Über den Todestag und die Todesumstände von Paul Schwabe berichtet die Regimentsgeschichte des Garde-Schützen-Bataillons:
„Schon für den 15. Oktober ist der Angriff befohlen. Zunächst ist geplant, am Abschnitt Sandgrubenkopf, also südlich unseres Abschnitts, die feindlichen Höhenstellungen zu nehmen. Eingehende Erkundungen des Kommandeurs und der entsandten Offiziere, Oberleutnent Sternberg und Leutnant Rauchhaupt, lassen diesen Plan aber wegen des denkbar schwierigsten Geländes bei starker Flankierung durch den Gegner so ungünstig und aussichtslos erscheinen, dass der Brigade-Kommandeur, General von Sproesser, von dieser Richtung Abstand nimmt und am 13. Oktober den Angriff frontal für den 15. Oktober 6 Uhr vormittags befiehlt.
Nur kurz ist die Zeit bemessen, die für die vielseitigen Vorbereitungen zu der dem Bataillon bevorstehenden schweren Aufgabe zur Verfügung steht. Der Zeitmangel wird um so fühlbarer, als der dauernd unruhige Feind, dem ja nach Lage der Dinge unsere Vorbereitungen kaum verborgen bleiben können und der sicher auch, dank seines ausgezeichneten Nachrichtendienstes über die nahe Schweiz, unseren Plan trotz aller Vorsichtsmaßnahmen erfahren hat, die Stellungen mit Feuer aller Kaliber eifrigst bedenkt. Aber es ist nur gut, dass die Arbeit dieser Tage jeden so in Anspruch nimmt, dass er sich der Schwere der Aufgabe gar nicht bewusst wird. Hauptmann Rohr, von dem wir ja wissen, dass er inzwischen zum Führer der Sturmabteilung der Armee-Abteilung Gaede ausersehen ist, trifft mit seinen Leuten ein. Seine hervorragende Kenntnis der Hartmannsweilerkopf-Stellung kommt sehr zu statten und hilft zum Gelingen des schweren Werkes. Außer den Pionieren der Sturmabteilung Rohr und einem Flammenwerfertrupp ist dem Bataillon noch die 1. Kompanie des Garde-Jäger-Bataillons unter Hauptmann Rittgen zugeteilt, während rechts von dem Bataillons-Abschnitt Teile des Reserve-Jäger-Bataillons 8 aus dem Abschnitt „Jägertanne“ heraus und links vom Bataillonsabschnitt die 9. Kompanie Landwehr-Infanterie-Regiment 56 am „Unteren Rehfelsen“ sich dem Angriff anschließen sollen.
Am Abend des 14. Oktober ist alles bis in die kleinsten Einzelheiten vorbereitet. Jeder Offizier, Gruppenführer und Schütze kennt genau die ihm zugewiesene Aufgabe. Die feindliche Stellung und das Gelände dorthin sind soweit wie irgend möglich erkundet. Die Sturmtrupps und Reserven sind eingeteilt, Munition und Handgranaten bereitgestellt. Über alle Spezialwaffen (Ladungs- und Minenwerfer, Maschinengewehre, Flammenwerfer usw.) ist bis ins kleinste verfügt, die Artillerie über ihre Aufgaben und Ziele unterrichtet, der Sanitätsdienst unter Leitung des Stabsarztes Dr. Wiedel und seiner vortrefflichen Helfer mit besonderer Sorgfalt organisiert, der Fernsprech- und Meldedienst geregelt, die Verpflegung gesichert. Wie bei einer feind arbeitenden Präzisionsmaschine sind alle Einzelheiten aufeinander abgestimmt, um den Erfolg des Ganzen zu verbürgen.
Im Vertrauen auf die gute Vorbereitung des Unternehmens und auf die Gefechtskraft und den Siegeswillen des erprobten Bataillons zweifelt keiner der Kampfteilnehmer am Erfolg. Voll Zuversicht sieht man den kommanden Ereignissen entgegen. Und doch weiß jeder, dass nicht alle Kameraden den Sonnenaufgang des nächsten Tages sehen werden, dass vielmehr Tod und Verwundung die Reihen lichten müssen, wenn der Erfolg unser sein soll. Uns so herrscht abends in den Unterständen eine Stimmung, die man als „feierlich-zuversichtliche Spannung“ bezeichnen kann. Ein kurzer Brief noch wird an die Lieben daheim geschrieben – vielleicht der letzte? – Aber Kopfhänger gibt es nicht. Je dunkler die Zukunft ist, desto heller leuchtet die Flamme der Kameradschaft. Der beste Happen, den die Feldpost aus lieben Händen brachte, wird mit den Kameraden geteilt, dazu die für besondere Gelegenheiten ausgesparte Flasche getrunken. Manch intimes, vertrauensvolles Wort wird gesprochen, das sonst nicht über die Lippen kommt. Und dort, wo es die Entfernung gestattet, klingen die alten Schützenlieder in verräucherten, vom Kerzenlicht matt erhellten Unterständen.
Zeitig geht’s auf das harte Lager, denn des kommenden Tages Mühe und Arbeit sind groß. Nichts regt sich mehr in und hinter den Stellungen, nur die Posten im vordersten Graben spähen durch das Dunkel der Nacht nach dem Feinde und werden in regelmäßiger Folge abgelöst. Und gegen Morgen beseitigen vorsichtige Hände dort, wo es unbemerkt vom Feinde geschehen kann, mit Scheren das Stacheldrahthindernis vor dem eigenen Kampfgraben, um den Sturmtrupps den Weg freizumachen.
Ein Ehrentag des Bataillons beginnt. Am 15. Oktober, früh 5.30 Uhr, steht es mit den zugeteilten Truppen, wie folgt bereit:
1. Kompanie mit rechtem Flügel im Anschluss an Reserve-Jäger-Bataillon 8 an der D-Sappe, im Emma-Graben und nördlich Johann-Albrecht-Graben;
4. Kompanie im südlichen Johann-Albrecht-Gaben und Dortmunder Graben;
3. Kompanie an der Dora-Sappe;
2. Kompanie an der Moos-Sappe;
1. Kompanie Garde-Jäger an der Rohr-Sappe.
Die Maschinengewehre sind auf den ganzen Abschnitt verteilt, die beiden Radfahrer-Kompanien in Reserve. Noch ist es dunkel, um 6 Uhr erst, in der Dämmerung, soll der Angriff erfolgen, ausgelöst durch den ersten Schuss eines an der Moos-Sappe bei der 2. Kompanie zur Zerstörung der Hindernisse eingebauten Ladungswerfers. Die Sturmtruppen stehen lautlos im Graben, die Zug- und Gruppenführer sitzen geduckt auf der Grabenböschung, vorsichtig nach der feindlichen Stellung spähend und mit scharfen Gläsern die günstigsten Einbruchstellen suchend. Wie ein zum Sprung bereiter Tiger lauert das Bataillon, auf das Angriffszeichen wartend.
zur in die feindliche Stellung verlängerten Dora-Sappe, einschließlich Reserve-Jäger-Bataillon 8, die Teile vor dem Abschnitt B durch das Garde-Schützen-Bataillon zu besetzen seien, während die von der 1. Kompanie Garde-Jäger-Bataillon besetzten Grabenstücke als für die Nacht unhaltbar, zu räumen seien. Dies wurde im Laufe des späten Nachmittags und der Nacht durchgeführt.
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