Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 83: Ludwig Balser

Der Soldat Ludwig Balser stammte aus der hessischen Ortschaft Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald, und lebte im Fernwalder Ortsteil Annerod. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Musketier in der 6. Kompanie des 168. Infanterie-Regiments. Am 28.07.1916 fiel er im Alter von 20 Jahren während der Schlacht um Verdun. Er wurde bei Thiaumont, Marville und Chaumont getötet.

Man begrub Ludwig Balser auf dem Soldatenfriedhof Romagne-sous-les-Cotes in Block 13, Grab 69.

Gedenkstein für Ludwig Balser auf dem Friedhof Fernwald-Albach

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 82: Christian Hilberg

Der Soldat Christian Hilberg stammte aus der hessischen Ortschaft Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald, und lebte im Fernwalder Ortsteil Annerod. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist in der 4. Kompanie des 116. Infanterie-Regiments. Am 11.06.1916 fiel er im Alter von 19 Jahren in Frankreich bei Cerny-en-Laonnis (Aisne). Er wurde während der Kämpfe am Chemin des Dames getötet.

Man begrub Christian Hilberg auf dem Soldatenfriedhof Cerny-en-Laonnois in Block 1, Grab 1.037.

Gedenkstein für Christian Hilberg auf dem Friedhof von Fernwald-Albach

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 81: Karl Stumpf

Der Soldat Karl Stumpf stammte aus der hessischen Ortschaft Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald, und lebte im Fernwalder Ortsteil Annerod. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist in der 2. Maschinengewehr-Kompanie des 8. Landsturm-Infanterie-Regiments. Am 02.12.1915 fiel er im Alter von 21 Jahren bei Dünaburg (lettisch: Daugavpils) in Lettland.

Die Lage des Grabes von Karl Stumpf ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

Gedenkstein für Karl Stumpf auf dem Friedhof von Fernwald-Albach

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 80: Wilhelm Weisensee

Der Soldat Wilhelm Weisensee wurde in der hessischen Ortschaft Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald, geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist in der 10. Kompanie des 116. Landwehr-Infanterie-Regiments. Am 23.09.1915 fiel er im Alter von 36 Jahren bei Servon in den Argonnen.

Die Lage des Grabes von Wilhelm Weisensee ist unbekannt. Ich vermute jedoch, dass er anonym in einem Massengrab auf dem Soldatenfriedhof an seinem Sterbeort in Servon-Melzicourt beigesetzt wurde, wo man auch seine Regimentskameraden begrub, die im gleichen Zeitraum fielen, u. a.

  • Ersatz-Rekrut Karl Marburger, gefallen am 24.09.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt in einem Massengrab;
  • Wehrmann Otto Lauckhardt, gefallen am 24.09.1915, begraben auf dem Soldatenfriedhof Servon-Melzicourt in einem Massengrab.
Gedenkstein für Wilhelm Weisensee auf dem Friedhof von Fernwald-Albach

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 79: Philipp Pfeffer

Der Soldat Philipp Pfeffer stammte aus der hessischen Ortschaft Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald, und lebte im Fernwalder Ortsteil Annerod. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Infanterist in der 2. Kompanie des 116. Reserve-Infanterie-Regiments.Am 11.08.1915 fiel er im Alter von 34 Jahren in der Nähe der heute polnischen Stadt Opole am Bug.

Über den Todestag und die Todesumstände von Philipp Pfeffer berichtet die Regimentsgeschichte des 116. Reserve-Infanterie-Regiments:

„11.08.1915 soll Hauptstellung angegriffen werden nach nur zweistündigem Wirkungsschießen der schweren Feldartillerie. Während dieses Schießens hat sich die Infanterie so nahe an die Stellung heranzuarbeiten, dass der Sturm beginnen kann. 12.30 Uhr nachmittags erreichen die Schützenlinien des I. und II. Bataillons den Bach vor der Hauptstellung, überschreiten ihn und graben sich 250 – 350 Meter vom Feinde entfernt ein. Die feindliche Artillerie (auch schwere Artillerie) war an dem Tage so stark, wie wir sie bei den Russen sonst nie erlebt haben. Da das starke Drahthindernis unversehrt war, konnte der Angriff zunächst nicht weiter durchgeführt werden. Neue Artilleriewirkung von 7 – 8 Uhr nachmittags zerstörte das Hindernis auch nicht. Die vordere Linie grub sich an dem Hindernis ein. Verluste: 45 Tote, 262 Verwundet. Tot: Hauptmann Bloch, Hauptmann Hollek schwer verwundet; Leutnants Zeh, Bernhardy, Offizierstellvertreter Schneider leicht verwundet.“

Die Lage des Grabes von Philipp Pfeffer ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

Gedenkstein für Philipp Pfeffer auf dem Friedhof von Fernwald-Albach

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 78: Heinrich Frischholz

Der Soldat Heinrich Frischholz stammte aus der hessischen Ortschaft Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald, geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er Unteroffizier in der 4. Kompanie des 83. Reserve-Infanterie-Regiments. Am 25.07.1915 fiel er im Alter von 47 Jahren bei Cholm (polnisch: Chełm), welches damals russisch war. Er wurde während der Schlacht bei Woyslawice getötet.

