff zur Verfügung gestellt worden war, hatte in zweiter Linie zu folgen. Der wiederholt gemachte Versuch, die Höhe zu gewinnen, gelang gegenüber dem feindlichen Maschinengewehr- und Gebirgsgeschütz-Feuer nicht. Auch die 2. Landwehr-Brigade kam anscheinend nicht vorwärts. Gegen Abend erst konnten die vom III. und I. Bataillon neuerdings vorgehenden Schützen die inzwischen vom Feinde geräumte Höhe erreichen. Die hereinbrechende Dunkelheit hinderte am weiteren Vorgehen.
Die Gefechtsverluste des Regiments, besonders seines II. Bataillons, waren erheblich. Sie betrugen zwei Offiziere, 80 Mann an Toten, ein Offizier 94 Mann an Verwundeten und ein Offizier und 16 Mann an Gefangenen.“