Über den Todestag und die Todesumstände von Heinrich Frischholz berichtet die Regimentsgeschichte des 83. Reserve-Infanterie-Regiments:

„Bereits am 24.07. von 5.45 Uhr nachmittags ab lag die Stellung des Regiments unter ständigem feindlichen Infanterie-, Maschinengewehr- und Artilleriefeuer, das auf Angriffsabsichten des Gegners schließen ließ. Der Angriff traf daher das I. Bataillon, das besonders unter der Beschießung zu leiden gehabt hatte, wohl vorbereitet, und das sofort bei uns einsetzende Infanterie- und Maschinengewehrfeuer und das Feuer der dem Bataillon zugeteilten leichten Feldhaubitz- und Feldkanonen-Batterie ließ den Angriff der – an einer Stelle unter Ausnutzung der Schluchten bis auf 30 Meter – heranstürmenden Russen blutig scheitern.

Eine Wiederholung des Angriffs nach dieser letzten Abfuhr wagte der Feind nicht. Dagegen geht das Bekidenkorps am 25.07. morgens wieder zum Angriff über, und nachdem 7.50 Uhr vormittags die Artillerie die am Waldrand eingenisteten Maschinengewehre unter Feuer genommen hat, erreichen II. und III. Bataillon zusammen mit dem rechts an Stelle des Landwehr-Infanterie-Regiment 107 eingesetzten Infanterie-Regiment 168, 8.15 Uhr vormittags im ersten Anlauf den Waldrand.

Obwohl die feindliche Infanterie und Artillerie, sowie das dichte Unterholz das weitere Vordringen sehr erschweren, erkämpft das III. Bataillon bis 10.15 Uhr vormittags mit rechtem Flügel den Südrand der Waldblöße Nowiny und dringt das II. Bataillon, dem ein Zug des I. Bataillons und zwei Maschinengewehre als Verstärkung zugeteilt werden, bis 11.50 Uhr vormittags bis zur einspringenden Waldecke südlich Bienen-H. vor.

Dabei ist abre rechts die Verbindung mit Infanterie-Regiment 168 abgerissen und der linke Flügel des Bataillons zu weit vorgeprellt, so dass er völlig in der Luft hängt. In dieser Lage wird er in Front und Flanke überraschend von überlegenen russischen Kräften angegriffen, leistet aber dem Feinde, ohne dass ihm vom Bataillon in dem gänzlich unübersichtlichen Waldgelände Hilfe gebracht werden kann, in zähester Gegenwehr bis zum letzten Mann Widerstand.

Da beim II. Bataillion die Lage ungeklärt und unsicher ist, geht es so weit zurück, dass die Verbindung mit Infanterie-Regiment 168 und III./R, 83 wieder hergestellt wird und gräbt sich im Walde in der neu eingenommenen Linie ein.

3 Uhr nachmittags erhält auch das I. Bataillon, das bisher das Vorgehen des III. Bataillons in der linken Flanke zu sichern hatte, Befehl zum Angriff gegen die Waldhöhe 271. Nachdem es sich 4 Uhr nachmittags unter heftigem feindlichen Feuer mit 2. und 3. Kompanie etwa 300 Meter vorgearbeitet hatte, wird es jedoch auf Anordnung der Division wieder in die Ausgangsstellung zurückgenommen, da das Anschlussregiment, Infanterie-Regiment 149, gleichfalls wieder zurückgegangen war.“

Die Lage des Grabes von Heinrich Frischholz ist unbekannt. Wahrscheinlich existiert es nicht mehr.

Gedenkstein für Heinrich Frischholz auf dem Friedhof von Fernwald-Albach

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 77: Ludwig Schäfer

Der Soldat Ludwig Schäfer stammte aus der hessischen Ortschaft Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald, geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Gefreiter in der Maschinengewehr-Kompanie des 168. Infanterie-Regiments. Am 01.12.1914 verstarb er im Alter von 21 Jahren im Feldlazarett Nr. 7 bei Lille, nachdem er zuvor in Belgien bei Wytschaete schwer verwundet worden war.

Man begrub Ludwig Schäfer auf dem Soldatenfriedhof Lambersart in Block 2, Grab 169.

Gedenkstein für Ludwig Schäfer auf dem Friedhof der hessischen Ortschaft Fernwald-Albach

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 76: Heinrich Hardt

Der Soldat Heinrich Hardt wurde am 19.09.1889 in der hessischen Ortschaft Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald, geboren. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Musketier und Reservist in der 11. Kompanie des 116. Infanterie-Regiments. Am 29.10.1914 fiel er im Alter von 25 Jahren an der Somme bei bei Le Quesnoy, einem Ortsteil der französischen Gemeinde Parvillers-le-Quesnoy. Laut Volksbund fiel er zwischen dem 31.10.1914 und dem 02.11.1914.

Die Lage des Grabes von Heinrich Hardt ist unbekannt. Laut Volksbund wurde er vermutlich auf dem Soldatenfriedhof Montdidier in einem Massengrab beigesetzt.

Gedenkstein für Heinrich Hardt auf dem Friedhof von Fernwald-Albach

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 75: Ludwig Wehrum

Der Soldat Ludwig Wehrum stammte aus der hessischen Ortschaft Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Vizefeldwebel in der 8. Kompanie des 116. Infanterie-Regiments. Am 22.08.1914 fiel er im Alter von 30 Jahren an der Westfront in Belgien bei Anloy. Er wurde im Rahmen der Schlacht bei Neufchâteau getötet.

Über den Todestag und die Todesumstände von Heinrich Schmitt berichtet die Regimentsgeschichte des 116. Infanterie-Regiments:

„Gegen 6 Uhr vormittags (22. August) trat das Regiment als Vorhut den Marsch über Ochamps nach Glaireuse an. Auf den Höhen nördlich von diesem Dorfe stellte es sich bereit. Die Bereitstellung war gegen 9 Uhr vormittags beendet, und die Truppen waren eben aus den Feldküchen verpflegt worden, da traf folgender Befehl ein: „Infanterie-Regiment 116 geht auf dem linken Flügel der 49. Infanterie-Brigade vor, mit dem linken Flügel an der Südecke von Anloy vorbei, rechts Anschluss an Infanterie-Regiment 115. Die Linie Anloy-Bournonwald soll vorerst nicht überschritten werden.“Über die allgemeine Lage wurde bekannt, dass die 4. Armee mit dem VI. Armee-Korps und VIII. Reserve-Korps die Flanken der angreifenden 3. und 5. Armee decken und in ihrer Mitte am Lesse-Abschnitt (XVIII. Armee-Korps) und Neufsschâteau (XVIII. Reserve-Korps) eine Bereitstellung einnehmen sollte. Die Nachrichten über den Feind waren immer noch sehr unbestimmt. Nach Fliegermeldungen sollten in den Wäldern jenseits des Lessebaches nur Kavallerieabteilungen setehen. Die feindliche Infanterie wurde etwa 50 Kilometer dahinter vermutet.

Das Regiment nahm das II. und III. Bataillon ins erste Treffen; hinter dem III. Bataillon folgte die Maschinengewehr-Kompanie. Das I. Bataillon war hinter dem linken Flügel gestaffelt und stand zunächst der Brigade zur Verfügung. In guter Ordnung gestaffelt entfalteten sich die Kompanien und gingen, nachdem der Südrand von Anloy überschritten war, in Schützenwellen vor. Weiter rechts, wo die 50. Infanterie-Brigade über Libin gegen Maissin vorging, wurde lebhaftes Gewehr- und Artilleriefeuer laut. Unsere Brigade (49. Infanterie-Brigade) dagegen hatte bereits die befohlene Linie erreicht, ohne auf einen Gegner zu stoßen. So wurde die befohlene Linie im Anschluss an die rechten Nachbartruppen überschritten. Doch kaum hatten die ersten Wellen des II. und III. Bataillons  gegen 2 Uhr nachmittags die Höhen südwestlich von Anloy erreicht, als ihnen aus einer Entfernung von kaum 400 Metern lebhaftes Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer entgegenschlug. Und doch war vom Gegner nichts zu sehen. In Getreidefeldern und am Waldrande hielt er sich vorzüglich gedeckt, so dass kein sicherer Schuss auf ihn anzubringen war. Aber dem ungestümen, unserem Infanteristen zur zweiten Natur gewordenen Drang nach vorwärts zeigte sich der Feind nicht gewachsen. Trotz des starken Feuers und trotz der hemmenden Drahtumzäunungen der Felder gelang es nach mehrmaligem Ansturm, die Getreidefelder allmählich vom Feinde zu säubern und die nächsten Waldstücke zu erreichen. Namentlich am rechten Flügel wurde der Angriff mit rasender Schnelligkeit vorgetragen. Trotz schwerer Verluste und trotz der Mahnungen der Offiziere zur Besonnenheit ging alles nach vorn durch.

Im Walde war zunächst das dichte Unterholz ein schwieriges Hindernis und verursachte viele Verluste. Ein weiteres Hemmnis waren die vielen gut versteckten französischen Baumschützen, die dem Angreifer aus unmittelbarer Nähe ihre verderblichen Schüsse entgegensandten, eine Kampfweise, auf die der Deutsche nicht gefasst war, gegen die er aber bald wirksame Abhilfe fand. Auch das eigene Artilleriefeuer belästigte hier stellenweise die vorgehenden Kompanien. Im wilden Drauflosgehen und hartem Ringen dachte man wenig an die Verbindung nach rückwärts, so dass unsere Artillerie nicht wissen konnte, wie weit der Angriff an den einzelnen Punkten vorgetragen war. Aber alle diese Schwierigkeiten konnten den Siegeslauf der in blinder Wut vorstürmenden Hessen nicht aufhalten. Waldstück auf Waldstück wurde dem Gegner entrissen, wobei sich an den einzelnen Waldrändern besonders erbitterte Kämpfe mit dem zähen Gegner abspielten. Hier war es auch, wo die beiden unerschrockenen Führer der 10. und 11. Kompanie, die Hauptleute von Weltzien und Mattel, einen frühen Heldentod fanden. Auch die Führer der 9. und 12. Kompanie, Hauptleute Wolf und Butz, mussten schwer verwundet vom Schlachtfeld getragen werden.

So wogte beim II. und III. Bataillon der Kampf in der heißen Augustsonne schon die dritte Stunde. Da drohte gegen 4 Uhr nachmittags ein gefährlicher Rückschlag: Der vorher schon an Zahl überlegene Gegner des Regiments schob in der Front ein neues Bataillon ein und suchte gleichzeitig unsere linke Flanke mit zwei frischen Jägerbataillonen zu umfassen. Der Angriff in der Front aus dem Walde Derrière-Horimont konnte zunächst vom II. und III. Bataillon nicht aufgefangen werden: Die beiden Bataillone waren zu hart mitgenommen, die Verbände zu sehr durcheinandergewürfelt. So mussten sie dem Stoß ausweichen. Aber bald stellte ein Maschinengewehr-Zug unter Leutnant de Harde sowie eine Kompanie der 21. Pioniere die Lage wieder her. Leutnant Brendel, der Adjutant des II. Bataillons, warf sich mit etwa 100 Versprengten aus allen Kompanien gegen die rechte Flanke. Von neuem kam der Angriff in Fluss, auch das frische Bataillon des Gegners wurde geworfen. Teile der 5. und 8. Kompanie unterstützten die 4. und 6. Kompanie des Infanterie-Regiments 115 beim Sturm auf eine feindliche Batterie, die nach hartem Ringen erobert und trotz mehrfacher wilder Gegenangriffe behauptet wurde. Vizefeldwebel Dutiné (8. Kompanie) und Braun (5. Kompanie) zeichneten sich dabei besonders aus.

Nicht minder schwierig gestaltete sich der Kampf auf dem linken Flügel des Regiments. Hier klaffte eine bedenkliche Lücke in der deutschen Kampffront, da das XVIII. Reserve-Korps nach Süden vorgestoßen war. Der Gegner hatte diesen schwachen Punkt bald erkannt und holte von Stunde zu Stunde weiter nach links zur Umfassung aus. Als hier gleich zu Beginn der Schlacht das links gestaffelte I. Bataillon in Marschkolonne aus einem Hohlweg südwestlich von Anloy heraustrat, wurde es mit einem Hagel von Geschossen überschüttet, so dass alles volle Deckung nehmen musste. Die vorderen Kompanien entwickelten sich gruppenweise nach links und arbeiteten sich in wütendem Infanteriefeuer durch hohe Getreidefelder, ohne indes vom Feinde etwas zu sehen. In einem toten Winkel konnten die 3. und 4. Kompanie kurz Atem schöpfen. Ihre drei noch am Leben gebliebenen Zugführer, Leutnant Pieper, Locher und Offizierstellvertreter Petri ordneten hier, was sich um sie gesammelt hatte, und griffen dann ein von den Haubitzen der 61er sturmreif geschossenes, stark besetztes Waldstück an. Mutig trug der Sergant Pistler, umzischt von zahlreichen Geschossen, die entfaltete Fahne des Bataillons mit den stürmenden Kompanien nach vorn. Der Waldstreifen wurde genommen und schnell durchschritten. Aber frische feindliche Kräfte setzten zum Gegenangriff an und trafen namentlich die Leibkompanie sehr schwer. Viermal hatte sie einen französischen Vorstoß auszuhalten und verlor drei tüchtige Offiziere, Leutnant von Erhardt, Weinberg und Mühlberger. Auch in den Ginsterbüschen jenseits des Waldstücks waren die Kompanien starkem feindlichen Strichfeuer ausgesetzt, das hohe Verluste brachte und zum Rückzug in das Waldstück zwang.

Entscheidend für die Abwehr der feindlichen Umfassungsversuche wurde das Eingreifen der Maschinengewehre. Ihnen hatte der Regimentskommandeur in richtiger Erkenntnis der Gefahr von vornherein die Sicherung der linken Flanke übertragen. Sie waren daher südlich von Anloy in Stellung gegangen. Dort hatten sie bald drei französische Maschinengewehre, die zwischen den Straßen Anloy-Sart und Anloy-Haie standen, außer Gefecht gesetzt. Infolge der feindlichen Umfassung kam jedoch Hauptmann Poly mit den Gewehren in eine bedrängte Lage. Da ritt Oberst Schimmelpfennig in schärfstem Galopp zur Artillerie, erhielt dort zwei Geschütze und brachte sie an der gefährdeten Stelle in Front. Ein fürchterliches Blutbad begann. Die beiden Geschütze rissen ungeheure Löcher in die überflügelnden feindlichen Reihen. Schwadenweise mähten die Maschinengewehre die vorgehenden Wellen nieder und schossen mit entsetzlicher Genauigkeit und Unerbittlichkeit die Schützenlinien des Gegners zusammen, so dass jedes Leben in ihnen erstarrte. Gefangene schilderten entsetzt die grauenhafte Wirkung dieses vereinigten Artillerie- und Maschinengewehr-Feuers, von der man sich am andern Tage beim Überschreiten des Schlachtfeldes mit Schaudern überzeugen konnte.

So tobte der heiße Kampf den ganzen nachmittag, hier in wildem Handgemenge mit wüstem Schreien, dort in schrecklichem Zischen und Heulen der todbringenden Geschosse, in Angriff und Gegenangriff um den Besitz einzelner Waldstücke, in wildem Vorstürmen und entsetztem Zurückgehen. Die Wildheit hatte besonders beim II. und III. Bataillon jede Einheitlichkeit über den Haufen geworfen. So wird erklärlich, dass Teile der 10. und 11. Kompanie weit rechts beim Infanterie-Regiment 117 gegen das Dorf Maissin kämpften. Aber immer noch war die endgültige Entscheidung nicht gefallen. Zwar begann von 5 Uhr nachmittags an unsere Artillerie kräftiger zu wirken. Die Waldstücke, in denen sich der Gegner noch hielt, wurde planmäßig beschossen. Immer tiefer stießen die Kompanien dem Gegner nach Westen nach. Trefflich half dem I. Bataillon eine Kompanie der 21. Pioniere, deren Führer, Hauptmann Peters, den Heldentod starb. Doch nur schrittweise gab der Feind eine Stellung nach der anderen auf. Da ertönten gegen 7 Uhr nachmittags in unserem Rücken Kommandorufe. Die lang ersehnte Unterstützung war da! In vierstündigem Marsche war die 16. Reserve-Division unter Generalleutnant Mootz von der Eisenbahn nach dem Schlachtfelde geeilt, um den Kameraden Hilfe zu bringen. Nun schwärmten die Kompanien des Reserve-Infanterie-Regiments 28 ein. Da gab’s kein Halten mehr. Mit Bajonett und Spaten wurde der bis zum äußersten sich wehrende Gegner aus seinen letzten Stellungen geworfen. Blau und rot quoll es aus den Waldstücken heraus. Auf wenige hundert Meter lief der nach Süden abziehende Gegner in das Flankenfeuer des I. Bataillons hinein und erlitt schreckliche Verluste. Erst die Dunkelheit machte dem Kampfe ein Ende. Völlig erschöpft sammelten sich die Bataillone auf der Höhe bei Anloy. Bei der Unsicherheit der Gesamtlage – der rechte Flügel der Division hatte wegen drohender Umfassung das um 5 Uhr nachmittags gestürmte Maissin wieder räumen müssen – wurde die Höhe und der Dorfrand zur Verteidigung eingerichtet.

Eine schwere Aufgabe harrte der Ärzte und Krankenträger. Im Kampfe mit Freischärlern, die aus Häusern auf die durchziehenden Verwundeten schossen und die Gefechtsstaffel zersprengten, hatte Stabsarzt Dr. Szubinski am Westausgang des Dorfes den Verbandsplatz des Regiments eingerichtet. Den ganzen Nachmittag über strömten die Verwundeten zu, und bald war alles überfüllt. Eine schier nicht zu bewältigende Arbeit für fünf Ärzte mit wenigen Helfern; dazu in stundenlangem Artilleriefeuer. Nach Mitternacht erschienen die Krankenträger der Sanitätskompanie mit Fackeln. Sie wurden aber beim Absuchen des Schlachtfeldes noch vielfach vom Feinde beschossen. Trotzdem wurden die meisten der hilflos daliegenden und dem Verschmachten nahen Schwerverwundeten noch während der Nacht zurückgeschafft. Viele aber mussten in ihrer Todespein den kommenden Morgen abwarten, bis sie aufgefunden und geborgen werden konnten.

Die erste Schlacht war geschlagen. Der blutigste Tag des ganzen Krieges lag hinter dem Regiment. Der Sieg hatte sich an seine Fahnen geheftet. Ein Starker und tapferer Gegner war aus Stellungen gejagt worden, die er sich drei Tage lang mit Sorgfalt ausgesucht und ausgebaut hatte. Rühmliche Taten, die alle der Erwähnung wert wären, waren allerort vollbracht worden. Aber groß, sehr groß waren auch die Verluste. Kein Tag des Feldzugs hatte vom Regiment so viele Opfer gefordert wie der Tag von Anloy. Innerhalb weniger Stunden hat es über 1.000 Mann, mehr als ein Drittel seines Bestandes, verloren. 13 Offiziere, darunter außer den schon erwähnten der bewährten Führer der 4. Kompanie, Hauptmann von Normann, und Oberleutnant Ebel von der 6., der am nächsten Morgen seiner schweren Verwundung erlag, ferner Leutnant Becker, von Grolmann, Eichhoff, Klein, Walter und Fahnenjunker Schäfer waren auf dem Schlachtfelde geblieben; 340 brave Unteroffiziere und Mannschaften waren mit ihnen in den Tod gegangen. Fast doppelt so hoch war die Zahl der Verwundeten. Unter ihnen waren 20 Offiziere: Das I. Bataillon hatte den Hauptmann von Thümen und die Leutnants Locher, Malzahn, Pieper, Scherer und den Fähnrich Marquardt verloren; das II. büßte Leutnant Schroeder, Johlen, Hellwig und Buchholz ein; am schwersten aber waren die Verluste beim III., wo außer den vier Kompanieführern die Leutnants Dingeldein, Flotho, Fischer, Loerbrocks, Schmidt, Meyer und Freytag fehlten. In der Maschinengewehr-Kompanie waren Oberleutnant Kienitz und Leutnant de Harde (D. E.) verwundet. An Unteroffizieren und Mannschaften waren 599 verwundet, 72 wurden vermisst. Der Name Anloy sollte einen schrecklichen Klang in der hessischen Heimat erhalten. Da war kein Städtchen und Dörfchen, in das nicht die Nachricht gedrungen wäre: „Bei Anloy gefallen!“ Aber darum ist der Name auch zum Ehrennamen der Kämpfer des 22. August geworden. Von allen Kränzen, die sich das Regiment in diesem großen Krieg errungen, ist der Kranz von Anloy der schönste. Er wird nie welken.“

Man begrub Ludwig Wehrum auf dem Soldatenfriedhof Anloy-Heide in Block 2, Grab 55.

Gedenkstein für Ludwig Wehrum auf dem Friedhof von Fernwald-Albach

Soldatenschicksale des 1. Weltkrieges Teil 74: Heinrich Schmitt

Der Soldat Heinrich Schmitt (Volksbund: Schmidt) stammte aus der hessischen Ortschaft Albach, einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald. Im Ersten Weltkrieg kämpfte er als Wehrmann in der 7. Kompanie des 116. Infanterie-Regiments. Am 22.08.1914 fiel er an der Westfront in Belgien bei Anloy.

Über den Todestag und die Todesumstände von Heinrich Schmitt berichtet die Regimentsgeschichte des 116. Infanterie-Regiments:

„Gegen 6 Uhr vormittags (22. August) trat das Regiment als Vorhut den Marsch über Ochamps nach Glaireuse an. Auf den Höhen nördlich von diesem Dorfe stellte es sich bereit. Die Bereitstellung war gegen 9 Uhr vormittags beendet, und die Truppen waren eben aus den Feldküchen verpflegt worden, da traf folgender Befehl ein: „Infanterie-Regiment 116 geht auf dem linken Flügel der 49. Infanterie-Brigade vor, mit dem linken Flügel an der Südecke von Anloy vorbei, rechts Anschluss an Infanterie-Regiment 115. Die Linie Anloy-Bournonwald soll vorerst nicht überschritten werden.“Über die allgemeine Lage wurde bekannt, dass die 4. Armee mit dem VI. Armee-Korps und VIII. Reserve-Korps die Flanken der angreifenden 3. und 5. Armee decken und in ihrer Mitte am Lesse-Abschnitt (XVIII. Armee-Korps) und Neufsschâteau (XVIII. Reserve-Korps) eine Bereitstellung einnehmen sollte. Die Nachrichten über den Feind waren immer noch sehr unbestimmt. Nach Fliegermeldungen sollten in den Wäldern jenseits des Lessebaches nur Kavallerieabteilungen setehen. Die feindliche Infanterie wurde etwa 50 Kilometer dahinter vermutet.

Das Regiment nahm das II. und III. Bataillon ins erste Treffen; hinter dem III. Bataillon folgte die Maschinengewehr-Kompanie. Das I. Bataillon war hinter dem linken Flügel gestaffelt und stand zunächst der Brigade zur Verfügung. In guter Ordnung gestaffelt entfalteten sich die Kompanien und gingen, nachdem der Südrand von Anloy überschritten war, in Schützenwellen vor. Weiter rechts, wo die 50. Infanterie-Brigade über Libin gegen Maissin vorging, wurde lebhaftes Gewehr- und Artilleriefeuer laut. Unsere Brigade (49. Infanterie-Brigade) dagegen hatte bereits die befohlene Linie erreicht, ohne auf einen Gegner zu stoßen. So wurde die befohlene Linie im Anschluss an die rechten Nachbartruppen überschritten. Doch kaum hatten die ersten Wellen des II. und III. Bataillons  gegen 2 Uhr nachmittags die Höhen südwestlich von Anloy erreicht, als ihnen aus einer Entfernung von kaum 400 Metern lebhaftes Infanterie- und Maschinengewehr-Feuer entgegenschlug. Und doch war vom Gegner nichts zu sehen. In Getreidefeldern und am Waldrande hielt er sich vorzüglich gedeckt, so dass kein sicherer Schuss auf ihn anzubringen war. Aber dem ungestümen, unserem Infanteristen zur zweiten Natur gewordenen Drang nach vorwärts zeigte sich der Feind nicht gewachsen. Trotz des starken Feuers und trotz der hemmenden Drahtumzäunungen der Felder gelang es nach mehrmaligem Ansturm, die Getreidefelder allmählich vom Feinde zu säubern und die nächsten Waldstücke zu erreichen. Namentlich am rechten Flügel wurde der Angriff mit rasender Schnelligkeit vorgetragen. Trotz schwerer Verluste und trotz der Mahnungen der Offiziere zur Besonnenheit ging alles nach vorn durch.

Im Walde war zunächst das dichte Unterholz ein schwieriges Hindernis und verursachte viele Verluste. Ein weiteres Hemmnis waren die vielen gut versteckten französischen Baumschützen, die dem Angreifer aus unmittelbarer Nähe ihre verderblichen Schüsse entgegensandten, eine Kampfweise, auf die der Deutsche nicht gefasst war, gegen die er aber bald wirksame Abhilfe fand. Auch das eigene Artilleriefeuer belästigte hier stellenweise die vorgehenden Kompanien. Im wilden Drauflosgehen und hartem Ringen dachte man wenig an die Verbindung nach rückwärts, so dass unsere Artillerie nicht wissen konnte, wie weit der Angriff an den einzelnen Punkten vorgetragen war. Aber alle diese Schwierigkeiten konnten den Siegeslauf der in blinder Wut vorstürmenden Hessen nicht aufhalten. Waldstück auf Waldstück wurde dem Gegner entrissen, wobei sich an den einzelnen Waldrändern besonders erbitterte Kämpfe mit dem zähen Gegner abspielten. Hier war es auch, wo die beiden unerschrockenen Führer der 10. und 11. Kompanie, die Hauptleute von Weltzien und Mattel, einen frühen Heldentod fanden. Auch die Führer der 9. und 12. Kompanie, Hauptleute Wolf und Butz, mussten schwer verwundet vom Schlachtfeld getragen werden.

So wogte beim II. und III. Bataillon der Kampf in der heißen Augustsonne schon die dritte Stunde. Da drohte gegen 4 Uhr nachmittags ein gefährlicher Rückschlag: Der vorher schon an Zahl überlegene Gegner des Regiments schob in der Front ein neues Bataillon ein und suchte gleichzeitig unsere linke Flanke mit zwei frischen Jägerbataillonen zu umfassen. Der Angriff in der Front aus dem Walde Derrière-Horimont konnte zunächst vom II. und III. Bataillon nicht aufgefangen werden: Die beiden Bataillone waren zu hart mitgenommen, die Verbände zu sehr durcheinandergewürfelt. So mussten sie dem Stoß ausweichen. Aber bald stellte ein Maschinengewehr-Zug unter Leutnant de Harde sowie eine Kompanie der 21. Pioniere die Lage wieder her. Leutnant Brendel, der Adjutant des II. Bataillons, warf sich mit etwa 100 Versprengten aus allen Kompanien gegen die rechte Flanke. Von neuem kam der Angriff in Fluss, auch das frische Bataillon des Gegners wurde geworfen. Teile der 5. und 8. Kompanie unterstützten die 4. und 6. Kompanie des Infanterie-Regiments 115 beim Sturm auf eine feindliche Batterie, die nach hartem Ringen erobert und trotz mehrfacher wilder Gegenangriffe behauptet wurde. Vizefeldwebel Dutiné (8. Kompanie) und Braun (5. Kompanie) zeichneten sich dabei besonders aus.

Nicht minder schwierig gestaltete sich der Kampf auf dem linken Flügel des Regiments. Hier klaffte eine bedenkliche Lücke in der deutschen Kampffront, da das XVIII. Reserve-Korps nach Süden vorgestoßen war. Der Gegner hatte diesen schwachen Punkt bald erkannt und holte von Stunde zu Stunde weiter nach links zur Umfassung aus. Als hier gleich zu Beginn der Schlacht das links gestaffelte I. Bataillon in Marschkolonne aus einem Hohlweg südwestlich von Anloy heraustrat, wurde es mit einem Hagel von Geschossen überschüttet, so dass alles volle Deckung nehmen musste. Die vorderen Kompanien entwickelten sich gruppenweise nach links und arbeiteten sich in wütendem Infanteriefeuer durch hohe Getreidefelder, ohne indes vom Feinde etwas zu sehen. In einem toten Winkel konnten die 3. und 4. Kompanie kurz Atem schöpfen. Ihre drei noch am Leben gebliebenen Zugführer, Leutnant Pieper, Locher und Offizierstellvertreter Petri ordneten hier, was sich um sie gesammelt hatte, und griffen dann ein von den Haubitzen der 61er sturmreif geschossenes, stark besetztes Waldstück an. Mutig trug der Sergant Pistler, umzischt von zahlreichen Geschossen, die entfaltete Fahne des Bataillons mit den stürmenden Kompanien nach vorn. Der Waldstreifen wurde genommen und schnell durchschritten. Aber frische feindliche Kräfte setzten zum Gegenangriff an und trafen namentlich die Leibkompanie sehr schwer. Viermal hatte sie einen französischen Vorstoß auszuhalten und verlor drei tüchtige Offiziere, Leutnant von Erhardt, Weinberg und Mühlberger. Auch in den Ginsterbüschen jenseits des Waldstücks waren die Kompanien starkem feindlichen Strichfeuer ausgesetzt, das hohe Verluste brachte und zum Rückzug in das Waldstück zwang.

Entscheidend für die Abwehr der feindlichen Umfassungsversuche wurde das Eingreifen der Maschinengewehre. Ihnen hatte der Regimentskommandeur in richtiger Erkenntnis der Gefahr von vornherein die Sicherung der linken Flanke übertragen. Sie waren daher südlich von Anloy in Stellung gegangen. Dort hatten sie bald drei französische Maschinengewehre, die zwischen den Straßen Anloy-Sart und Anloy-Haie standen, außer Gefecht gesetzt. Infolge der feindlichen Umfassung kam jedoch Hauptmann Poly mit den Gewehren in eine bedrängte Lage. Da ritt Oberst Schimmelpfennig in schärfstem Galopp zur Artillerie, erhielt dort zwei Geschütze und brachte sie an der gefährdeten Stelle in Front. Ein fürchterliches Blutbad begann. Die beiden Geschütze rissen ungeheure Löcher in die überflügelnden feindlichen Reihen. Schwadenweise mähten die Maschinengewehre die vorgehenden Wellen nieder und schossen mit entsetzlicher Genauigkeit und Unerbittlichkeit die Schützenlinien des Gegners zusammen, so dass jedes Leben in ihnen erstarrte. Gefangene schilderten entsetzt die grauenhafte Wirkung dieses vereinigten Artillerie- und Maschinengewehr-Feuers, von der man sich am andern Tage beim Überschreiten des Schlachtfeldes mit Schaudern überzeugen konnte.

So tobte der heiße Kampf den ganzen nachmittag, hier in wildem Handgemenge mit wüstem Schreien, dort in schrecklichem Zischen und Heulen der todbringenden Geschosse, in Angriff und Gegenangriff um den Besitz einzelner Waldstücke, in wildem Vorstürmen und entsetztem Zurückgehen. Die Wildheit hatte besonders beim II. und III. Bataillon jede Einheitlichkeit über den Haufen geworfen. So wird erklärlich, dass Teile der 10. und 11. Kompanie weit rechts beim Infanterie-Regiment 117 gegen das Dorf Maissin kämpften. Aber immer noch war die endgültige Entscheidung nicht gefallen. Zwar begann von 5 Uhr nachmittags an unsere Artillerie kräftiger zu wirken. Die Waldstücke, in denen sich der Gegner noch hielt, wurde planmäßig beschossen. Immer tiefer stießen die Kompanien dem Gegner nach Westen nach. Trefflich half dem I. Bataillon eine Kompanie der 21. Pioniere, deren Führer, Hauptmann Peters, den Heldentod starb. Doch nur schrittweise gab der Feind eine Stellung nach der anderen auf. Da ertönten gegen 7 Uhr nachmittags in unserem Rücken Kommandorufe. Die lang ersehnte Unterstützung war da! In vierstündigem Marsche war die 16. Reserve-Division unter Generalleutnant Mootz von der Eisenbahn nach dem Schlachtfelde geeilt, um den Kameraden Hilfe zu bringen. Nun schwärmten die Kompanien des Reserve-Infanterie-Regiments 28 ein. Da gab’s kein Halten mehr. Mit Bajonett und Spaten wurde der bis zum äußersten sich wehrende Gegner aus seinen letzten Stellungen geworfen. Blau und rot quoll es aus den Waldstücken heraus. Auf wenige hundert Meter lief der nach Süden abziehende Gegner in das Flankenfeuer des I. Bataillons hinein und erlitt schreckliche Verluste. Erst die Dunkelheit machte dem Kampfe ein Ende. Völlig erschöpft sammelten sich die Bataillone auf der Höhe bei Anloy. Bei der Unsicherheit der Gesamtlage – der rechte Flügel der Division hatte wegen drohender Umfassung das um 5 Uhr nachmittags gestürmte Maissin wieder räumen müssen – wurde die Höhe und der Dorfrand zur Verteidigung eingerichtet.

Eine schwere Aufgabe harrte der Ärzte und Krankenträger. Im Kampfe mit Freischärlern, die aus Häusern auf die durchziehenden Verwundeten schossen und die Gefechtsstaffel zersprengten, hatte Stabsarzt Dr. Szubinski am Westausgang des Dorfes den Verbandsplatz des Regiments eingerichtet. Den ganzen Nachmittag über strömten die Verwundeten zu, und bald war alles überfüllt. Eine schier nicht zu bewältigende Arbeit für fünf Ärzte mit wenigen Helfern; dazu in stundenlangem Artilleriefeuer. Nach Mitternacht erschienen die Krankenträger der Sanitätskompanie mit Fackeln. Sie wurden aber beim Absuchen des Schlachtfeldes noch vielfach vom Feinde beschossen. Trotzdem wurden die meisten der hilflos daliegenden und dem Verschmachten nahen Schwerverwundeten noch während der Nacht zurückgeschafft. Viele aber mussten in ihrer Todespein den kommenden Morgen abwarten, bis sie aufgefunden und geborgen werden konnten.

Die erste Schlacht war geschlagen. Der blutigste Tag des ganzen Krieges lag hinter dem Regiment. Der Sieg hatte sich an seine Fahnen geheftet. Ein Starker und tapferer Gegner war aus Stellungen gejagt worden, die er sich drei Tage lang mit Sorgfalt ausgesucht und ausgebaut hatte. Rühmliche Taten, die alle der Erwähnung wert wären, waren allerort vollbracht worden. Aber groß, sehr groß waren auch die Verluste. Kein Tag des Feldzugs hatte vom Regiment so viele Opfer gefordert wie der Tag von Anloy. Innerhalb weniger Stunden hat es über 1.000 Mann, mehr als ein Drittel seines Bestandes, verloren. 13 Offiziere, darunter außer den schon erwähnten der bewährten Führer der 4. Kompanie, Hauptmann von Normann, und Oberleutnant Ebel von der 6., der am nächsten Morgen seiner schweren Verwundung erlag, ferner Leutnant Becker, von Grolmann, Eichhoff, Klein, Walter und Fahnenjunker Schäfer waren auf dem Schlachtfelde geblieben; 340 brave Unteroffiziere und Mannschaften waren mit ihnen in den Tod gegangen. Fast doppelt so hoch war die Zahl der Verwundeten. Unter ihnen waren 20 Offiziere: Das I. Bataillon hatte den Hauptmann von Thümen und die Leutnants Locher, Malzahn, Pieper, Scherer und den Fähnrich Marquardt verloren; das II. büßte Leutnant Schroeder, Johlen, Hellwig und Buchholz ein; am schwersten aber waren die Verluste beim III., wo außer den vier Kompanieführern die Leutnants Dingeldein, Flotho, Fischer, Loerbrocks, Schmidt, Meyer und Freytag fehlten. In der Maschinengewehr-Kompanie waren Oberleutnant Kienitz und Leutnant de Harde (D. E.) verwundet. An Unteroffizieren und Mannschaften waren 599 verwundet, 72 wurden vermisst. Der Name Anloy sollte einen schrecklichen Klang in der hessischen Heimat erhalten. Da war kein Städtchen und Dörfchen, in das nicht die Nachricht gedrungen wäre: „Bei Anloy gefallen!“ Aber darum ist der Name auch zum Ehrennamen der Kämpfer des 22. August geworden. Von allen Kränzen, die sich das Regiment in diesem großen Krieg errungen, ist der Kranz von Anloy der schönste. Er wird nie welken.“

Man begrub Heinrich Schmitt auf dem Soldatenfriedhof Anloy-Heide in Block 3, Grab 147.

Gedenkstein für Heinrich Schmitt auf dem Friedhof Fernwald-Albach